Unternehmen Vendetta
auszumachen. »Sehen wir uns Ihre Erfahrungen an, Don Tommaso. Zunächst sind Ihre Mordversuche mißglückt. Wir haben überdies gezeigt, daß wir Sie jederzeit und an jedem Ort erreichen können. Wir können Ihren Funkverkehr verfolgen, ja, das haben wir natürlich die ganze Zeit getan. Wir können Sie in Ihrem eigenen Haus abhören. Wenn wir wollen, können wir uns sogar in Ihrem Schlafzimmer Einlaß verschaffen. Wir können Sie in der Dunkelheit töten. Wir können uns Ihre Wachen schnappen und töten. Wir können Ihre Fabriken in die Luft sprengen oder Ihr Heim zerstören. Ich glaube nicht, daß ich noch mehr aufzählen muß. Sie sind vielleicht der Meinung, daß ich im Augenblick Ihr Gefangener bin, aber lassen Sie mich daran erinnern, was geschah, als Sie zuletzt eine solche Drohung aussprachen. Also. So sieht einerseits Ihr Verhältnis zu uns aus. Sie wissen nicht einmal, wer wir sind oder wie viele. Andererseits haben wir die, wie ich wohl annehmen muß, immer komplizierter werdende Beziehung zu Don Gaetano in Palermo. Er dürfte inzwischen ziemlich sauer sein. Sie riskieren einen Bürgerkrieg und damit alle Ihre Geschäfte, alles. Mein Vorschlag läuft auf eine Paketlösung hinaus. Ich überzeuge Don Gaetano davon, daß wir seine Leute getötet und seine Drogenfabrik gesprengt haben und nicht Sie. Das ist das eine Angebot. Das zweite besteht darin, daß Ihnen weitere Zerstörungen erspart bleiben. Das sollte ziemlich klar und leicht zu begreifen sein. In meinen Augen handelt es sich um ein einfaches, streng geschäftliches Problem, wie ich es sehe, obwohl ich kein Sizilianer bin.«
Carl warf den Männern auf der anderen Seite einen Blick zu. Sie waren immer noch aggressiv, hatten aber wenigstens nachzudenken begonnen. Und Don Tommaso selbst machte einen sehr nachdenklichen Eindruck.
»Und wenn wir Sie gefangennehmen? Verzeihung, Hamilton, aber sagen wir einfach der Argumentation halber, wir wären dazu in der Lage. Ich meine, ich will Sie keineswegs beleidigen, aber doch darauf hinweisen, daß Sie sechzig Meter über dem Meer ohne Waffen mit Ihren schlimmsten Feinden beisammensitzen.«
Bei diesen Worten lächelte Don Tommaso fast freundlich aus den Falten seines fleischigen Gesichts, und Carl entschied sich schnell dafür, das als ein gutes Zeichen zu sehen.
»Ja«, sagte Carl und hielt den Männern gegenüber fragend die Weinkaraffe hin. Sie lehnten fast aggressiv und widerwillig ab.
»Ja, lassen Sie uns der Argumentation halber einmal davon ausgehen. Sie töten mich auf mehr oder weniger angenehme Weise. Setzen wir das mal voraus. Das bietet aber erstens keine Lösung des Problems mit Don Gaetano, denn mein Hinscheiden dürfte nicht genügen, ihn zu trösten. Zweitens dürfte Ihre Phantasie hoffentlich ausreichen, sich ein Bild von der Vendetta zu machen, die Sie dann heimsuchen würde, und zwar in etwa einer Stunde.«
Carl breitete erneut die Arme in einer nachgeäfften italienischen Geste aus. Die Erkenntnis, daß er wahrscheinlich Robert de Niro nachäffte, machte ihn plötzlich verlegen.
»Dann lassen Sie uns weiter argumentieren«, fuhr Don Tommaso langsam und mit einer deutlichen Tendenz zu einem feinen Lächeln fort, ob nun wegen Carls Robert-de-Niro-Imitation oder aus anderen Gründen. »Sie haben recht. Es wäre im Augenblick nicht sehr klug von uns, unseren Kummer an Ihnen persönlich auszulassen, ganz abgesehen davon, daß es Ihnen als Gast gegenüber äußerst unfein wäre. Aber wie wollen Sie Don Gaetano überzeugen? Er glaubt vielleicht nur, daß Sie und ich zusammenarbeiten, was wir in gewisser Hinsicht strenggenommen ja auch getan haben. Ich denke da an mein kleines Geschenk. Nun, was sagen Sie? Wie soll er Ihnen glauben?«
»Das ist gar nicht so schwer, wie man glauben könnte«, erwiderte Carl ernst. Er nahm sich vor, die Neigung zu theatralischen Effekten künftig zu bezwingen. »Wie könnte ich beispielsweise Sie davon überzeugen, daß wir gestern abend zugeschlagen haben?
Tja, wenn ich etwa sage, wir sind aus der Richtung Monte d’Inci gekommen, auf dem ein recht junger Mann saß, der sich Falcone nannte, und wenn ich weiter sage, daß wir gewartet haben, bis die Ablösung erschien, um den Mann dann zu schnappen und auf Ihrer Funkfrequenz mitzuteilen, übrigens auf italienisch, daß er zu Don Gaetano unterwegs war, wenn ich ferner sage, daß wir Ihren Mann zwar erschossen, es aber so arrangiert haben, daß es so aussehen mußte, als wäre er bei einem Schußwechsel mit einem
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