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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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einen kleineren.«
    Beide lachten gleichzeitig los. Sie hatten das Gefühl, als wären die düsteren Wolken der Grübelei wie weggeblasen.
    »Teufel auch«, lachte Åke Stålhandske. »Die Nordwand des Matterhorns im Winter. Und dann bist du natürlich auch Fallschirmjäger geworden. Weißt du, wir waren erst ein wenig mißtrauisch deswegen.«
    »Wieso?« fragte Luigi und spielte den tief Beleidigten. »Muß man denn hier eine grüne Baskenmütze haben, muß man von diesem Froschkommando kommen?«
    »Nein, nicht unbedingt. Carl ist ja Marineoffizier, aber vor dir gehörten alle in der Abteilung der Marine an, und jetzt sollte plötzlich jemand in so einer grünen Uniform dazukommen. Aber du bist schon in Ordnung, kannst zwar nicht sehr gut schwimmen, aber sonst in Ordnung.«
    »Und ich dachte, ich wäre auch ein erstklassiger Schwimmer«, erklärte Luigi aufrichtig und fast etwas bekümmert, »aber hier fühle ich mich fast wie ein Transportsack, wenn ich hinter euch herstrampele. Wie zum Teufel schafft ihr es eigentlich, immer genau an der richtigen Stelle zu landen?«
    »Weil es unser Job ist«, erwiderte Åke Stålhandske grimmig.
    »In diesem Job müssen wir immer genau das Ziel erreichen, sonst gibt es einen Gehaltsabzug.«
    Beide lachten erneut los.
    »Was für ein Mensch ist Carl eigentlich?« fragte Luigi, nachdem beide schweigend die Frage der grünen und blauen Uniformen zu Ende gedacht hatten.
    »Wieso? Was meinst du mit eigentlich?« fragte Åke Stålhandske. Er machte ein Gesicht, als hätte er die Frage überhaupt nicht verstanden.
    »Also, ich meine…«, begann Luigi, bevor er erneut Anlauf nahm, »ich meine, er hat so etwas maschinenmäßig Unmenschliches an sich. Er beschreibt eine Operation und schildert die Details, als ginge es um irgendeine Übung, lächelt nicht, sagt kein Wort zuviel. Nicht der kleinste Scherz, und er verrät mit keiner Miene, daß das, wovon er spricht, einen Schwierigkeitsgrad hat, der sich dem Unmöglichen nähert. Und hinterher fassen wir nur kurz das Ergebnis zusammen, als hätten wir gerade ein Zielschießen beendet, und dann ist die Sache aus der Welt. Du mußt doch zugeben, daß das ein bißchen eigenartig ist?«
    »Eigenartig?« wiederholte Åke Stålhandske und überlegte kurz, bevor er sich an eine Art Erklärung heranwagte. »Wenn du glaubst, für dein Herumklettern und dein gutes Schießen und anderes nicht genug gelobt zu werden, dann liegt es wohl daran, daß Carl an uns genauso harte Anforderungen stellt wie an sich selbst. Du darfst nicht glauben, daß er dich nicht schätzt, denn das tut er. Dieses Unternehmen gestern war ja die reine Zirkusnummer. Vielleicht ist er aber gerade draußen auf dem Feld anders. Ich habe nicht sehr darüber nachgedacht, da wir uns so gut kennen. Aber jetzt sind wir im Einsatz, und dann wird es eben so. Zu Hause können wir saufen und uns ausquatschen und so sein wie andere Menschen auch, wie ich hoffe, und er ist es dann auch. Aber nicht jetzt. Nicht im Einsatz. Unser Ziel besteht ja einfach nur darin zu gewinnen. Nichts darf schiefgehen. Wir müssen gewinnen, und Carl hat die Verantwortung. Das ist doch gar nicht so schwer zu verstehen?«
    »Nein, vielleicht nicht«, seufzte Luigi. »Aber ich freue mich schon jetzt darauf, irgendwann in den Schären Würstchen zu grillen, damit wir etwas wirklicher werden.«
    »Menschlicher, meinst du«, korrigierte Åke Stålhandske.
    »Ja, vermutlich etwas in der Richtung«, gab Luigi zu.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen. Sieh nur zu, daß wir gewinnen, dann können wir hinterher bestimmt Würstchen grillen oder Spaghetti essen oder vielleicht sogar einen dieser verdammten Tintenfische«, brummte Åke Stålhandske, als wären Tintenfische plötzlich zu einem alles überschattenden Problem geworden. »Ich werde diese kleinen schwarzen Monster bald hassen«, fügte er nach einer kleinen Pause düster hinzu.
    Es gab tatsächlich keine Stelle, an der man sich verstecken konnte. Carl stellte schnell fest, daß alles mit Luigis Beschreibung übereinstimmte. Die Landschaft war baumlos. Weiche wogende Hügel wie in manchen Teilen Skånes, aber die Ernte war eingebracht, so daß Kilometer um Kilometer nur noch braune, ausgedörrte Stoppeln zu sehen waren. Die Villa oder vielmehr das, was einmal eine prachtvolle Villa gewesen sein mußte, lag hoch oben auf einem Hügel und war schon aus mehreren Kilometern Entfernung zu sehen.
    Carl fuhr das letzte Stück zu der Villa langsam weiter, aber es schien noch

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