Unternehmen Vendetta
Mitteilungen sind verzerrt, die Dinger haben einen eingebauten Scrambler, und wir sind drei Mann beim Unternehmen, Orca, Trident und Triton, das sind die Anrufsignale. Bis auf weiteres jede volle Stunde.«
Åke Stålhandske nickte. Er war immer noch erschüttert über den Scherz seines Kollegen. Er mochte derlei nicht. Aber das war sicher die Art Dummheit, die er zu Anfang selbst hätte begehen können. Kein Grund, Streit anzufangen. Denn wenn sie zu dritt waren, war für Kontroversen und Animositäten kein Raum. Früher oder später würde ihr Leben von der Fähigkeit zu Kommunikation und gegenseitigem Vertrauen abhängen.
»Hmm«, sagte er. »Es ist sicher nicht die Absicht, daß wir beide zusammen sein sollen, ich meine, daß man uns zusammen sieht.«
»Nein, von jetzt an halten wir Funkkontakt. Ich bin dabei, geeignete Treffpunkte zu suchen. Das Ziel befindet sich hier in der Nähe. Der nächste Schritt wird darin bestehen, die Ausrüstung aufs Boot zu bringen. Das wird selbstverständlich ein nächtliches Unternehmen. Ich treffe mich mit Trident an einem geeigneten Ort. Dein Job wird also sein, eine Stelle in einiger Entfernung von hier zu finden, so daß es dir gelingt, in der Nacht dorthin zu kommen, eine Stunde lang ungestört zu laden und dann in der Morgendämmerung in diesen Sektor zurückzusegeln. Dann ist die Sache in Gang.«
»Weißt du etwas über das Ziel?«
»Nein.«
»Weißt du etwas über die Ausrüstung?«
»Nur, daß für alle Bedürfnisse vorgesorgt ist. Er hat sich so ausgedrückt.«
»Carl hat sich so ausgedrückt?«
»Ja.«
Åke Stålhandske lachte auf. Wenn Carl die Ausrüstung so beschrieben hatte, daß »für alle Bedürfnisse vorgesorgt« sei, gab es sicher eine Menge an Bord zu holen.
»Du bist verdammt gut darin, einen Italiener nachzumachen, der englisch spricht. Ich nehme an, das vorhin war reines Theater«, sagte Åke Stålhandske und stand auf, um ein neues Bier zu holen, überlegte es sich dann aber.
»Ja«, erwiderte Luigi leicht beschämt. Er bereute seinen theatralischen Auftritt. »Normalerweise spreche ich wie jeder andere in Kalifornien. Übrigens wird unsere Befehlssprache die ganze Zeit Englisch sein. Wir sollten lieber gleich dazu übergehen. Wollen wir ein bißchen tauchen, bevor ich verschwinde?«
»Kannst du tauchen?« fragte Åke Stålhandske mit so echt gespieltem Erstaunen, daß Luigi zunächst darauf hereinfiel.
Dann lachten beide gleichzeitig los.
Oberst Da Piemonte war unbehaglich zumute. Außerdem war er verlegen, weil er sich in diesem Punkt selbst durchschaute. Palermo war sein Königreich, zumindest zur Hälfte, weil er wie der weiße Ritter unbestreitbar die Macht mit dem schwarzen Ritter teilte. Dafür hatte er jedoch weder in Palermo noch überhaupt auf Sizilien einen Vorgesetzten und war deshalb nicht gewohnt, vor einem Mann, mit dem er sprach, Haltung anzunehmen.
Cortini war jedoch Generalleutnant und trat sichtlich mit dem Anspruch auf, auch als solcher behandelt zu werden. Dennoch hatte er in Palermo ein diskretes Entrée hinter sich. Er trug Zivil, reiste mit nur einem Leibwächter und hatte wider alle Vernunft vom Flughafen ein Taxi genommen. Mit der Folge, daß man ihn unten bei der Wache zunächst nicht hatte einlassen wollen, als er sich vorstellte. Die Irritation über diesen Zwischenfall lag noch wie eine Wolke über seinem Gesicht, als er mit einem kurzen Klopfen Da Piemontes Amtszimmer betrat, ohne eine Antwort abzuwarten.
Da Piemonte wußte nicht viel über General Cortini, kannte ihn kaum dem Aussehen nach, was nicht ganz unverständlich war, da Cortini überwiegend hinter den hohen Mauern der Geheimhaltung beim Nachrichtendienst Karriere gemacht hatte. Von hier aus gab es Verästelungen zu den einzelnen Waffengattungen, den Carabinieri und dem Verteidigungsministerium, das heißt der Politik. Das war eine Welt, von der Da Piemonte sich stets ferngehalten hatte, da er von dort wie die meisten seiner Kollegen nur den abgestandenen Gestank von Intrigen, Freimaurern und Verschwörungen gespürt zu haben glaubte.
Es gab jedoch keinerlei Grund, an Cortinis Macht zu zweifeln, und der kleine, Pinochet so ähnliche Mann machte auch kein Geheimnis daraus, was er repräsentierte. Wenn er die Worte »wir« oder »Italien« verwendete, wurde sehr deutlich, welche Macht sich hinter diesem Sprachgebrauch verbarg.
Es war Cortini, der seinen Gastgeber bat, sich zu setzen, und das in einem Ton, als hätte er es mit einem Offiziersburschen
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