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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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plötzlich und blickte hoch. Sie hielt Carls Blick stand, ohne sich abzuwenden.
    Carl spürte, daß er dabei war zu erröten und hätte sich vor Wut ohrfeigen können.
    »Nein«, sagte er. »Sie sind natürlich die erste, die wir aufgesucht haben, Frau Lundwall, aber ich werde mich von hier gleich zu Carlos begeben…«
    Ihm ging auf, daß er vergessen hatte, Beata um die Adresse zu bitten. Er warf Beata einen fragenden Blick zu. Sie nickte beruhigend und streckte sich nach ihrer Handtasche aus, die sie auf den Couchtisch gelegt hat »Wie gesagt«, sagte Carl, »werde ich mich jetzt gleich zu Carlos begeben. Wenn Sie mich also entschuldigen wollen, Frau Lundwall…«
    Er erhob sich zögernd, trat ein paar Schritte vor und streckte zum Abschied die Hand aus. Sie gab ihm die Hand, überlegte es sich jedoch plötzlich und zog ihn an sich, so daß er sich plötzlich halb kniend vor dem Rollstuhl wiederfand und sie umarmte. Sie fühlte sich in seinen Armen sehr klein und zerbrechlich an. Ihre Rückenmuskeln zitterten leicht, ob nun wegen der körperlichen Anstrengung, sich vorzubeugen, oder vor Rührung.
    Carl machte sich behutsam frei und streckte hinter dem Rollstuhl die Hand aus. Beata legte ihm einen Zettel hinein, worauf sie einen langen Blick wechselten. Sie hatten sich darauf verständigt, daß sie bei Joars Mutter bleiben sollte. Dann ging Carl, ohne noch etwas zu sagen. Auf dem Weg hinaus ging ihm auf, daß Beata die Wagenschlüssel hatte. Er wollte trotzdem nicht wieder in die Wohnung gehen und wieder von vorn anfangen. Er hatte das Gefühl zu flüchten.
    Draußen war es hell, mittsommerhell. Im Park des Garnisonskrankenhauses sang eine Amsel. Er sah sich unschlüssig um, entschied sich dann aber, zur Hantverkargatan zu gehen, um ein Taxi zu bekommen. Es herrschte jedoch kaum Verkehr, und von einem Taxi war nirgends etwas zu sehen. Er schlenderte zum Kungsholmstorg hinunter, denn er wußte, daß dort ein Taxistand war. Er fühlte sich wie auf einer Maskerade, als hätte er sich als Carl Gustaf Gilbert Hamilton verkleidet, als die vereinzelten nächtlichen Flaneure, denen er begegnete, ausnahmslos zusammenzuckten und ihn anstarrten, als wäre er ein Geist. Es war diese verfluchte Uniform, die die Leute so glotzen ließ.
    Der Taxifahrer geriet vollkommen durcheinander, als er entdeckte, wer sich da neben ihn setzte und eine Adresse im Stadtteil Östermalm nannte, als wäre es selbstverständlich, daß ausgerechnet er jetzt in ausgerechnet diesem Taxi nach Östermalm fuhr.
    Carlos Figueras wohnte in einer Altbauwohnung am Karlavägen mit einem Balkon, der an der gesamten Wohnung entlanglief. Dort fand gerade eine Party statt, eine recht altmodische Party mit lauter Musik, Massen von Blondinen, Erdnüssen und Leuten aus der Welt der Werbung wie der Künste, Leuten aus Schweden und dem Ausland, sowohl Homosexuellen als auch Heterosexuellen sowie einigen anderen eher unbestimmbarer sexueller Identität.
    Es war eine schwungvolle Party, bei der es noch mehrere Stunden dauern würde, bis alle abgefüllt waren und der Verfall begann. Die Wohnungstür war offen. Das Stimmengewirr und die Musik in der Wohnung machten jeden Versuch zunichte, an der Tür zu läuten. Carl brauchte nur einzutreten und war sofort die Sensation, als wäre es ein besonders witziger Einfall, ihn einzuladen, als wäre er so etwas wie ein wandelnder Scherz in Uniform, ein geschickter Offiziersimitator oder so etwas. Jemand versuchte ihm ein Champagnerglas in die Hand zu drücken, eine Frau wollte unbedingt mit ihm tanzen, und einige andere Leute wollten ihn auf ein Sofa zerren.
    Schließlich fand er Carlos draußen auf dem Balkon mitten im Gedränge. Natürlich erstarb sofort jede Konversation in der Umgebung, als Carl auf den Mann zuging, den man ihm als Carlos bezeichnet hatte, der wie ein Spanier aussah und überdies feminin und homosexuell wirkte. Carl stellte sich steif vor und bat um ein Gespräch unter vier Augen. Als auch Carlos versuchte, ihm Champagner aufzudrängen, erklärte er angestrengt, auf dem Balkon sei es leider nicht möglich, alles zu erklären. Auch Carlos schien der Meinung zu sein, Carls Auftritt hier sei eine Art Scherz.
    Carls Gesichtsausdruck ließ ihn jedoch nachgeben, und so lotste er seinen unerwarteten Gast durch die Menge der Partygäste in der großen Wohnung zu einem Arbeitszimmer, in dem sie sich genötigt sahen, eine bestimmte erotische Aktivität zu unterbrechen, sich zu entschuldigen und demonstrativ die Tür zu

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