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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sonderlich viele Personen, unter denen man wählen konnte. Außerdem war Hamilton Chef der operativen Abteilung, in der ohnehin das Personal für diesen Auftrag ausgewählt werden würde.
    Schließlich waren gar keine Gewalteinsätze geplant. Es ging nur darum, um Freilassung gegen Bezahlung zu verhandeln, um eine Art geschäftliche Abmachung. Nach Samuel Ulfssons Auffassung wäre es eine erheblich kniffligere Frage, wie man sich verhalten sollte, falls die Entführer zehn Millionen Dollar nicht als ausreichende Bezahlung ansahen. Auf Ulfssons Frage, ob die Herren vielleicht eine Obergrenze festgelegt hätten, erhielt er eine verneinende Antwort. Zumindest wollten sie mit keinem Wort eine solche Möglichkeit andeuten. Es ging ja um Menschenleben, die sich nicht einfach in Geld ausdrücken ließen. Außerdem, erklärte einer der Herren, werde man vielleicht schon bald eine konkretere Unterlage für solche Entscheidungen erhalten. Bis jetzt sei ja nicht mal ein Anfangsgebot abgegeben worden.
    Samuel Ulfsson hatte darauf verzichtet, diese Diskussion weiterzuführen, obwohl er gerne die satanische Frage gestellt hätte, wie man sich verhalten solle, wenn der Preis auf fünfundzwanzig Millionen Dollar hochgetrieben werde; irgendwo gab es vermutlich selbst für den ökonomischen Menschenwert eines schwedischen Direktors eine Obergrenze.
    Wie Carl den Auftrag aufnehmen würde, machte ihm keine Sorge, und so waren Carls erste spontane Reaktionen recht überraschend.
    Carl hatte rote Augen und war erschöpft von der Reise. Er war soeben vom Flughafen Arlanda mit neun Stunden Zeitunterschied im Körper in die Stadt gekommen. Er war offenbar darauf eingestellt gewesen, in seinem Büro nur in einigen Papieren blättern zu müssen, um dann nach Hause gehen und schlafen zu können. Leider war die Zeit kostbar, und je früher er und Joar Lundwall sich nach Italien begaben, um so besser.
    »Aber das ist doch nichts für uns! Von uns werden doch wohl qualifiziertere Aufträge erwartet als das hier?« wandte Carl ein, kaum daß Samuel Ulfsson seinen kurzgefaßten Bericht beendet hatte.
    »Inwiefern?« fragte Samuel Ulfsson besorgt und streckte die Hand nach seiner Zigarettenschachtel aus. Carl sah wirklich nicht sonderlich begeistert aus.
    »Ich meine, mit einfachen Verbrechern zu verhandeln…«, seufzte Carl und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen. »Findest du es nicht selbst ein bißchen übertrieben, wegen solcher Bagatellen Personal aus der operativen Sektion des Nachrichtendienstes loszuschicken? Das kann doch jeder beliebige Polizist erledigen. Man könnte sogar jemanden aus dem Affenhaus losschicken.«
    »Jetzt übertreibst du aber ein bißchen«, konterte Samuel Ulfsson trocken. »Dir muß doch klar sein, daß man nicht Sicherheitspolizisten mit einem solchen Auftrag auf die Reise schicken kann. Die würden ja nur irgendeinen Kurden apportieren und uns vor die Füße legen.«
    »Jaja«, seufzte Carl, »ich nehme alles zurück. Aber irgendein richtiger Polizist dürfte wohl genügen. Die haben außerdem Erfahrung mit Verbrechern, was wir nicht haben.«
    »Ja, vielleicht. Aber es könnte zu einem Austausch kommen«, betonte Samuel Ulfsson vorsichtig. Er wollte bei der Diskussion nicht zu sehr drängen.
    »Na wenn schon«, erwiderte Carl, gähnte und entschuldigte sich mit einer Handbewegung. »Es kann doch nicht so schwierig sein, ein paar Gefangene gegen eine Aktentasche mit Geldscheinen auszutauschen? Außer ein paar beleidigenden Worten dürfte es doch kaum Gewalt geben, oder?«
    »Nein«, erwiderte Samuel Ulfsson schnell, »von Gewalt kann keine Rede sein. Es wird verhandelt, man einigt sich auf einen Preis, und dann wird der Austausch vorgenommen. Soviel ich weiß, gibt es jedoch einige bürokratische Gründe dafür, für diesen Job Militärs auszuwählen. In Italien sind Militärs mit der Angelegenheit befaßt, und deshalb ist es für uns leichter als für die Polizei. Du sollst morgen einen Vertreter des Verteidigungsministeriums in Rom treffen.«
    »Morgen?« sagte Carl und nickte müde. »Darf ich noch nach Hause fahren und mich umziehen?«
    »Aber ja, warum nicht. Etwas Schlaf könnte auch nicht schaden«, sagte Samuel Ulfsson und beschloß gleichzeitig, die Diskussion zu beenden, da Carl ohnehin so zerschlagen und unkonzentriert wirkte. »Beata hat ein paar Papiere für dich, Vollmachten, Hintergrundmaterial und derlei«, fuhr er fort und begann in einigen Dokumenten zu blättern, die vor ihm auf

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