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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Silhouetten vor dem weißen Hintergrund. Da oben ist von Miramar nichts zu sehen. Kein Funkverkehr.«
    »Gut«, flüsterte Carl. Dann befestigten sie einen weiteren Handgriff an der Wand und Carl kletterte ein Stück an der Sicherheitsleine hoch, die an den Handgriffen befestigt war. Auf dem Weg nach oben kam er an einem erleuchteten Fenster vorbei. Luigi sah zu ihm hoch und entdeckte erst jetzt das, was unter Carl baumelte und im Dämmerlicht der Nachtbrille wie ein in Kunststoff gehüllter Kohlkopf aussah. Ein Blutstropfen fiel herunter und traf Luigis Handgelenk.
    »Befehl folgt«, flüsterte Carl. »Begib dich wieder zu der Position unter der Felswand. Warte weitere Befehle ab. Ich übernehme von jetzt an das Kommando.«
    »Zu Befehl«, flüsterte Luigi und ließ sich mit Hilfe der doppelten Leinen unter den Felsabsatz gleiten und sicherte sich so, daß er wie in einer Sänfte über dem Abgrund hing. Es hätte erholsam sein können, eine sehr notwendige Pause. Doch jetzt konnte er nur mit seiner Phantasie verfolgen, wie es weiterging.
    Carl war inzwischen halbwegs oben und an dem erleuchteten Fenster vorbeigekommen. Es war das einzige Licht an der ganzen Fassade. Er besprach sich mit Åke Stålhandske, der jedoch nicht mehr als das Licht des Fensters sehen konnte, da der Abstand zu groß war.
    Er sah auf die Uhr. In etwa einer Stunde würde es hell werden. Wenigstens war das kein Problem, denn jetzt hatte er nur noch ein paar Minuten bis zur Balustrade.
    Er genoß fast den bequemen Aufstieg, als er eine der mit Saugnäpfen versehenen Fußstützen nach der anderen an der Marmorwand befestigte und so jeweils einen halben Meter vorankam. Gleichzeitig wurde die recht schwere Last leichter, und seine Beweglichkeit nahm zu.
    Den letzten Handgriff befestigte er zehn Zentimeter unterhalb der Mauerkrone. Vorsichtig löste er seine Sicherheitsleine, wickelte sie um den obersten Handgriff, zog seine Pistole vom Rücken und entsicherte sie. Er überlegte kurz.
    Wenn ihn jemand auf der anderen Seite gehört hatte, mußte dieser doch erst herausfinden, an welcher Stelle des Schußfelds das Ziel auftauchte.
    Carl hob schnell den Kopf und duckte sich dann wieder. Kein Schuß. Er überlegte, was er hatte sehen können. Der Eßtisch stand an der gleichen Stelle. Die Stühle waren säuberlich aufgereiht, kein Tischtuch. Daneben ein Korbstuhl, recht nahe an der Tür zum Haus, auf dem vielleicht jemand saß.
    Carl zog die Füße hoch, so daß er im nächsten Augenblick mit der ganzen Brust über den Schutz der Balustrade hochkam. Die Pistole hielt er vor sich.
    Er überblickte die Lage. Ein Mann saß in dem Korbstuhl neben dem Kopfende des Eßtischs und schlief. Neben ihm lehnte eine Maschinenpistole an der Wand, und am Kopfende des Tischs lag ein Walkie-Talkie.
    Carl schwang sich erleichtert übers Geländer und hatte zum ersten Mal seit zwei Stunden festen Boden unter den Füßen.
    Er ging langsam auf den schlafenden Mann zu, zog sein Messer und überlegte. Beides konnte etwa gleich laut sein, vorausgesetzt, der Schalldämpfer funktionierte. Carl hatte schallgedämpften Pistolen jedoch schon immer ein gewisses Mißtrauen entgegengebracht. Ein normaler Pistolenschuß würde alles zerstören. Das Zappeln und die Gegenwehr eines Mannes, der mit durchgeschnittenem Hals starb, war auch keine gute Aussicht.
    Aber doch etwas besser.
    Carl ging um den Mann herum, steckte die Pistole wieder auf dem Rücken fest, nahm das Messer in die rechte Hand und legte die linke dem Opfer auf Mund und Kinn, wobei er das Kinn leicht nach hinten zog, um das Messer gut ansetzen zu können. Dann hielt er den zappelnden und zuckenden Körper eine Weile fest, während das Blut auf die Steinfliesen spritzte. Es war besorgniserregend laut.
    Als es vorbei war, nahm er mit den beiden anderen Kontakt auf und teilte kurz mit, Miramar sei beseitigt, und er bereite jetzt das Eindringen vor. Falls die Alarmanlage ausgelöst werde, werde er das Paket auf der Terrasse lassen und sofort den Rückzug antreten.
    Er zog den Schlüssel aus der Brusttasche und schob ihn ins Schloß. Er paßte. Sie hatten das Schloß nicht ausgewechselt. Aber warum hätten sie es auch tun sollen?
    Er gab den Code ein und schloß auf. Nichts geschah. Im Haus schlug ihm nur Stille entgegen.
    Er schloß die Tür, gab erneut den Code ein und wartete dreißig Sekunden für den Fall, daß sie den Alarmcode geändert hatten.
    Nichts geschah. Das Zimmer im Obergeschoß war völlig leer und dunkel,

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