Unternehmen Delphin
glücklich zu werden, möchte ich allein sein. Wer weiß denn, was dann passiert …«
»Du hast eben immer den Falschen erwischt, Helen.«
»Wo ist denn der Richtige, Abraham?«
Clark schwieg. Wie kann man Finley und Helen zusammenbringen, dachte er. Du lieber Himmel, man kann sie doch nicht mit Stricken aufeinander fesseln. Wie können zwei so hochintelligente, ja geniale Menschen nur so dämlich sein!
»Bleib auf Wake«, sagte Clark endlich. »Hier hast du Ruhe. Hier sind deine Delphine.«
»Und hier ist Ricks Grab.«
»Auch daran kann man sich gewöhnen. John wollte dich nur beschützen.«
»Das weiß ich ja. Ich wollte Rick noch von mir drücken, als er mich küßte … aber wen er einmal umarmt hatte … er war ein so starker Mann …«
Sie brach ab, starrte über die Korallenriffe und die weiß schäumenden Wogen hinaus auf den Ozean, wo die patrouillierenden Schiffe von Admiral Crown – kleine Punkte nur gegen den blauen Himmel – das Sperrgebiet abfuhren.
Etwas weiter weg, von Wake aus nicht sichtbar, nur auf dem Fernradarschirm zu erkennen, lag das sowjetische Nachrichtenschiff Primorje. Wenn Hubschrauber der U.S. Navy es überflogen, erkannte man keinerlei Regung an Deck. Nicht einen einzigen sowjetischen Matrosen sah man. Nur wenn abends auf der Primorje die Lichter angingen, verlor sich der Eindruck eines Geisterschiffes.
»Wann kann ich wieder arbeiten?« fragte Helen.
»Das bestimmt Dr. Shade. Soll ich mit ihm sprechen?«
»Ja, bitte, Abraham.«
Eine Woche später stand Helen wieder am Bassin der Delphine, begrüßt von einem gellenden Pfeif- und Kreischkonzert ihrer Lieblinge, die sich vor Freude wie verrückt gebärdeten. Dr. Rawlings, der mit Admiral Crown am Fenster des Forschungslabors stand, hob die Schultern.
»Da sehen Sie es, Sir«, sagte er wie resignierend. »So wie Helen werden uns die Delphine nie lieben – es sind eben alles Männer!«
In der Nacht wurden die Frühwarnkugeln rund um Wake versenkt. Der Großversuch hatte begonnen. Gleichzeitig wurde der erste fertige Unterwasserbunker für U-Boote abgeschleppt und sollte im Gebiet der Emperor Bank, einer riesigen Untiefe in Pazifik gegenüber den sowjetischen Kurilen, versenkt und verankert werden. Auch hier würden drei Abhörkugeln im weiten Umkreis das Anschleichen fremder U-Boote wahrnehmen und die unterseeische Werkstatt warnen. Es mußte allerdings schon ein unwahrscheinlicher Zufall sein, wenn in diesem Riesenmeer ein so winziger Gegenstand wie der Unterwasserbunker entdeckt wurde.
Die Aktion war vorzüglich vorbereitet. Von der anderen großen Pazifikbasis aus, der Midway-Insel, lief ein kleiner Flottenverband in Richtung der Marshall-Inseln aus, während drei Schiffe von Wake den gleichen Kurs nach Süden nahmen. Natürlich waren sie im Radarschirm der sowjetischen Primorje deutlich zu sehen, und dort nahm man auch die scheinbar unbefangenen Gespräche zwischen Kommandant und Admiral Crown auf. Sie deuteten darauf hin, daß die Amerikaner nun im Gebiet der Marshalls etwas Geheimnisvolles planten.
Admiral Prassolow, der sofort diese Nachricht bekam, wandte sich umgehend an Wladiwostok. Dort war man erstaunt. »Etwas völlig Neues, Mikola Semjonowitsch«, sagte der Oberkommandierende der sowjetischen Pazifikflotte. »Was wollen sie da? Neue Atomversuche sind ausgeschlossen. Das hätten wir längst erfahren. Beobachten Sie die Bewegungen der Amerikaner weiter!«
Jakowlew, der mit seinen drei U-Booten und seinen ›Hechten‹ unsichtbar unter Wasser lag und wartete, sah keinen Anlaß, abzuschwenken und der Flotte zu folgen. Prassolow hatte ihm nichts zu befehlen, sondern ihn nur zu verwalten – so blieb er also auf der Lauer und übte die große Kunst der Russen: Geduld zu haben.
Die Taktik der Amerikaner hatte Erfolg. Die Primorje konzentrierte sich auf die von Wake abschwimmenden Schiffe und versäumte so das Versenken der Abhörkugeln. Auch die beiden alten Zerstörer, die zur Miluoki-Bank vorstießen – anscheinend, um dem Verband entgegenzufahren, der von Midway herunterkam –, interessierten nicht. Wer konnte denn auch ahnen, daß sie hinter sich an dicken Stahltrossen den U-Boot-Bunker abschleppten. Selbst Jakowlew ließ sich täuschen; er schickte sein schnelles Victor-Boot los, aber es kam zurück mit der Nachricht, die beiden alten Kästen würden gemütlich durch den Ozean tuckern und sollten offenbar irgendwo auf den Midway-Konvoi warten.
Mit dem Versenken der Stahlkugeln begann der Einsatz der
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