Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
dirigierte er den Fahrer mit Handbewegungen. Er bezahlte mit einem großen Geldschein und erklärte, er brauche das Wechselgeld nicht, da er in zehn Minuten vielleicht schon tot sei. Es ging ihm jedoch sehr wohl auf, daß der Taxifahrer kein Wort verstanden hatte, als er sich wortreich bedankte.
    Carl stand vor dem schmiedeeisernen Tor. Auf der anderen Seite standen zwei mürrisch dreinblickende Männer mittleren Alters mit Mützen, Schnurrbart und nicht sehr gut versteckten Automatikwaffen in Griffweite. Carl zog langsam seine Jacke an, machte den Krawattenknoten enger, trat ans Tor und versuchte freundlich Guten Tag zu sagen. Er nannte Don Tommasos Namen und zeigte auf das Haus.
    Einer der Männer nahm mit ausdruckslosem Gesicht einen Telefonhörer ab und wechselte ein paar Worte mit jemandem im Haus, nickte und legte auf. Der Mann drückte auf einen Knopf, worauf sich das Tor öffnete und sofort wieder hinter Carl schloß, als dieser nach auffordernden Handbewegungen auf den Haupteingang der Villa zuging.
    Auf dem Hof vor dem Haus standen drei schwarze Limousinen. Die Wachposten, die ihn am Eingang in Empfang nahmen, machten einen nervösen Eindruck und schnippten auf der anderen Seite des Panzerglases irritiert mit den Fingern, er solle näherkommen. Carl zog seine Pistole und legte sie in die stählerne Kassette, ging zu der Schleuse mit dem Metalldetektor und ließ sich untersuchen. Im Schloß war ein Klicken zu hören, so daß er eintreten konnte. Auf der anderen Seite unterzog man ihn einer Leibesvisitation. Gut, dachte er, gut, daß ich nicht diese deutsche Kunststoffpistole mitgenommen habe, die sie mir hier doch abgenommen hätten.
    Don Tommasos Sohn kam die Treppe herunter. Er sah unrasiert aus und hatte blutunterlaufene Augen. Er wechselte ein paar Worte mit den Wachposten. Wahrscheinlich ging es darum, daß Carl jetzt unbewaffnet sei. Dann zeigte der Sohn die Treppe hinauf und ging selbst vor, obwohl er sich ständig umdrehte und zurückblickte, damit der Abstand zwischen ihm und Carl nicht kleiner wurde. Du Idiot, dachte Carl. Wenn ich dich hätte schnappen wollen, hättest du nie die Zeit gefunden, eine Waffe zu ziehen. Und wenn doch, hätte ich sie dir sofort abgenommen.
    Don Tommaso war nicht allein auf der Terrasse. Bei ihm waren drei Männer über fünfzig mit außerordentlich finsteren Mienen. Die Opernmusik kam leiser aus den Lautsprechern, als es Don Tommasos Geschmack zu entsprechen schien. Carl tippte auf La Traviata. Es war jedenfalls eine italienische und sehr bekannte Oper.
    »Ah, Hamilton. Pünktlich wie immer. Herzlich willkommen«, sagte Don Tommaso ohne spürbare Begeisterung und ohne aufzustehen. »Ich bedaure, daß Sie zufällig in andere und größere Geschäfte hineingeraten als bei unserer kleinen Auseinandersetzung«, fuhr er fort und zeigte auf einen der freien Stühle am Tisch. Einer der Männer, der Carl gegenübersaß, zog demonstrativ einen Revolver aus der Jacke und legte ihn vor sich auf den Tisch. Wie es schien, außer Reichweite für Carl. Der Tisch war vergleichsweise bescheiden gedeckt. Carl sah nur wenige Vorspeisen, einige Wasserkaraffen, einen Eisbehälter und Weißwein.
    »Ich weiß, was Ihnen so großen Kummer macht, und habe vor, die Probleme für Sie zu lösen«, begann Carl. Er war zu dem Schluß gekommen, daß die Stimmung nicht dazu angetan war, mit Small Talk über das Klima, über Opernmusik und Kindererziehung zu sprechen. »Kann ich in Anwesenheit dieser mir unbekannten Herren offen sprechen, Don Tommaso?« fragte er dann angestrengt freundlich.
    Don Tommaso nickte leicht und zeigte mit einer Handbewegung, daß Carl fortfahren sollte. Also gut, dachte Carl. Dann kann ich mich gleich in den Abgrund stürzen.
    »Wir sind es gewesen, die gestern abend dort oben Ihren Wachposten geschnappt haben«, begann er und zeigte auf den zuckerhutförmigen Berg. »Wir haben ihn vor Don Gaetanos Werkstatt abgesetzt, und wir waren es, die sie gesprengt haben. Irgendwelche Fragen?«
    Es zeigte sich, daß alle Anwesenden Englisch verstanden. Sie starrten ihn verblüfft an und verrieten dabei etwas, was sich nur als zunehmende Wut deuten ließ.
    »Ich werde jetzt meinen Preis nennen, Don Tommaso, und werde dabei sehr exakt sein«, fuhr Carl fort. »Wir wollen also vier heile und gesunde Schweden wiederhaben. Ich wünsche, daß Sie sie persönlich liefern, und zwar an mich, Don Tommaso. Als Gegenleistung erhalten Sie folgendes: Erstens kann ich das Mißverständnis mit Don

Weitere Kostenlose Bücher