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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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unsicher geworden, als Åke Malm erklärte, Hamilton sei ein alter Freund, und es sei wichtig, daß er ihn treffe. Das Problem war dadurch gelöst worden, daß die beiden Beamten Malm einfach zu Hamiltons Zimmer im dritten Stock begleiteten.
    Sie klopften an und sagten laut auf italienisch, sie seien Polizisten, erhielten zunächst jedoch keine Antwort. Sie klopften ein zweites Mal an, aber noch immer machte niemand auf.
    Dann wurde die Tür aufgerissen, und Carl Hamilton zeigte sich mit einem Revolver in der Hand, den er auf seine zurückweichenden Besucher richtete.
    Die Polizeibeamten wiesen sich aus und erklärten auf italienisch, sie kämen mit einem Schweden, der erwartet zu werden behaupte. Åke Malm erklärte schnell auf schwedisch, wer er sei, und erklärte dann, er werde in eine ziemlich üble Lage geraten, wenn Carl ihn nicht einlasse.
    Carl lächelte und schüttelte den Kopf. Normalerweise hätte er nichts dagegen gehabt, daß die Beamten den Journalisten wegschleiften und am liebsten auch einbuchteten. Doch gerade jetzt konnte er einen Journalisten gut gebrauchen. Ihm war nämlich eine Idee gekommen.
    Er ließ den Hahn seines Revolvers zuschnappen, schob ihn in sein Schulterholster und gab durch ein Zeichen zu verstehen, daß der Besucher eingelassen werden könne und daß alles in Ordnung sei. Die Polizisten nickten mürrisch und gingen. Carl zog Åke Malm herein, schloß hastig die Tür, preßte seinen Besucher gegen eine Wand und stellte fest, daß dieser nicht bewaffnet war. Dann bat er um einen Ausweis.
    Es gab nur einen Besuchersessel im Zimmer, und Carl gab Åke Malm ein Zeichen, er solle sich dort hinsetzen. Dann zog er einen Schreibtischstuhl heran, drehte ihn um, setzte sich und breitete die Arme in einer Geste aus, aus der hervorging, daß er bereit sei, sich den journalistischen Wunsch anzuhören, der ihn nicht sonderlich überrasche.
    In Åke Malm kämpften zwiespältige Gefühle, als er den Mann betrachtete, der ihm gegenübersaß. Jetzt wußte er, wer er war, denn er hatte eine ungefähre Vorstellung davon, um was für einen Menschentypus es sich handeln mußte. Wenn er es aber nicht gewußt hätte?
    Hamilton sah wahrlich nicht so aus, wie man es von einem Berufskiller erwartete. Åke Malm ertappte sich dabei, daß er eher auf Eishockeyprofi getippt hätte. Die Narben im Gesicht wären1 auch dann berufsbedingte Verletzungen. Der durchtrainierte Körper, die unschwedisch selbstverständliche Eleganz, die Selbstsicherheit, all das erinnerte an Eishockeyspieler, die beispielsweise nach einigen Jahren in den USA nach Schweden zurückkehrten. Blaue Augen, forschender Blick, eine entspannte Wachsamkeit, die einem das Gefühl eingab, daß nichts diesen Augen entging, während die gesamte Körpersprache Ruhe und inneres Gleichgewicht verriet.
    Vor weniger als vierundzwanzig Stunden hatte dieser Mann zwei Picciotti getötet, erweckte aber den Eindruck, als hätte er gestern eine alltägliche Arbeit erledigt, als wäre er ein schwedischer Vertreter bei einem Kongreß von Werbeleuten, der eine Rede über Marketing gehalten hatte und jetzt einen Journalisten traf, der ihn zu seinem Vortrag befragen wollte.
    »Nun«, sagte Carl mit einem feinen Lächeln, als Åke Malms Zögern sich so lange hinzog, daß es fast schon peinlich wurde.
    »Du bist also von Aftonbladet. Auch wenn ich dich angesichts deiner Lage vorhin nicht rausschmeißen wollte, mußt du doch verstehen, daß ich für ein Interview am Arbeitsplatz nicht der richtige Mann bin?«
    »Mir ist schon klar, daß ich vielleicht nicht auf jede meiner Fragen eine Antwort erhalte. Aber versuchen könnten wir es doch?« entgegnete Åke Malm, ohne weder bittend oder übertrieben hoffnungsvoll zu klingen. Schon die Tatsache, daß er Hamilton getroffen hatte, war ein Scoop.
    »Natürlich. Frag einfach, dann werden wir sehen«, sagte Carl und breitete die Arme aus.
    »Du bist natürlich nicht als Tourist hier?« begann Åke Malm und holte Notizblock und Stift hervor, um sich Notizen zu machen.
    »Nein, selbstverständlich nicht. Dies ist keine touristenfreundliche Stadt«, lächelte Carl.
    »Gibt es eine Verbindung zu dem, was zuvor geschehen ist, als dein Kollege getötet wurde?«
    »Die offizielle Antwort muß Kein Kommentar lauten, wie du verstehst. Gleichzeitig ist die Frage fast überflüssig.«
    »Du hast gestern zwei Mafia-Killer erschossen?«
    »Das dürfte inzwischen klargeworden sein.«
    »Warum?«
    »Weil sie versucht haben, mich zu erschießen.

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