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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Schutzheilige war mehr vor Überfällen sicher, und vor rund zehn Jahren hatte man ihr sogar Gold und Geschenke gestohlen.
    Das Heiligtum lag oben auf dem Monte Pellegrino mit einer weiten Aussicht auf den Hexenkessel Palermo dort unten. Hier auf der Höhe war es vergleichsweise kühl und roch frisch nach Piniennadeln.
    Carl fühlte sich vollkommen entspannt und genoß einen stillen Gemütszustand, der sehr gut zum Besuch dieser Heiligen paßte. Da Piemonte stand ein Stück weiter weg, näher am Ausgang. Er hatte die Hände auf den Rücken gelegt, als wollte er den heidnischen Besucher mit der Schutzheiligen Palermos, der Stadt der Diebe und Mörder, aus Pietät allein lassen.
    Der bürokratische Teil der Arbeit hatte diesmal längere Zeit in Anspruch genommen. Man hatte Carls Waffen beschlagnahmt, sein Hotelzimmer und den Hintereingang mit dem Personalfahrstuhl durchsucht. Es zeigte sich jedoch schon nach wenigen Stunden, daß keine seiner Waffen verwendet worden war, so daß die Polizei jetzt mit der anscheinend unerklärlichen Tatsache dastand, daß es ausgerechnet in Carls Hotel zu einem Mafia-Mord gekommen war, nur Stunden, nachdem er selbst einem Attentatsversuch ausgesetzt gewesen war.
    Er hatte darum gebeten, sich das Fotoalbum mit Palermos bekannten Berufsmördern anzusehen, unter besonderer Berücksichtigung der Männer, die zu Gaetano Mazzaras Bande gehörten. Das Betrachten dieser Fotos hatte sich gelohnt, aber es blieb die Frage, wie er die entscheidende Information weitergeben sollte. Er hatte vorgeschlagen, das mit Da Piemonte persönlich zu diskutieren, am liebsten an einem anderen Ort, um sozusagen zwischen offizieller und inoffizieller Information zu unterscheiden. So hatte man sie mit schwerer Eskorte wie etwas ungewöhnliche Touristen zu Santa Rosalia hinaufgefahren.
    Carl ging zu Da Piemonte und erwähnte all die Geschenke, die vor der Heiligen aufgereiht waren. Da fand sich alles, angefangen von Autoreifen mit eingeritzten Danksagungen bis hin zu kleinen Gegenständen aus Gold und sogar einfacheren Hausratsgegenständen. Wer in Palermo auf wundersame Weise mit dem Leben davonkam, mußte seine Danksagung zunächst an Santa Rosalia richten.
    Da Piemonte trat an eine der Wände und legte die Hand auf ein schmales Rinnsal, das am Fels herunterlief, feuchtete die Handfläche an und leckte sie. Er warf Carl einen amüsierten Blick zu, feuchtete die Handfläche erneut an und benetzte damit Carls Stirn.
    »Santa Rosalias Wasser besitzt magische Kraft. Es beschützt Sie, mein Freund«, lächelte Da Piemonte. »Worüber wollten Sie mit mir sprechen?«
    »Über Salvatore Carini«, erwiderte Carl kurz, ohne den Segen zu kommentieren.
    »Oh, über den ›Schlächter von Trapani‹? Was ist mit ihm?«
    »Er gehört doch zu Gaetano Mazzaras Mob, nicht wahr?«
    »Soviel wir wissen, ja.«
    »Und folglich ist es Mazzaras Mob, der mit Don Tommaso zusammenarbeitet, oder wie wir das nennen wollen?«
    »Eine richtige Schlußfolgerung. Und?«
    »Fahnden Sie nach Salvatore Carini wegen der Morde an diesen beiden Picciotti, die im Hotel gefunden wurden. Suchen Sie auch nach seinen Fingerabdrücken auf den Geldscheinen, die im Mund der Opfer steckten. Dort finden Sie sie vermutlich auch. Was bedeutet diese Geste übrigens, Toten Geld in den Mund zu stopfen?«
    Da Piemonte gab zunächst keine Antwort. Er trat nachdenklich an die Öffnung der Grotte und blieb dort stehen, um nachzudenken. Plötzlich drehte er sich zu Carl um.
    »Das ist Mafia-Sprache. Das bedeutet, daß derjenige, der so stirbt, entweder zu geldgierig ist oder für Geld einen Verrat begangen hat. Woher wissen Sie das mit Carini? Haben Sie ihn möglicherweise in unserer Kollektion bekannter Mafiosi wiedererkannt?«
    Da Piemonte sah vollkommen entspannt und gleichmütig aus, als er diese Frage stellte.
    »Nein«, erwiderte Carl in einem Versuch, diesen Tonfall nachzuahmen. »Wenn ich ihn wiedererkannt hätte, würde das ja bedeuten, daß ich ihm schon mal begegnet bin, und das könnte uns vermuten lassen, daß diese beiden Männer mit einer schallgedämpften Pistole des Kalibers 7,65 erschossen worden sind. Ebenso wie ich Grund zu der Annahme habe, daß Sie an den Geldscheinen Carinis Fingerabdrücke finden werden. Man kann vielleicht nicht davon ausgehen, daß er noch seine Pistole hat, aber wer weiß?«
    Da Piemonte antwortete nicht. Statt dessen begann er langsam auf den Ausgang zuzugehen, und nach einigem Zögern holte Carl ihn ein. Sie gingen die

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