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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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lauschte er nach verdächtigen Geräuschen, fühlte sich aber dennoch recht entspannt. Es kam ihm wenig wahrscheinlich vor, daß sie eine Aktion so schnell improvisieren konnten, obwohl es ihm am liebsten gewesen wäre. Je eher sie kamen, um so besser.
    Dann kam sein Essen, Spaghetti mit geräucherten Wurststükken und in Öl gebratenen Auberginen, die vielleicht ebenfalls geräuchert waren. Das Essen war gut. Es machte ihn aufgeräumt, so daß er sogar am Wein nippte. Er ermahnte sich, nicht mehr zu trinken, als er jetzt vertragen konnte, vielleicht zwei kleine Gläser.
    Im Lauf der Zeit füllte sich das Restaurant immer mehr mit Gästen. Bald hatte er Leute an den Nebentischen sitzen, was ihm nicht recht war.
    Er bestellte einen doppelten Espresso, den er zunächst nicht anrührte, damit er möglichst lange reichte.
    Er hatte für diesen Abend schon aufgegeben und war gerade dabei, den letzten Rest Kaffee auszutrinken, als das Motorrad auftauchte. Es kam mit recht hoher Geschwindigkeit aus der Gasse, die dem Restaurant gegenüberlag. Der Fahrer fuhr auf den Bürgersteig, umrundete entschlossen die Steinmauer und näherte sich dem Eingang. Das war das entscheidende Signal.
    Carl sprang in dem Moment auf, in dem das Motorrad im Eingang auftauchte. Er hielt die kleine Kaffeetasse in der einen Hand und seine Pistole in der anderen. Als der Beifahrer seine Waffe hervorzog, durchlief Carl so etwas wie ein Freudenschauer. Er hielt den ersten Schuß für den Bruchteil einer Sekunde zurück, als wollte er möglichst nahe an den Abgrund herankommen, an die äußerste Grenze. Dann gab er ruhig zwei Schüsse ab, hielt mitten aufs Ziel, und als der Schütze von den Treffern nach hinten geschleudert wurde und der Fahrer in plötzlicher Verzweiflung das Motorrad zu wenden versuchte, um zu entkommen, zielte Carl sorgfältig auf Hüften und Becken, bevor er erneut feuerte.
    Das Motorrad kippte um, und der Motor heulte auf. Carl betrachtete das Vorderrad, das sich immer noch schnell drehte, während einer langen Sekunde, in der im Restaurant alles still war, vollkommen still, bevor die ersten Schreie zu hören waren und sich die ersten Anzeichen einer Panik bemerkbar machten.
    Carl stellte die Kaffeetasse hin, die er immer noch in der linken Hand hielt, ging zu den beiden schwarzgekleideten Motorradfahrern und betrachtete sie. Der Fahrer war bei Bewußtsein, jedoch gelähmt. Sein Mund bewegte sich, als versuchte er, etwas zu sagen oder zu schreien, doch es kam ihm kein Laut über die Lippen. Der Schütze war schon tot. Beide Treffer saßen mitten in der Brust. Er lag auf der Seite. Auf dem Rücken befand sich ein Austrittsloch von mehr als zehn Zentimeter Durchmesser. Als das Herz jetzt zum Stillstand kam, quoll zunehmend weniger Blut hervor.
    Nichts Verdächtiges in der Nähe. Keine weiteren Motorräder. Neben dem Motorrad lag eine UZI.
    Carl hörte die Schreie und die Panik wie von fern, als wäre er für einen Augenblick nicht anwesend, als hätte er das Restaurant schon verlassen. Dann rief er einem Kellner zu, es sei alles vorbei, er sei Offizier, man solle die Carabinieri holen.
    Die Gäste drängten sich fast in Panik an ihm vorbei. Er stand ihnen am Eingang mitten im Weg. Niemand wollte noch da sein, wenn die Polizei erschien. Die Menschen stapften auf dem Weg hinaus durch das Blut, so daß sich auf dem Fußboden schnell eine Blume aus blutigen Fußspuren bildete.
    Die Mörder hatten keine Masken getragen. Keiner von ihnen hatte einen weißen Fleck im Haar. Es waren offensichtlich ganz andere Männer als die, die Joar Lundwall auf dem Gewissen hatten.
    Carl fühlte sich beinahe traurig, als er es sich eingestehen mußte. Es wäre alles irgendwie reiner und einfacher gewesen, wenn sie diesmal die gleichen Leute geschickt hätten.
    Die Polizei erschien in drei Wagen aus verschiedenen Richtungen, die fast gleichzeitig mit eingeschaltetem Blaulicht und heulenden Sirenen auftauchten. Die Beamten sprangen mit ihren Automatikwaffen im Anschlag heraus, und Carl hob gehorsam seine Pistole mit dem Kolben zuerst in die Höhe, während er mit der anderen Hand eine abwehrende Geste machte. Dann überreichte er die Pistole dem Beamten, der als erster zur Stelle war. Carl sagte, er sei Offizier und spreche Englisch.
    Die Carabinieri baten ihn höflich mitzukommen. Er stieg behutsam über das Blut hinweg, um die Schuhe nicht zu beschmutzen, und kletterte zusammen mit einem Beamten, der eine Maschinenpistole trug, auf den Rücksitz eines der

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