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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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mögen, als ihnen aufging, was für ein einfaches Opfer man ihnen diesmal aufgehalst hatte. Diesmal sind sie an den Falschen geraten. Sie wußten, daß die Kerle kommen würden?«
    »Nein«, erwiderte Carl wachsam. »Ich hatte Grund, eine gewisse Bereitschaft zu wahren. Hätte ich aber etwas von einem geplanten Verbrechen gewußt, hätte ich mich an die italienische Polizei gewandt.«
    »Hören Sie, lassen Sie bitte diese Albernheiten. Es spielt übrigens keine Rolle. Sie haben zwei picciotti unschädlich gemacht und werden deswegen keinerlei Kritik ausgesetzt sein, falls es das ist, was Sie glauben. Sie haben in Notwehr geschossen. Diesmal werden wir sogar ein paar Zeugen haben. Die Täter sind schon als Berufskiller identifiziert, und außerdem ist einer von ihnen noch am Leben und wird vor Gericht gestellt werden. Es sieht alles sehr gut aus.«
    Sie wurden von einem Polizeibeamten unterbrochen, der eintrat und einen Bericht auf den Schreibtisch legte. Der italienische Kommissar ergriff ihn schnell, damit er vom Windzug des Tischventilators nicht fortgeweht wurde. Er studierte den Bericht mit einem breiten Lächeln, legte ihn zur Seite und Carls Pistole als Gewicht obendrauf. Die Pistole hatte die ganze Zeit auf dem Schreibtisch gelegen.
    »Well, well, well«, sagte er. »Das war ein ersehnter Fang, Fregattenkapitän. Die Herren Marinaro, tot, und Luchese, der im Augenblick operiert wird, zweiundzwanzig beziehungsweise einundzwanzig Jahre alt, beide sattsam bekannte Mitglieder von Gaetano Mazzaras Mob. Sie, Fregattenkapitän, wohnen übrigens in Mazzaras Sektor von Palermo. Wir sind schon recht lange ohne Erfolg hinter diesen Figuren her.«
    »Gibt es Grund zu der Annahme, daß die Leute, die meinen Kollegen ermordet haben, zur selben Bande gehören?«
    »Ja, es geschah ja im gleichen Teil der Stadt.«
    »Was können Sie aus dem überlebenden Burschen herauspressen, wenn er wieder zu sich kommt?«
    »Gar nichts. Aber wir können ihn einschließen und den Schlüssel wegwerfen, das zählt.«
    »Es geht nicht, darüber zu verhandeln? Daß Sie ihm eine geringere Strafe anbieten, wenn er die anderen Mörder verpfeift?«
    Mario Lucente lächelte und schüttelte den Kopf, als hätte er soeben etwas unfaßbar Komisches gehört.
    »Wir befinden uns in Palermo, Fregattenkapitän, hier wird nicht gestanden, hier wird nicht verpfiffen, und hier macht man keine Zeugenaussagen. Jetzt wissen wir jedenfalls, welche Bande hinter Ihnen her ist. Das ist die einzige Erkenntnis von Bedeutung, die wir bei dieser Geschichte gewinnen können. Denn ich vermute, daß Sie sich das Ereignis überhaupt nicht erklären können. Sie haben keine Ahnung davon, worum sich das Ganze dreht? Und natürlich sind Sie als friedlicher Tourist in Palermo, der mit wachsender Verwunderung erlebt, daß man auf ihn schießt?«
    »Ungefähr so ist es«, erwiderte Carl wachsam. Die Ironie gefiel ihm nicht, und er ahnte, daß ihm lange und unangenehme Verhöre zu diesem Thema bevorstanden.
    »Hm«, ließ sich Mario Lucente vernehmen. »Oberst Da Piemonte, der drüben auf der anderen Straßenseite residiert, hat mir mitgeteilt, daß er Sie heute abend zum Essen zu sehen wünscht. Er meinte, unsere Gastfreundschaft mache das erforderlich, zumal Sie auf so unerfreuliche Weise bei Ihrer Mahlzeit unterbrochen worden seien.«
    »Das ist sehr fürsorglich«, stellte Carl gleichmütig fest.
    »Oberst Da Piemonte kann von Ihnen vielleicht einige andere Details erfahren, Details, die nicht nötig sind, um die Frage der Notwehr zu klären?«
    »Ja, das scheint mir ein guter Weg zu sein.«
    »Dann habe ich nicht mehr viele Fragen. Aber da ist noch etwas, was uns Kummer macht, Fregattenkapitän.«
    »Was denn?« fragte Carl besorgt, da er der übertrieben freundlichen und entspannten Haltung seines Vernehmers nicht traute. Das Ganze war einfach zu gut, um wahr zu sein.
    »Wir müssen Ihre Waffe mindestens vierundzwanzig Stunden bei uns behalten. Wir müssen ballistische Untersuchungen vornehmen und derlei. Wir brauchen Belege dafür, daß die Waffe nicht bei früheren Verbrechen verwendet worden ist, und so weiter.«
    »Dagegen habe ich nichts einzuwenden«, erwiderte Carl schnell.
    »Nein, aber es kommt mir sehr komisch vor. Wie ich sehe, verwenden Sie eine Beretta 92. Geschieht das aus Höflichkeit gegenüber dem Gastland?«
    »Nein, sie ist eine meiner Dienstwaffen.«
    »Das macht natürlich alles leichter. Sie können bei uns gegen Quittung eine Waffe des gleichen Modells

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