Unternehmen Pegasus
Aufgabe, das Atomwerk zu finden und nebenbei mit Einverständnis der Regierungen von Brasilien und Venezuela dafür zu sorgen, daß der Untergrundführer ausgeschaltet wurde. Das Problem war sehr knifflig, da hinter dem Mann Milliarden standen, die aus unbekannten Quellen flossen. Heute wissen wir, daß der damals in der Gründung begriffene Großasiatische Staatenbund die Finger im Spiel hatte. Wir fanden das Atomwerk, doch dann passierte die Panne.«
Ich erinnerte mich nun wieder an die Ereignisse vor einundzwanzig Jahren, die beinahe die Welt aus den Angeln gehoben hätten.
Anschließend war das internationale Abkommen getroffen worden, wonach jede atomare Versuchsexplosion nur noch im leeren Weltraum stattfinden durfte.
Reling wirkte verschlossen. Er schien sich mit unangenehmen Erinnerungen auseinanderzusetzen.
»Wir hatten den Untergrundführer aufgespürt, doch das Werk bestand noch. Als der Erfolg für uns in greifbarer Nähe gerückt war, verschwand aus einem unserer Versuchsarsenale eine verwendungsreife Kohlenstoffbombe. Einige Luftwaffenoffiziere hatten sich auf dunkle Geschäfte eingelassen. Sie flogen mit dem Versuchsbomber los und hatten wahrscheinlich die Absicht, die Höllenbombe in das Amazonasgebiet zu bringen.«
Er deutete mit dem Zeigefinger nachdrücklich auf die Spezialkarte.
»Das wäre ihnen auch gelungen, wenn es nicht einen übereifrigen Jäger-Piloten gegeben hätte. Direkt über dem Landegebiet entdeckte er den Bomber und schoß einige Luftziel-Raketen ab. Wieso die Versuchsbombe in der Maschine dadurch explodieren konnte, ist bis heute nicht klar. Jedenfalls ging südwestlich des Rio Negro und nördlich des Amazonas eine Atomsonne auf. Es war die grauenhafteste Explosion, die jemals auf der Erde stattgefunden hat. Die Bombe explodierte in fünfzehn Kilometer Höhe. Etwa zwanzig Urwaldsiedlungen, kleine Pflanzer-Niederlassungen, waren von der Katastrophe betroffen. Ein Gebiet mit hundertfünfzig Kilometer Durchmesser verwandelte sich in eine Hölle. Der Rio Negro veränderte seinen Lauf. Die Kohlenstoffbombe hatte die Zerstörungskraft von etwa fünf Milliarden Tonnen TNT. Die Gegend wurde derart radioaktiv verseucht, daß sogar weit entfernte Gebiete fluchtartig geräumt werden mußten. Die Nationen der Erde halfen nach besten Kräften. Leider ließ sich nicht verhindern, daß Wochen später in Europa radioaktive Wolkenbrüche niedergingen. Die Folgen sind bis heute noch feststellbar. Über der Karibischen See raste ein Hurrikan, dessen Gewalt sich mit Worten kaum schildern läßt. Das war das Ende der Untergrundbewegung und – wie wir dachten – auch das Ende jenes Atomwerkes.«
Mein Kollege stieß einen Seufzer aus. Ich hatte das Gefühl, daß mein Gesicht von einer fahlen Blässe überzogen war. In meinem Gehirn klangen die letzten Worte nach.
»Wie war das?« fragte ich. »Sie dachten …?«
»Ja, wir dachten«, sagte er hart. »Wenn Sie diese Hölle auf dem Filmstreifen oder gar aus der Nähe gesehen hätten, wären Sie der gleichen Meinung. Wir waren bis vor drei Wochen davon überzeugt. Zu diesem Zeitpunkt traf ein Bericht von der Lateinamerikanischen Bundes-Geheimpolizei ein – und mit ihm das Monstrum!«
Er deutete auf das Ungeheuer, das erneut alle Anstrengungen machte, sich von dem Stahlseil zu befreien.
»Es steht fest, daß ein Landgebiet von rund 22.500 Quadratkilometer noch derart hart strahlt, daß man es nur mit modernsten Schutzanzügen betreten kann. In den vergangenen einundzwanzig Jahren hat man sich verständlicherweise vor dem
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