Unternehmen Vendetta
der sich jetzt weniger als fünfzehn Meter von ihrer Position entfernt aufhalten mußte, alle Kommunikation beendet. Einer der anderen beklagte sich darüber und fluchte über Miramar, der wohl eingeschlafen sei.
Carl und Luigi besprachen das Problem, während sie eine kleine Pause einlegten. Wenn Miramar sie bemerkt hatte, wäre er nicht verstummt, sondern hätte vielmehr die anderen gewarnt. Sie konnten schließlich nicht damit rechnen, daß ihr Funkverkehr abgehört wurde.
Wenn der Posten aber nur eingeschlafen war, konnten die anderen sich entschließen, ihn zu wecken. Andererseits bewachte er nur die Position, an der ein feindlicher Angriff als unmöglich angesehen wurde. Vielleicht überließen die anderen Miramar einfach sich selbst. Es wäre trotzdem bedeutend beruhigender gewesen, wenn Luigi auch von Miramar gelegentlich etwas gehört hätte.
Luigi war jetzt an dem entscheidenden Punkt angelangt. Er hatte seine Sicherung jetzt am äußersten Rand des Felsens befestigt. Der nächste Schritt würde sein, sich hochzuhieven und sich damit dem Mann zu zeigen, der vielleicht oben an der Balustrade stand und aufs Meer blickte.
Luigi konzentrierte sich kurz, um Kraft zu sammeln. Er spürte in den Armen, daß der Aufstieg mehr an seinen Kräften gezehrt hatte als erwartet, und dieser Moment würde ihm die größte Anstrengung abverlangen.
Zwei Versuche schlugen fehl. Er verlor dabei viel Kraft, ging zum Ausgangspunkt herunter und hing dort eine Weile, um sich auszuruhen. Er bekämpfte seine Verzweiflung mit einer energischen Anstrengung, wieder zu Kräften zu kommen.
»Warte lieber, bevor du dich noch mehr anstrengst«, flüsterte Carl. »Nimm es mir nicht übel, aber ich habe einen Vorschlag zu machen.«
Carl kletterte näher an ihn heran, streckte sich bis zum letzten Haken an Luigi vorbei und befestigte dort seine kurze Rettungsleine. Dann schlang er seinen rechten Unterarm zwischen den beiden Seilen hindurch, fixierte ihn mit einem Knoten und faßte das gemeinsame Seil ein Stück weiter oben fest mit der linken Hand.
»So«, flüsterte er. »Du kannst auf meine Armbeuge treten und sie als Treppenstufe benutzen.«
»Das wird weh tun«, flüsterte Luigi.
»Ja, aber was meinst du, wie weh es tun wird, wenn wir herunterklettern müssen, ohne das Ziel erreicht zu haben?« kicherte Carl.
Luigi hatte schwere Bergstiefel an. Er zögerte etwas, bevor er das linke Knie hochzog und den Fuß in der menschlichen Öse befestigte, die Carl ihm hinhielt. Dann holte er tief Luft und wuchtete sich mit einer einzigen Bewegung über den Rand.
Er blickte instinktiv zur Krone der Bergwand dort oben hoch. Dies war der schwächste Punkt des Manövers. Wenn jemand da oben stand und mit einer Schrotflinte auf ihn wartete, wäre jetzt alles zu Ende.
Nichts geschah, und niemand war zu sehen. Luigi begann mit seiner ausgestreckten linken Hand tastend nach Halt zu suchen. Vor sich hatte er eine nach innen geneigte Felswand, bevor die glatte Marmorfläche begann. Er schwankte lange zwischen zwei Möglichkeiten und zwang sich, den Fuß in Carls Armbeuge zu lassen, obwohl ihm klar war, daß es inzwischen sehr schmerzen mußte. Doch gerade jetzt durfte er keinen Fehler machen.
Er zog sich nach vorn und nahm gleichzeitig den Fuß hoch, balancierte einen kurzen Augenblick lang am äußersten Ende des Absatzes auf den Knien, bis er langsam und behutsam erst das eine Knie und dann das andere weiterbewegte und dann aufstand. In diesem Moment hatten seine Hände keinen Halt. Vor sich und über sich hatte er keinerlei Sicherung. Luigi taumelte kurz. Es mußte die Müdigkeit sein, aber er bekämpfte schnell das Gefühl von Panik. Dann lehnte er sich nach vorn, um nicht hinunterzurutschen und in den Abgrund zu stürzen. Er trat einen Schritt vor und stand direkt an der Marmorwand. Endlich konnte er aufatmen, als wäre alles schon vorbei. Er löste vorsichtig einen der beiden Handtuchhalter, wie sie die Instrumente scherzhaft nannten, und befestigte ihn an der Wand. Erst prüfte er vorsichtig und dann mit Kraft, ob er fest saß. Jetzt konnte er schnell das Sicherheitsseil befestigen, den nächsten Halter anbringen und Carl Meldung machen.
»Okay«, flüsterte Carl. »Ich komme hoch. Hilf mir.«
Luigi zog Carl hoch, wobei er mit einer Hand die Sicherheitsleine an der Wand festhielt. Dann standen sie nebeneinander.
»Trident an Orca. Wir sind oben an der Wand. Siehst du uns?« flüsterte Carl.
»Hier Orca. Ja, ich sehe euch. Ihr steht wie
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