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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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schiefgeht, wenn es gutgeht, bin ich überzeugt, daß wir die Verantwortung auf andere Weise verteilen können. Was die Medien betrifft, sagen wir einfach nur das Übliche, das heißt gar nichts.«
    Peter Sorman drehte eine Runde im Zimmer und dachte nach. So wie es jetzt zu Beginn der Schlußphase des Wahlkampfs aussah, hatte er höchstens noch zweieinhalb Monate im Amt. Das war die alles überschattende Frage.
    Die Medien würden bald erfahren, daß sich Hamilton wieder in Palermo befand, daß er mit dem italienischen Recht auf seiner Seite Gangster erschossen hatte und daß es bei seinen Anstrengungen irgendwie immer noch darum ging, die entführten Schweden nach Hause zu bekommen.
    Wenn man diese Bemühungen brüsk abbrach, indem man Hamilton nach Hause zitierte, konnte das den Eindruck erwekken, als gäbe man sich keine Mühe mehr, das Leben der Schweden zu retten. Und falls das im Wahlkampf überhaupt eine Rolle spielte, so würde es jedenfalls keinen positiven Eindruck machen.
    »Du nimmst mit Hamilton Kontakt auf und findest heraus, was zum Teufel da eigentlich los ist, entschuldige den Ausdruck. Und dann gibst du mir Nachricht, sobald du etwas erfährst«, sagte Peter Sorman, nachdem er zu Ende gedacht und sich zu Samuel Ulfsson gewandt hatte. Dieser war schon aufgestanden, als wäre ihm der Beschluß schon bekannt.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Samuel Ulfsson, nickte und verließ den Raum.
    Als er die grauen Steintreppen hinunterging, wunderte er sich über seine innere Ruhe.
    Als er in seinem Dienstwagen zum Generalstab zurückfuhr, fand er Zeit, seine Eindrücke etwas besser zu ordnen. Wenn Hamilton nach Palermo zurückgekehrt war, ohne etwas zu sagen, mußte er dafür gewichtige Gründe haben. Außerdem gab es allen Anlaß zu glauben, daß sich Åke Stålhandske keineswegs auf einem Segelurlaub befand.
    Die beiden hatten da unten in Palermo eine Operation ausgeheckt. Die Frage war, worum es dabei in erster Linie ging. Ging es um Joar Lundwalls Mörder oder um die gefangenen schwedischen Industriebosse oder um beides?
    Falls Hamilton den Wunsch geäußert hätte, mit einem solchen Unternehmen zu beginnen, welche Antwort hätte er dann von seinem Chef erhalten, von ihm, Samuel Ulfsson?
    »Hör mal, Sam, ich bitte dich um die Genehmigung, mit Hauptmann Stålhandske nach Palermo zu fliegen, um die Mörder Hauptmann Lundwalls aufzuspüren und unschädlich zu machen sowie den Versuch zu unternehmen, die entführten Schweden zu befreien.«
    Eine solche Bitte wäre mit einem sehr klaren Nein beantwortet worden. Wir sind Schweden, wir tun so etwas nicht. Man beginnt nicht eine solche Unternehmung, wenn man sich wegen eigener Verluste immer noch in einem Schockzustand befindet. Das riskiert man nicht, man handelt verantwortlich, man tut dies, man tut das.
    Eine solche Antwort wäre selbstverständlich gewesen.
    Und jetzt hatte Hamilton mit einer Operation begonnen und dabei offenbar gewisse Anfangserfolge erzielt, wenn nicht gar mehr. Die Italiener hatten sich weder erstaunt noch irritiert gezeigt. Die Frage war also, ob Hamilton somit seine Initiative gegen alle geltenden Regeln und Vorschriften in ein sanktioniertes schwedisches Unternehmen verwandelt hatte.
    Wenn man ihn nicht sofort nach Hause rief, würde es so kommen. Andererseits gab es keinerlei Grund, ihn nach Hause zu holen, bevor man wußte, worum es überhaupt ging.
    Samuel Ulfsson nahm den Hörer ab und zögerte kurz, bevor er die Nummer seiner Sekretärin wählte. Er hatte einen berufsmäßigen Widerwillen gegen Telefone.
    »Hallo Beata«, sagte er. »Kannst du so nett sein, Carl ein Telex an zwei Adressen zu schicken, eins an den schwedischen Konsul in Palermo und eins an dieses Hotel, in dem er beim ersten Mal gewohnt hat. Text wie folgt: ›Erwarte dringend Erklärung.‹ Alles verstanden?«
    »Ja, verstanden. Aber ist Carl in Palermo?« erwiderte Beata mit einem Erstaunen, das sich schnell legte. »Das erklärt ja alles. Die vom Aftonbladet rufen wie die Verrückten an und suchen nach dir. Sie erzählen, Carl soll in Palermo ein paar Gangster erschossen haben. Soll ich sagen, daß du noch ins Haus kommst?«
    »Ja, tu das«, seufzte Samuel Ulfsson. »Aber sag nur das, nicht mehr.«
    Carl betrachtete Santa Rosalia. Sie lag mit einem goldenen Stab unter dem linken Arm auf der Seite und drückte ein Kreuz an die Brust, den Blick zu Gott gerichtet. Sie war in Blattgold drapiert und in einer gläsernen Vitrine eingesperrt. Nicht einmal Palermos

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