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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Vorteil ist. Im übrigen befindet sich das gesamte schwedische Personal in Sicherheit. Sonst gibt es im Moment nicht viel mehr zu sagen.«
    Nach dem Gespräch stand Carl auf und sicherte die Tür durch eine Alarmanlage, obwohl er es ernsthaft nicht für notwendig hielt. Sonst wäre er schon längst wieder in die Badewanne umgezogen. Er schlief traumlos und sorgenfrei, als sagte ihm sein Instinkt, er dürfe nicht immer wieder alle Möglichkeiten im Kopf herumwälzen, denn schon bald werde sich alles in deutlich sichtbarem und scharfem Schwarzweiß zeigen, ohne jeden Raum für Mißverständnisse.
    Nach etwa der Zeit, auf die er sich unbewußt programmiert hatte, wachte er mit einem Ruck auf. Er stand auf und rasierte sich, duschte und zog sich frische Kleidung an.
    Er wog sein Funkgerät in der Hand und überlegte, ob er es mitnehmen sollte oder nicht, beschloß aber, es im Hotelzimmer zu lassen. Es war ein Stück hochentwickelter Elektronik, die nicht in den Händen von Gangstern landen durfte. Dagegen schnürte er sich sein Schulterholster mit der Pistole um, jedoch eher, um sie nicht im Hotelzimmer zu lassen, als daß er sich vorstellte, sie noch zu brauchen. Dann ging er in die Halle hinunter, nickte den zivil gekleideten Polizeibeamten zu, die offenbar wieder ihren Dienst angetreten hatten, trat auf die Straße und ging sofort zum Taxistand an der Ecke. Dort standen zwei Wagen. Er wählte zum Verdruß der beiden Fahrer den zweiten und zahlte dem ersten nach einigem Hin und Her eine großzügige Entschädigung. Dann sagte er seinem Fahrer, er wolle nach Castellammare, was der Mann offenbar schon beim dritten Erklärungsversuch verstand.
    Jetzt konnte er davon ausgehen, daß Gaetano Mazzaras Bande erfahren würde, wohin er fuhr. Das paßte ihm hervorragend ins Konzept.
    Das Taxi schlängelte sich elegant durch die Autoschlangen Palermos, bis sie aus der Stadt hinauskamen. Die Geschwindigkeit wurde bald größer. Der heiße Wind wehte durch die offene Seitenscheibe des Fahrers herein und trocknete allen Schweiß. Carl zog vorsichtig die Jacke aus, um nicht überhitzt anzukommen. Wie er beabsichtigt hatte, fielen dem Taxifahrer das Schulterholster und die Pistole auf, jedoch ohne sichtliche Überraschung.
    Carl sah auf das glitzernde Meer hinaus und zwang sich, an etwas anderes zu denken als die bevorstehende Begegnung. Er hatte sich immer gesagt, daß es nicht gut ist, immer und immer wieder an die getroffenen Vorbereitungen zu denken, da man dann nur bei vorgefaßten Meinungen hängenbleibt und die Fähigkeit zum Improvisieren verliert.
    Er dachte an die beiden Kinder und ihre Mutter. Er sah sie vor sich in dem graugrünen Licht, das für ein normales Menschenauge Dunkelheit war, erinnerte sich daran, wie sie gequengelt hatten, als wären sie zu übermüdet gewesen, um sich schlafen zu legen. Ihre Mutter hatte sie vermutlich aber doch dazu gezwungen. Die Frau mußte heftig auf sie eingeredet und sie ausgeschimpft haben, weil sie nicht still waren.
    Konnten Kinder so große Geheimnisse für sich behalten? Vielleicht spielte das in einem Dorf keine Rolle, das, wie arm es von außen auch aussehen mochte, doch in eine organisierte Kriminalität eingebunden war, die Hunderte von Millionen Dollar umsetzte. Im Monat.
    Warum hatte er so total die Beherrschung verloren, als er die Kinder sah? Sie waren genauso schuldig oder unschuldig wie andere, zumindest ebenso unschuldig wie die übrigen Dorfbewohner, die wahrscheinlich in der Heroinwerkstatt ihrer Arbeit nachgingen, als wäre es gewöhnliche Feldarbeit. Wie viele Menschen dort drinnen waren Frauen gewesen? Mit dem Infrarotgerät war es nicht zu erkennen gewesen. Während der letzten Minuten ihres Lebens hatten sie wie gewohnt gearbeitet, während Åke Stålhandske das Haus in seinem Zielgerät betrachtete und er, Carl, die Menschen durch die Wände beobachtete. Doch welche Menschenleben waren für die elektronischen Zielgeräte »schuldig« und welche »unschuldig«? Immerhin gibt es auch keine klugen Bomben, sagte er sich, sondern nur Bomben, die Befehlen gehorchen. Er dachte kurz an seine Tochter und fand noch die Zeit zu denken, daß sie wohl etwas mit seiner Überreaktion zu tun gehabt hatte, als die Kinder das Haus verließen. Dann schlug er sich alle gefährlichen Gedanken dieser Art aus dem Sinn, blickte aufs Meer hinaus und achtete auf die Charakteristika der Dörfer, durch die sie hindurchfuhren.
    Das letzte Stück von Castellammare bis zu Don Tommasos Villa

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