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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Niederlage.
    »Sie können die Geiseln natürlich töten. Sie befinden sich in Ihrer Gewalt. Es wird Ihnen keine Mühe machen, sie umzubringen, und es ist ebenfalls wahr, daß Sie sich damit eine Menge Ärger ersparen könnten«, begann er und machte dann eine kurze Kunstpause. »Dann aber, Don Tommaso, das schwöre ich Ihnen, wird der Preis steigen. Dann werden Sie nicht mit drei, sondern vier Ihrer eigenen Leute für jeden Schweden bezahlen müssen. Wir sind nicht die Polizei und arbeiten nicht wie Polizisten. Das dürfte Ihnen inzwischen klar geworden sein. Und noch etwas: Beim nächsten Mal werden wir näher an Ihre Familie herangehen, falls es notwendig sein sollte. Bisher haben wir Ihre engste Familie geschont, Don Tommaso. Wir haben Ihnen einen gewissen Respekt entgegengebracht, aber auch das kann einmal zu Ende gehen.«
    »Sie haben meinen Patensohn getötet und sowohl ihn als auch mich respektlos behandelt. Das müssen Sie doch zugeben, Comandante«, entgegnete Don Tommaso schnell und mit deutlich spürbarem unterdrücktem Zorn.
    »Aber lieber Don Tommaso!« rief Carl aus, als zeigte er sich plötzlich bestürzt. »Sie haben ihn doch mit dem Befehl losgeschickt, mich in meinem eigenem Bett in die Luft zu sprengen! Was erwarten Sie dann von mir? Wie soll ein Mann eine solche Beleidigung einfach hinnehmen? Dafür mache ich Sie verantwortlich. Und daß ich ihn in dem Zustand zu Ihnen zurückbrachte, den Sie kennen, hatte wirklich nur einen Grund: Sie sollten verstehen, daß ich es ernst meinte, als ich Ihnen sagte, wir könnten Sie jederzeit und überall erreichen.«
    »Sehr pädagogisch gedacht, aber vielleicht nicht sehr taktvoll. Darf ich übrigens fragen, wie Sie ins Haus gekommen sind?«
    »Diese Frage ist taktlos, Don Tommaso. Aber denken Sie daran, daß sich der Verrat ständig in Ihrer Nähe befindet. Vergessen Sie es nicht. Denken Sie beispielsweise an diesen Salvatore Carini.«
    »Der wird niemanden mehr verraten«, fauchte Don Tommaso gereizt.
    »Nein«, seufzte Carl. »Ich habe ihm vorgeschlagen, er sollte sich unserem Schutz unterstellen, aber das wollte er nicht. Nun ja, mit dem Unverstand der Menschen müssen wir uns abfinden. Dieser schwedische Oberst, den Sie in Rom haben abholen lassen, schlug vor, wir sollten gemeinsam ausgehen und Palermo bei Nacht erleben, ein paar angenehme Restaurants besuchen und derlei.«
    »Heilige Mutter Gottes!« brach es aus Don Tommaso hervor. Plötzlich erschien ein amüsiertes Glitzern in seinen Augen. »Er wollte in Palermo ausgehen, obwohl unser Krieg gerade voll entbrannt ist? Nun, es freut mich jedenfalls, daß nicht alle auf Ihrer Seite Ihr Kaliber haben.«
    »Er gehörte nicht zu unserer operativen Streitmacht hier. Er war nur ein Bote, ein Laufbursche«, erklärte Carl mit gerunzelter Stirn, als gefiele es ihm nicht, die schwedische Fahne beleidigt zu sehen. »So, jetzt sollten wir mit dieser Angelegenheit aber allmählich zum Schuß kommen. Was halten Sie von meinem Vorschlag, Don Tommaso? Geld, Abfertigungsgebühren, über derlei können wir natürlich auch diskutieren.«
    Der Mafia-Boß beugte sich erneut vor, stützte das Kinn auf die Hände und den Stock und schwieg mehr als eine Minute nachdenklich, bevor er etwas sagte. Carl sah keinen Anlaß zu drängen. Er war der Meinung, alles gesagt zu haben, was möglich war, und war sicher, daß es keinerlei Mißverständnis geben und daß nichts als leere Drohung erscheinen konnte. Obwohl es natürlich eine leere Drohung war: Im selben Moment, in dem die Geiseln getötet würden und dies allgemein bekannt wurde, würde die schwedische Streitmacht mit blitzartiger Geschwindigkeit nach Hause beordert werden.
    Schließlich richtete Don Tommaso sich schnaufend auf und wandte sich erneut zu Carl um. Er sah seinem Feind forschend in die Augen, forschend und zugleich fast freundlich.
    »Sagen Sie, Comandante«, begann er weich. »Hätten Sie gern diesen Picciotto, der Ihren Freund getötet hat? Falls ja, schenke ich ihn Ihnen mehr als gern. Gern auf die gleiche Weise, wie Sie mir meinen Patensohn zurückgegeben haben.«
    »An und für sich«, begann Carl etwas unsicher, bevor er sich zusammennahm, um den Vorschlag zu bewerten, als handelte es sich um eine beliebiges Geschäft, »an und für sich hätte ich gar nichts dagegen. Doch nicht um den Preis unserer vier Schweden.«
    »Das wäre es dann wohl«, sagte Don Tommaso und erhob sich schwer. Er gab Carl durch ein Zeichen zu verstehen, dieser solle im Schutz der

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