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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Waffen, was natürlich nicht in Frage kam, unter gar keinen Umständen. In diesem Punkt hatten die Regierungen beider Länder sich sehr deutlich geäußert.
    Folglich mußte es darum gehen, die schwedischen Geiseln auf andere Weise als durch Waffenlieferungen zu befreien. Zwei Möglichkeiten standen zu Gebote. Befreiung mit Gewalt, etwas, was Carl ja schon früher gelungen war.
    Oder aber die Geiseln freizukaufen, nachdem man klargestellt hatte, daß außer der Zahlung einer üblichen Lösegeldsumme kein anderes Geschäft in Frage kam.
    Oder eine Kombination dieser Möglichkeiten.
    Schwedisches Militärpersonal war also in etwas engagiert, was sich in den Massenmedien zu einer schwer hantierbaren Geschichte entwickeln konnte. Noch war es möglich, alle Journalisten durch dickschädeliges Verhalten auf Abstand zu halten, Kommentare einfach zu verweigern und auf selbstverständliche militärische Geheimhaltung zu verweisen, auf Verbindungen zu einer fremden Macht und alles andere. Wenn sich aber die Kriegshandlungen dort unten ausweiteten?
    Dreh und Angelpunkt war jedoch die Tatsache, daß die italienischen Behörden einverstanden waren, und in diesem Punkt konnte Carls kurze Erklärung kaum fehlerhaft sein.
    Doch Samuel Ulfsson mußte ganz einfach bedeutend mehr wissen als nur dies. Natürlich war es nicht möglich, das am Telefon vor den Ohren ungebetener Lauscher zu diskutieren.
    Samuel Ulfsson nahm ein Blatt Briefpapier und schrieb eine Anweisung, man solle Carl Hamilton in Palermo persönlich aufsuchen, ihm mündlich eine vollständige Erklärung abverlangen und damit anschließend nach Hause zurückkehren. Samuel Ulfsson rief Beata zu sich, gab ihr die Mitteilung und bat sie, die Anweisung verschlüsseln zu lassen und sofort zu senden.
    Dann begab er sich in düsterer Stimmung zum Oberbefehlshaber, um wenigstens versuchsweise das zu erklären, was er sich nicht einmal selbst erklären, sondern nur vermuten konnte. Gleichzeitig beschloß er, allenfalls auf direktes Befragen zu beantworten, ob Fregattenkapitän Hamilton etc. - Herrgott, wie viele waren sie eigentlich da unten? - sich auf ausdrücklichen Befehl des OP 5 in Palermo befänden.
    Es wurde eine kurze Begegnung, bei der nichts anderes berührt wurde als das, was in Palermo geschah.
    »Unsere Operation da unten ist in eine neue Phase eingetreten«, begann Samuel Ulfsson so selbstsicher, wie er nur vermochte. Kaum waren die Worte »unsere Operation« heraus, ging ihm auf, daß er Carls private Flucht damit zu einem offiziellen Auftrag gemacht hatte.
    Und der Oberbefehlshaber ließ sich im folgenden nur wenig Zeit damit, die nicht sonderlich ausführliche Erklärung zu akzeptieren, die sein Geheimdienstchef ihm gab. Er schien zu dem Schluß gekommen zu sein, daß ein allzu großes Wissen um die Vorgänge in Italien nur dazu führen würde, daß kein anderer als der Oberbefehlshaber persönlich gezwungen war, die Verantwortung zu übernehmen, falls etwas schiefging. In solchen Situationen galt es, nicht zu viele Fragen zu stellen.
    Die Verantwortung für die laufende Operation unten in Palermo, worauf sie auch immer hinauslaufen mochte, war damit verteilt: Einmal war der Befehlshaber vor Ort, also Hamilton selbst, verantwortlich, dann der Chef des militärischen Nachrichtendiensts und der Oberbefehlshaber. Und damit handelte Hamilton von diesem Augenblick an im Auftrag Schwedens. Das war eine unabweisbare Tatsache und alles andere als gut. Die Alternative jedoch, nämlich die Aktion mehr oder weniger abrupt abzubrechen und Hamilton nach Hause zu holen, wäre unklug gewesen. Carl verdiente, daß man ihm einen beträchtlichen Vertrauensvorschuß gab, obwohl er im Grunde weit über das hinausgegangen war, was toleriert werden konnte.
    Luigi Bertoni-Svensson hatte einen Abstecher zum Tempel und dem Amphitheater bei Segesta an der Straße nach Palermo gemacht. Die Ruinen lagen hoch auf einem Berg mit Aussicht auf die Dörfer Buseto und Ballata im Westen sowie auf das Meer und Castellammare im Norden. Luigi stand hoch oben im Amphitheater und ging in Gedanken die Erinnerungen an das Straßennetz dort unten durch, prüfte Abschnitt um Abschnitt. Ja, er kannte sich in der Gegend aus. Hier würden sich sowohl Treffen arrangieren als auch ein Austausch vornehmen lassen.
    Der Tempel war gut erhalten. Seine sechsunddreißig Säulen standen immer noch aufrecht. Möglicherweise würden sie sich des Tempels bedienen können, da er so verlassen dalag und so hochgelegen war.

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