Unternehmen Vendetta
irritierend umständliche Mühe darauf, eine Zigarette anzuzünden, Da Piemonte eine anzubieten und einen Aschenbecher zu holen, bevor er mit einem tiefen Zug den Faden wieder aufnahm.
»Hamilton wird in kurzer Zeit Don Tommasos Cosca in Castellammare erheblichem Druck aussetzen. Als ich vor einigen Tagen in Rom mit Hamilton zusammengetroffen bin, habe ich mir die Grundzüge des Projekts darlegen lassen. Den Rest der Zeit habe ich darauf verwendet, das Projekt im Ministerium und bei der Führung der Streitkräfte zu verankern. Aus diesem Grund besuche ich Sie erst jetzt.«
»In welchem Umfang wollen Sie mich über das Projekt informieren, Herr General? Ich möchte Ihnen gern mit den Mitteln beistehen, die ich zur Verfügung stellen kann, aber es wäre praktisch, wenn ich mehr über… über das wüßte, was Sie das Projekt nennen.«
»Selbstverständlich, rein operativ lassen sich Ihre Handlungsmöglichkeiten nutzen. Juristisch sieht es jedoch etwas anders aus.
Wir können eine Cosca nie unter Druck setzen, wie unangenehm sie uns auch sein mag. Unser Ziel und unser Auftrag bestehen ja immer darin, Beweise gegen diese Kanaillen zusammenzutragen, sie hinter Schloß und Riegel zu bringen, solange es eben geht, ihnen Verteidiger zu besorgen und all das.«
»Natürlich. Das liegt daran, daß wir den demokratischen Staat vertreten und keine konkurrierende Cosca«, erwiderte Da Piemonte so betont, daß es ihn selbst überraschte.
General Cortini hob erstaunt die Augenbrauen und rauchte eine Zeitlang, bevor er sich zu entschließen schien, auf politische Darlegungen zu verzichten und direkter zu werden.
»Das Bild wird durch die übergeordneten politischen Überlegungen kompliziert, die Wünsche der Amerikaner und derlei. Daraus folgt, daß wir einerseits sehr auf Ergebnisse aus sein müssen, andererseits jedoch einen großen Teil der Verantwortung ausländischen Operateuren überlassen, die nicht die gleiche juristische Verantwortung haben wie wir selbst. Verstehen Sie den Gedankengang, Oberst?«
»Ja. Ich deute Ihre Worte so, daß ich darauf verzichten soll, möglichen kriminellen Handlungen allzu eifrig nachzuspüren«, erwiderte Da Piemonte vollkommen neutral, ohne auch nur mit einer Miene zu verraten, welchen Abscheu er bei seinen eigenen Worten empfand.
General Cortini lächelte ebenso plötzlich wie überraschend. Sein Gesicht sah aus, als hätte es plötzlich tausend Sprünge bekommen.
»Sehr gut ausgedrückt, Kompliment«, sagte er. »Sagen Sie, wenn ich richtig unterrichtet bin, haben Sie Pläne, gegen eine oder mehrere Heroinraffinerien zuzuschlagen?«
»Ja, General, das stimmt. Es ist jedoch eine komplizierte Operation, und ich befinde mich erst im Vorbereitungsstadium.«
»Worin bestehen die Komplikationen?«
»In erster Linie betreffen sie die Probleme mit der Geheimhaltung. Wenn wir einen solchen Schlag planen, muß es schnell gehen, innerhalb weniger Stunden. Sonst besteht das große Risiko, daß alle Vögel ausgeflogen sind, wenn wir an den Einsatzort kommen. Unsere Erfolgsquote bei solchen Unternehmen liegt bei bestenfalls fünfzig Prozent.«
»Hm«, bemerkte General Cortini, »fünfzig Prozent. Und dann kommen die meisten beim Prozeß davon, weil sie behaupten, sie hätten sich nur zufällig dort aufgehalten, hätten gerade Brot oder Erfrischungsgetränke anliefern wollen oder hätten nur angehalten, um zu pinkeln?«
»Ja, General. Das ist eine gute Beschreibung des üblichen Ablaufs.«
»Sehr interessant, sehr interessant. Nun, dann habe ich einen Vorschlag für Sie.«
»Einen Vorschlag , Herr General?«
»Nun ja. Es gibt häßlichere Worte als Vorschlag. Befehl zum Beispiel.«
Carl war ausgezeichneter Stimmung. Wären da nicht die privaten Schatten, die er nach Kräften zu verdrängen suchte, hätte er sich zu sagen gewagt, er sei strahlender Laune. Er war nochmals mit dem Wagen nach Monreale hinaufgefahren, um in aller Ruhe und ungestört eine Zeitlang herumzugehen und in der Kühle und der Dunkelheit die normannischen Mosaiken zu betrachten. Dann war er auf dem Corso Calatafimi direkt in die Stadt gefahren, hatte die Wärme und die Verkehrsstockungen fast genossen und sich elegant durch das System der Einbahnstraßen um den Palazzo dei Normanni und Vittorio Emanuele manövriert, am Hauptquartier der Carabinieri vorbei, und hatte ohne Schwierigkeiten das Museum für sizilianische Kunst gefunden. In einer Seitengasse fand er auf dem Bürgersteig sogar einen Parkplatz.
Das Museum
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