Unternehmen Pegasus
GWA-Chef sah mich aufmerksam an, doch verbarg ich auch weiterhin mein Erstaunen über sein plötzliches Auftauchen. Innerlich quälte mich aber die Ungewißheit. Es war meines Wissens noch niemals vorgekommen, daß der mächtigste Mann in den Staaten einen seiner Spezialagenten am Urlaubsort persönlich aufsuchte.
Bisher hatte ich immer schriftliche Befehle bekommen. Auf verschiedenen Umwegen war ich anschließend in das Dienstzimmer des Alten gelangt, wo ich meine genauen Anweisungen erhielt.
Diesmal schien der Vorgang anders abzulaufen. Das gab mir sehr zu denken.
General Reling setzte sich auf einen der klobigen Holzstühle und deutete wortlos auf eine zweite Sitzangelegenheit.
»Miller, Sie bleiben am vorderen Fenster stehen und überwachen die Gegend. Ich möchte weder gestört noch belauscht werden. Verstanden?«
»Jawohl, Sir!« Mein Kollege lud den Maschinenkarabiner durch.
Zu gern hätte ich, um meine innere Anspannung zu lösen, einen Pfiff ausgestoßen, doch das verbot Relings Gegenwart. In dieser Phase unserer Begegnung war er ausschließlich der Vorgesetzte, der Mann, der für die Sicherheit der Staaten verantwortlich war.
»Es spricht für Ihre hervorragende Disziplin, daß Sie noch nicht nach dem Anlaß für mein Kommen gefragt haben«, meinte er sachlich.
»Sie sind eben da, Sir«, gab ich unbewegt zurück.
Er blickte mich forschend an und griff bedächtig nach seiner Pfeife.
»Gut, ich bin gekommen. Ohne Grund habe ich den Flug nicht unternommen, darauf können Sie sich verlassen. Sie wissen, daß ich Komplikationen gern aus dem Wege gehe, wenn Sie vermeidbar sind. Deshalb habe ich Sie aufgesucht. Wir sind hier völlig ungestört. Passen Sie auf!«
Nun erhob er sich und trat an einen großen Plastikbehälter, der vorher nicht in der Hütte gestanden hatte. Reling mußte den Kasten mitgebracht haben.
Er zog an einem kleinen Hebel, und die Vorderwand fiel nach unten. Im nächsten Augenblick hatte ich meine Dienstwaffe in der Hand. Entsetzt starrte ich auf das Etwas, das furchterregend brüllte.
Es waren Laute, wie ich sie noch niemals vernommen hatte.
Das Wesen sprang einige Zentimeter aus dem Behälter heraus, bis es von einem starken Stahltau gestoppt wurde. Kreischend hieb es mit den klauenbewehrten Pranken auf das Drahtseil ein. Seine fingerlangen Reißzähne preßten sich in ohnmächtiger Wut in das harte Metall.
Die Bestie mit dem schuppenbedeckten Kopf und dem grünlichen Fell starrte mich aus glühenden Augen an. Sie hatte in etwa die Größe eines Schäferhundes.
Auch Reling hielt seine Waffe in der Hand, allerdings zeigte seine Miene keine Spur von Entsetzen. Er schien das Ungeheuer schon öfter gesehen zu haben.
Plötzlich verstummte das Wesen und kauerte sich zum Sprung zusammen.
»Schießen Sie nicht, Captain«, sagte der Alte. »Dieses Musterexemplar brauche ich noch. Es kann sich von dem Stahlseil nicht befreien. Was halten Sie von dem Tier?«
Miller stand vollkommen unbewegt am Fenster. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Er schien bereits mehr zu wissen als ich.
»Was ich von dem Biest halte?« wiederholte ich. Meine Thermo-Rak-Pistole, geladen mit den gefährlichen Raketengeschossen, war noch immer auf das tückisch blinzelnde Tier gerichtet.
»Ich warte auf eine Antwort, Captain!«
»Schön, ich werde sie Ihnen geben! Wenn ich über den Stand unserer Raumschiffahrt nicht genau orientiert wäre und nicht wüßte, daß wir erst den Mond erreichen können, würde ich sagen, es ist gelungen, auf der Venus zu landen und ein Exemplar der dortigen Fauna mitzubringen! Die Bestie sieht aus wie eine Kreuzung zwischen einem urweltlichen Säbelzahntiger und einem
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