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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hinderte Norton aber nicht daran, mehr auf der Insel als auf seinem Schiff zu sein und Helens Schatten zu spielen.
    »Wird das ein Leben!« sagte er schon am dritten Tag, nachdem man sich in den Bungalows eingerichtet und auf der Insel umgesehen hatte. »Zwei Bars, ein Saloon, ein Kino, ein Freilichttheater – uns werden vom Gähnen die Kaumuskeln knacken! Wir müssen uns viel mehr miteinander beschäftigen, Helen.«
    In den ersten Tagen hatte man wieder genug damit zu tun, die Delphine an die neue Umgebung zu gewöhnen. Sie flitzten in der Lagune umher, verließen durch den Eingang bei Wilkes Island die Insel und durchfurchten den Pazifik, begleitet von ihrem Mutterschiff.
    Hier geschah nun das, was in die Geschichte der Sea-Lords einging und was keiner jemals vergessen konnte, der es miterlebt hatte.
    An einem sonnigen Vormittag kreuzte Norton im Ozean und hatte an einer Stelle einen kaum hörbaren Motor in einer Stahlkapsel versenkt. Er fuhr eine ganze Strecke davon weg, und dann bereiteten Finley und Helen die II. und VI. Kompanie zur Suche nach diesem Gegenstand vor.
    Helen war unter den Delphinen im Bassin des Spezialschiffes, trug wieder ihren goldenen Badeanzug und wurde von John ständig langsam umrundet. Er beobachtete sie und wurde seltsam unruhig, als Rick Norton in einer knappen Badehose ins Becken sprang und übermütig rief: »Helen, Liebling – ich komme in deine Arme!«
    Mit kräftigen Stößen schwamm Norton zu ihr, umfaßte sie, drückte sie an sich und gab ihr einen langen Kuß.
    Im gleichen Augenblick schnellte sich John hoch aus dem Wasser, stieß einen gellenden Trompetenlaut aus und fiel klatschend zurück. Norton blickte sich erschrocken um, ließ Helen los und wollte mit starken Kraulschlägen zum Beckenrand und zur Treppe ausweichen, aber mit der Schnelligkeit eines Torpedos schoß John auf ihn zu, den Kopf waagerecht im Wasser, das Maul geschlossen, die Augen zusammengekniffen.
    »John!« schrie Helen hell. »John! Hierher! Hierher!«
    Aber John, der Verliebte, der Gekränkte, der Betrogene hörte nicht mehr auf ihren Befehl. Mit der Wucht eines Geschosses traf er auf Norton. Sein 200-Kilo-Leib schleuderte Rick halb aus dem Wasser. Norton schrie noch einmal auf, da traf ihn der zweite, ungeheure Rammstoß und drückte ihn gegen den Beckenrand. Finley hieb mit einer Stange nach John, aber der schien nichts zu spüren; mit seiner Schnauze hämmerte er auf Norton ein und zerquetschte ihn an der Bassinwand, als sei er unter eine Presse geraten. Aus Nortons aufgeplatztem Bauch quollen Blut und Därme – erst da ließ John von ihm ab, schwamm zurück, umkreiste noch einmal die schreiende Helen und setzte dann zu einer neuen, rasenden Fahrt an. Mit der größten Geschwindigkeit, zu der er fähig war, schoß sich John selbst gegen den Beckenrand, stieß noch einmal vor dem Zusammenprall seinen Liebeslaut aus und zerschmetterte seinen Leib. Sein Kopf explodierte förmlich unter der Wucht des Aufpralls.
    Finley zog Helen aus dem blutigen Wasser, während drei Matrosen den aufgerissenen Körper Nortons aus dem Becken hoben. An John kamen sie nicht heran, denn seine Kompanie hatte ihn in die Mitte genommen und abgeschleppt. Dort lag er, auf einem Floß lebender Leiber, den silberglänzenden Bauch nach oben, im Tode noch der Sieger.
    »Er war wahnsinnig«, stammelte Helen, als Finley sie wegführte in ihre Kabine. »Die ganze Zeit! Wir haben das nur nicht erkannt.«
    »Er war nicht wahnsinnig«, sagte Finley gepreßt.
    »Er hat Rick ermordet …«
    »Aus Eifersucht. Du weißt das genau!« Finley legte Helen auf ihr Bett und deckte sie zu. Sie zitterte am ganzen Leib. »Wer dich liebt, müßte ihn verstehen. Ich jedenfalls verstehe ihn.«
    Dann drückte er Helens Kopf an seine Brust, weil sie wie ein kleines Kind weinte.

12
    Rick Nortons Tod wurde als tragischer Unfall eingestuft. Drei Tage später landete sein Vater, ein weißhaariger Farmer aus Comstock in Nebraska, mit einem Navy-Transporter aus Honolulu, betrat das Schiff seines Sohnes und starrte minutenlang schweigend in das Delphinbassin. Admiral Crown, der neben ihm stand, wagte keinen Ton zu sagen und war ergriffen.
    »Das ist so, Sir«, sagte der alte Norton endlich und wandte sich ab. »Ich hatte drei Söhne. Der Älteste wurde in Vietnam von einer Giftschlange gebissen und war nicht mehr zu retten. Der zweite geriet auf der Farm einem Bullen auf die Hörner und lebte noch zwei Tage. Und jetzt Rick, getötet von einem Delphin. Kann man

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