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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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klebrig.
    »Möchte gern wissen, was für eine Temperatur uns in Palermo erwartet«, murmelte Carl.
    »Heute um zwölf zweiundvierzig Grad im Schatten«, erwiderte Joar schnell. »Etwa so wie in der Mojave-Wüste an einem kühlen Frühlingstag.«
    »Damit dürften wir also zurechtkommen«, lächelte Carl schwach, »aber ich nehme an, du willst wissen, was der Italiano gesagt hat. Zwischen den Zeilen und überhaupt ging es etwa um folgendes. Wir haben grünes Licht und können mit diesen Mafia-Typen nach Belieben verhandeln und dürfen sogar eine Abmachung mit ihnen treffen und einen Austausch Geld gegen Geiseln organisieren. Ja, vorausgesetzt natürlich, wir erledigen die Sache diskret.«
    Carl blieb stehen und betrachtete die Inschrift an einem Hydranten.
    »S.P.Q.R. Was bedeutet das?« wollte er wissen.
    »Senatus Populusque Romanorum. Der Senat und das Volk der Römer«, erwiderte Joar verbissen. »Aber was ist der Preis dafür? Etwas, was wir bezahlen können?«
    »Etwas, was wir bezahlen können. Hast du Hunger? Sie wollen nur, daß wir unsere eventuellen Erkenntnisse an sie weitergeben. Reiner Informationsaustausch. Ich sehe nichts, was dem entgegensteht.«
    »Ja, ich habe ziemlichen Hunger. Natürlich bekommen die Italiener hinterher von uns eine Art Auswertung, Neutralität hin, Neutralität her. Dies ist schließlich eine Sache der Streitkräfte. Aber wo liegt das Problem?«
    »Er meinte, wir sollten bewaffnet auftreten, und hat mir eine Art license to kill erteilt. Das macht mir Kummer. Wollen wir hierbleiben? Nein, laß uns das Thema lieber auf der Straße zu Ende besprechen, dann können wir beim Essen von anderen Dingen reden.«
    Sie gingen zögernd die Straße entlang. Die Restaurants waren bis jetzt noch schwach besetzt. Anscheinend gingen die Römer erst spät abends aus.
    »Na ja«, sagte Joar nach einer Weile. »Dann werden wir wohl so vorgehen können, wie es uns richtig erscheint. Zunächst sollen wir ja nur mit diesen Leuten reden, falls wir überhaupt einen von ihnen erwischen. Dann können wir weitersehen. Falls es überhaupt zu einem Austausch kommt, werden wir wohl mit etwas mehr Vorsicht und Behutsamkeit auftreten müssen?«
    »Falls es dazu kommt, ja.«
    Carl lächelte matt. Was Joar soeben gesagt hatte, war eine ebenso groteske wie komische Untertreibung. Beide hatten eine sehr klare Vorstellung davon, wie man einen Austausch zwischen feindseligen Partnern organisieren mußte. Geld gegen Menschenleben. Geld in einer oder mehreren Taschen auf der einen und gefesselte Menschen mit verbundenen Augen von der anderen Seite. Ein verlassener Treffpunkt, Waffen, Nervosität, großes Risiko, sowohl hereingelegt als auch getötet zu werden.
    Aber das war ein Problem, daß sich jetzt noch lange nicht stellte. Vielleicht würde man sich sogar gar nicht einigen, weder in den praktischen Dingen noch auf die Höhe der Geldsumme. Was die Unterhändler übrigens in eine sehr knifflige Lage bringen konnte.
    Carl brachte für die Probleme keinerlei Interesse auf. Das war erstaunlich, aber trotzdem sehr greifbar. Vielleicht weil es noch ein langer Weg bis zu einer konkreten Situation war, vielleicht weil sein Privatleben ihm so absolut beherrschend vorkam.
    Konkrete Situation?
    Er dachte in militärischen Umschreibungen, als wäre er sein eigener Militärsprecher in irgendeinem Wüstenkrieg des Westens gegen Araber, Asiaten oder Afrikaner.
    Konkrete Situation bedeutete also Kriegführung gegen Gangster. Bis jetzt gab es jedoch keinen Grund zu glauben, daß es je dazu kommen würde. Wenn der Gegenseite so daran gelegen war, mit dem schwedischen Staat zu verhandeln, mußte sie doch wollen, daß die Unterhändler mit heiler Haut nach Schweden zurückkehrten?
    Alles andere wäre vollkommen unlogisch.
    »Ich glaube jedenfalls, wir sollten zunächst auf jede Form von Bewaffnung verzichten«, sagte Carl leise, als er glaubte, das Problem zu Ende gedacht zu haben.
    »Wäre das sehr klug?« fragte Joar kurz und neutral.
    »Ja, ich denke schon. Wir sollen ja zunächst mit ihnen verhandeln. Und wenn wir in eine Verhandlungssituation geraten, dürften sie uns zunächst mehr oder weniger höflich bitten, eventuelle Waffen abzugeben. Der Unterschied wäre nur, daß sie dann Waffen bei uns gefunden hätten und daß wir sie abgegeben hätten. Das bietet uns keinerlei Vorteil, sondern nur Nachteile, nicht wahr?«
    Joar nickte nachdenklich. Das schien glasklar zu sein, glasklar und logisch.
    Sie befanden sich vor einem kleinen

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