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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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kindlich. Dennoch waren, sie abgesehen von einer noch fehlenden Woche, Absolventen der härtesten militärischen Schule, die je erfunden worden war.
    Sie waren Leutnants der Küstenjäger und Fallschirmjägertruppen und besser ausgebildete Feldoperateure, als die Welt früher je hätte hervorbringen können. Überdies waren beide Master of Science, was sie in allerhöchstem Maße von ihren letzten Kumpeln in den Schlauchbooten unterschied. Das alles. Wahrscheinlich mit einer guten Zukunft im zivilen Berufsleben, falls sie diesen Weg einschlugen, woran jedoch keiner der beiden bisher auch nur entfernt gedacht hatte. Sie waren von dem Gedanken erfüllt, the real thing zu erleben, wahrscheinlich so, als fände es in einem Abenteuerfilm statt. Und er selbst wußte inzwischen genau, welchen inneren Risiken sie ausgesetzt sein würden - wohl keiner Kampfsituation, denn derlei war nicht sonderlich wahrscheinlich, doch dem Risiko, zu Lügnern und Roßtäuschern zu werden. Er selbst hatte nicht entfernt daran gedacht, sie zu warnen.
    Er redete sich ein, das liege ausschließlich daran, daß sie ihm doch nicht glauben würden. Sie glaubten, die höchsten Berge besteigen zu können. Und genau solche Menschen waren sie auch. Sie wollten die Berge besteigen, weil man sie gerade wegen dieser Qualifikation ausgewählt hatte. Die Gleichung war unlösbar. Und außerdem bestand sein Job darin, seine Rolle zu spielen. Er war das Original von Carl Gustaf Gilbert Hamilton, ein Fregattenkapitän, der Konteradmirale dazu brachte, sich zu erheben, wenn er den Raum betrat, oder ein Foto auf Pralinenschachteln, aber gleichwohl war er das Original. Irgendwo in sich hatte er, was diesem äußeren Anschein entsprechen sollte.
    Doch in Wirklichkeit war er nur ein einfacher Fremdgänger und Roßtäuscher, ein Ehebrecher.
    Samuel Ulfsson fühlte sich erleichtert, als die Besprechung beendet war und er in seinen wartenden Dienstwagen einsteigen konnte. Die sogenannten Sicherheitschefs der Industrie besaßen die Gabe, ihn immer verlegen zu machen, als parodierten sie unbewußt seinen Beruf. Sie sprachen immer militärisch knapp, eckig, abgehackt und mit einer Menge unnötiger Begriffe.
    Swedish Ordnance hatte einen besonderen Krisenstab gebildet, der die Entscheidungen des Unternehmens in der Entführungssache verantworten sollte, und alles schien wie eine Art Kriegsspiel oder Übung zu sein, die sie schon oft geprobt hatten.
    Sie hatten sich um Frauen und Kinder gekümmert und sie in eine leerstehende Direktorenvilla in Karlskoga verfrachtet. An und für sich war es gut, wenn es ihnen gelang, alle Angehörigen zum Schweigen zu bringen, da eine zu frühe Publizität verheerende Auswirkungen haben konnte.
    Sie hatten auch die Geldfrage geregelt, und das offenbar erstaunlich leicht. Jetzt waren zehn Millionen Dollar bei einer Bank in San Marino und der Banca di Sicilia in Palermo hinterlegt worden. Überdies war einem gewissen Carl Gustaf Gilbert Hamilton, der noch nichts von der Sache wußte, Vollmacht erteilt worden, über den Betrag zu verfügen.
    Der Sicherheitschef bei Bofors jedoch, im übrigen ein ehemaliger Major, der noch vor Samuel Ulfssons Dienstantritt mehrere Monate lang in der Sicherheitsabteilung des Generalstabs gearbeitet hatte, hatte an der Wahl Hamiltons einiges zu bekritteln gehabt. Es sei, hatte er erklärt, nicht sonderlich diskret, einen Mann zu entsenden, dessen Foto schon auf den meisten Titelseiten der Welt geprangt habe, vermutlich auch in Italien.
    Samuel Ulfsson hatte geduldig zugestanden, daß man schon damit rechnen könne, daß Hamilton dem Gegner bekannt sei oder daß dieser schon von ihm gehört habe, daß man dies aber gleichwohl als Vorteil sehen könne. Falls die Gangsterorganisation drohend auftreten wolle oder weitere Gewalttaten plane, wäre es gut, wenn diesen Leuten das Risiko vor Augen geführt werde, daß das Feuer sozusagen erwidert werden könne. Im übrigen habe der Außenminister den Wunsch geäußert, gerade Hamilton einzusetzen. Es sei also der Wunsch der Regierung gewesen, und darüber könne man nicht einfach hinwegsehen. Welche Überlegungen den Außenminister und andere bewogen hätten, gerade Hamilton auszuwählen, könne wohl nur Gegenstand von Spekulationen sein. Vielleicht wollte die Regierung die schwedischen Entführungsopfer unter Fanfaren und mit Pauken und Trompeten befreit sehen. Immerhin sei es ein Wahljahr, aber zu diskutieren gebe es da nicht mehr viel.
    Überdies gab es nicht

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