Unternehmen Pegasus
sämtliche Fälle weggeschwommen, nicht wahr! Ging Ihnen die Sache so sehr auf die Nerven?«
»Ich hätte den Kerl niederschlagen können«, sagte ich heftig. Diesmal glaubte er mir.
General Reling konnte nicht verleugnen, daß er GWA-Chef war. Schon wollte er nähere Einzelheiten wissen.
»Wer war der Mann? Gehörte er zu einer harmlosen Jagdgesellschaft, oder handelt er im Auftrag von Leuten, die eventuell erfahren haben, daß hier ein Captain der Abwehr seinen Urlaub verbringt?«
»Nie zuvor gesehen, Sir. Die Schüsse kamen auch für mich völlig überraschend. Die Begleiter bewunderten die Treffsicherheit des Schützen und gratulierten ihm überschwenglich zu seinem Glück.«
»Ihre Folgerung, Konnat?«
»Es muß eine bedeutende Persönlichkeit sein mit viel Geld und Einfluß. Man bemühte sich um seine Gunst. Deshalb bin ich sicher, daß er nicht meinetwegen hier ist. Ein mächtiger Mann spielt nicht selbst den Spitzel. Er bleibt im Hintergrund und schickt seine Strohmänner vor. Es dürfte ein Zufall gewesen sein, daß er ausgerechnet meinen Freund erschoß.«
Er sah mich lange an.
»Ihren Freund – so, so! Es ist gut, daß wir uns in der kanadischen Einsamkeit befinden, denn im Hauptquartier der GWA müßten Sie mit solchen Reden vorsichtig sein.«
»Jawohl, Sir«, bestätigte ich.
In seinen Augen lag ein Ausdruck, der mich nachdenklich stimmte. Fast schien es mir, als wäre dieser harte Mann in seinem Innern bewegt, obwohl ich ihn sehr gut kannte, ließ sich nicht ergründen, ob meine Vermutung richtig war. General Reling konnte seine Gefühle meisterhaft beherrschen.
Das flüchtige Aufblitzen in seinen Augen verschwand. Er wurde sachlich. Das war für mich eine vertraute Tonart.
»Konnat, ich möchte über verschiedene Dinge hinwegsehen. Der Aufenthalt im winterlichen Kanada hat Ihnen die Entspannung gebracht, die Sie unbedingt gebraucht haben. Es wundert mich, daß Sie keine Fragen stellen.«
Ich nickte und warf einige Holzscheite in das Feuer.
»Es wird bald wieder schneien, Sir.«
Er lachte kurz und beobachtete mich aus zusammengekniffenen Augen. Im nächsten Augenblick hatte ich meine Waffe, die auf dem kleinen Tisch neben dem Kamin gelegen hatte, an mich gerissen.
Der Mann, der soeben lautlos in der Tür auftauchte, sah direkt in meine Mündung. Seine Hände zuckten nach oben. Reling murmelte etwas, was ich nicht verstehen konnte.
»Gut, das wollte ich sehen! Nur gut, daß Sie so schnell reagiert haben. Das ist Leutnant Miller, den Sie unter der Tarnbezeichnung TS-19 kennen.«
Ich hatte den jungen Mann längst erkannt. Lächelnd stand er vor mir.
Auf seiner Brust hing ein schwerer Maschinenkarabiner.
»Hallo, Captain, wie geht es Ihnen«, fragte er und streckte mir die Rechte hin.
Ich freute mich ehrlich über den Besuch und begrüßte TS-19 herzlich. Außer ihm gab es in der GWA nur drei Menschen, die mich ohne meine hauchdünne Biosynth-Maske gesehen hatten. Allerdings kannte er meinen richtigen Namen nicht. Natürlich hieß er auch nicht Miller, aber an diese Geheimniskrämerei waren wir alle gewöhnt.
Es gehörte zu den Sicherheitsprinzipien der GWA-Agenten, weitgehend anonym zu bleiben.
Wir hatten zuletzt auf dem Mond zusammengearbeitet, wo er mir als Verbindungsmann zugeteilt gewesen war.
»Ist die Luft rein, Miller?« fragte der Alte.
Mein Kollege nickte.
»Jawohl, Sir, kein Mensch zu sehen. Wir sind hier so ungestört wie im Hauptquartier.«
Seine Worte machten mich hellhörig. Besorgt dachte ich über meinen Urlaub nach, der erst drei Wochen gedauert hatte. Die Sache sah mir nach Sondereinsatz aus. Das mußte mit anderen Worten bedeuten, daß meine vierte Urlaubswoche schon gestrichen war.
Der
Weitere Kostenlose Bücher