Unternehmen Vendetta
sagen.«
Luigi richtete sich plötzlich auf und sah seinen vorgesetzten Kollegen forschend an, als wollte er dort nach Spuren von Scherz oder Ironie suchen, fand aber nichts davon.
»Stimmt das? Hast du im Dienst schon mal getötet?« fragte er gespannt.
»Ja«, bestätigte Åke Stålhandske knapp. »Das gilt für alle in unserer Abteilung. Das war auch bei Joar so, den sie in Palermo erschossen haben. Halte bitte den Kopf unten, ja? Ich will nicht, daß man dich sieht.«
»Ja, Verzeihung«, sagte Luigi und zog den Kopf zehn Zentimeter unter die Reling, »aber einfach so auf Wehrlose zu schießen, sich einfach mit einer Präzisionswaffe von Winchester hinzulegen und eine 300er Magnum-Patrone in einen reinzudonnern, der nur dasitzt und raucht…«
»Ja?« sagte Åke Stålhandske mit einem gespielt fragenden Gesichtsausdruck, als Luigi die Worte auszugehen schienen.
»Ich weiß ja nicht, was du erwartet hast, aber in der Wirklichkeit geht es doch nicht um Duellschießen. Der Feind ist ganz einfach böse. Wir müssen noch böser sein. Das ist alles.«
»Das kann doch nicht dein Ernst sein, daß es so einfach ist«, wandte Luigi mürrisch ein. »Es geht doch nicht nur um the good guys gegen the bad guys und survival of the fittest und dieses ganze Zeug.«
»Doch, verstehst du, genau darum geht es«, lächelte Åke Stålhandske, da er in Luigis Worten eine trostreiche Ironie entdeckt zu haben glaubte. »Schweden hat nicht so viele Leute wie uns. Es gibt bei uns nicht viele, die sich gegen Feinde dieses Schlages verteidigen können. Aber Schweden hat uns. Weshalb hat Schweden dich wohl fünf Jahre lang drüben wie einen Ackergaul schuften lassen? Was meinst du? Warum hast du wohl fünfmal die Hell Weck gemacht?«
»Damit ich mich als der Beste der Besten fühlen kann und all das. Das habe ich auch getan. Bis jetzt.«
»Hör mal, zum Teufel«, lächelte Åke Stålhandske noch breiter. »Du solltest jetzt nicht gerade da hochsehen, aber wenn ich mir so bei Tageslicht diese Felswand da hinten ansehe? Stell dir vor, ihr seid nachts da hochgeklettert und habt euch in die Höhle des Löwen begeben, sogar in sein Schlafzimmer. Es gibt nicht viele, die euch das nachmachen könnten. Und der Teufel weiß, ob die da oben überhaupt kapiert haben, wie ihr’s gemacht habt.«
»Ja, und dann haben wir drei weitere von ihnen getötet, wenn ich Hamiltons etwas knappe Berichterstattung richtig verstanden habe.«
»Ja schon, aber das war nicht das Schwierige, das war doch nur wie ein Spaziergang im Park, wie wir in Ridgecrest gesagt hätten. Schwierig war es, überhaupt da hochzukommen. Stell dir doch selbst mal vor, so aufzuwachen wie dieser Gangsterboß. Im ganzen Haus dröhnt so ‘ne verdammte Wagner-Oper, neben dir liegt der Kopf deines Patensohns, die Wachen sind tot, die Türen verschlossen, und die Alarmanlage funktioniert.«
»Nicht Wagner. Es war Verdi«, murmelte Luigi, dessen Gesicht jedoch zugleich die erste Andeutung eines Lächelns zeigte. »Ja, zum Teufel. Vielleicht funktioniert es doch. Es könnte sein. Hamilton soll jetzt einen Vorschlag machen. Wir haben eine Feuerpause. Er wird ihnen einen Vorschlag machen, den sie nicht ablehnen können. Vielleicht klappt’s. Aber wenn nicht? Was passiert dann? Was meinst du?«
»Dann müssen wir zu Phase zwei übergehen, wie Carl sagt. Warum nennst du ihn übrigens Hamilton? Wir sind doch hier per du miteinander?«
»Weiß nicht. In Baracke drei gibt es ein kleines Silberschild hinter einem der Betten. Es soll sein altes Bett sein. Es ist immer gemacht und wird nie angerührt. Es ist fast unwirklich, Hamilton kennenzulernen und ihn dann einfach mir nichts, dir nichts Kalle zu nennen. Auf italienisch würden wir uns vermutlich immer noch siezen.«
»O Teufel, haben sie sein Bett zur Erinnerungsstätte gemacht. Diese sentimentalen, blutrünstigen Freunde. Wie kommt es eigentlich, daß du dich so aufs Bergsteigen verstehst?«
»Habe es schon immer getan. Man besiegt sich selbst, man tut das Unmögliche. Mir macht das Spaß. Rock Climbing ist was Besonderes, nämlich ohne Hilfsmittel. Die Nordwand von Monte Cervinia im Winter mit Ausrüstung ist allerdings auch was Besonderes.«
»Monte Cervinia?«
»Ja, das Matterhorn, wie der Berg bei euch Nordlandbewohnern und den Deutschen heißt.«
»Teufel auch. Du hast die Nordwand des Matterhorns im Winter besiegt? Da gibt es doch Vorsprünge, habe ich nicht recht?«
»Ja, aber das hatten wir gestern abend auch, wenn auch nur
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