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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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jungen Mann in Empfang genommen, der ihm in einer Mischung aus Italienisch und Englisch erklärte, er werde Carl nach Palermo fahren. Der Wagen sei mit schußsicherem Glas ausgerüstet.
    Das Hotel schien sich in einer Art Belagerungszustand zu befinden. Inzwischen war ein neuer Trupp uniformierter Carabinieri mit automatischen Waffen eingetroffen, und vor dem Hoteleingang hatte man Absperrgitter aufgestellt. In der Halle wimmelte es von Polizeibeamten in Zivil - und von Journalisten, die sich sofort erhoben, als Carl eintrat. Sie bewegten sich aus allen Richtungen gleichzeitig auf ihn zu. Die Fragen prasselten auf Carl nieder, als er am Tresen stand und auf seinen Schlüssel wartete. Er nahm ihn in Empfang, machte auf dem Absatz kehrt und ging ohne ein Wort durch die Menge der Journalisten auf die Treppe zu. Schon nach den ersten Schritten ließ er die ersten Verfolger hinter sich.
    Als er in seinem Zimmer war, rief er den Empfang an und teilte knapp mit, er erwarte in Kürze den Besuch zweier sizilianischer Herren. Sie hätten vereinbart, sich in der Bar zu treffen, doch das sei im Augenblick recht unpassend. Die beiden Besucher seien vielmehr oben in seinem Zimmer willkommen. Man hatte dort unten inzwischen offenbar das Personal ausgetauscht, denn man verstand ihn sofort, obwohl er Englisch sprach. Vielleicht hatten auch nur Polizeibeamte den Job übernommen.
    Carl ließ sich schwer auf den einzigen Sessel des Zimmers fallen und spürte, wie ihn Unbehagen befiel. Eine Meute von Journalisten war in diesem Augenblick alles andere als ideal. Sie hatten ihn auf schwedisch, englisch und italienisch angesprochen. Inzwischen waren viele interessante Dinge ans Licht gekommen, und das, was als Finale gedacht war, lief jetzt Gefahr, zu einer Art öffentlicher Darbietung zu werden. Er überlegte, ob er sich ein anderes Hotel suchen sollte, mußte sich aber eingestehen, daß es nicht viel nützen würde. Sie würden ihn auch dort finden, und er würde nur in einem Hotel landen, in dem er sich nicht zurechtfand und in dem er folglich das Leben anderer und sein eigenes in Gefahr bringen konnte. Die Frage war, wie munter Journalisten um sechs Uhr morgens waren. Würden Sie schon in aller Herrgottsfrühe in der Hotelhalle sitzen und ihm auflauern?
    Übrigens spielte das keine große Rolle mehr. Wenn es soweit war, würde das meiste schon vorbei sein.
    Er nahm den Hörer ab, um Tessie anzurufen, überlegte es sich dann aber. Er wollte sich nicht schon wieder in eine Diskussion darüber verwickeln lassen, warum er nicht angerufen hatte. Statt dessen holte er sein Funkgerät hervor, rief die Basis und teilte mit, er gehe jetzt in die nächste Phase. Sie würden vermutlich Anweisung erhalten, sich wieder auf die andere Seite der Landzunge zu begeben und Capo San Vito zu umrunden, und zwar in etwa einer Stunde. Es scheine alles gutzugehen.
    Er klang nicht besonders begeistert. Er merkte es selbst und wiederholte deshalb der Deutlichkeit halber, es scheine wirklich alles gut auszusehen.
    Kurze Zeit darauf klopfte es an der Tür. Er zog seine Pistole und richtete sie auf die Tür, ohne sich zu bewegen oder auch nur den Hahn zu spannen.
    »Herein!« rief er.
    Ein Mann in den Dreißigern zeigte sich zögernd in der Türöffnung. Carl stellte schnell fest, daß von einer sichtbaren Bedrohung keine Rede sein konnte, und bat den Besucher, die Tür zu schließen und sich zu setzen. Er steckte seine Pistole wieder ins Holster. Der andere Mann war auffallend elegant und sah trotz Krawatte und Jackett bemerkenswert frisch aus, als wäre er soeben aus einem Wagen mit Klimaanlage ausgestiegen. Er setzte sich ein wenig verlegen auf den einzigen Platz, der überhaupt in Frage kam, auf eins der Betten, und zupfte sich die Bügelfalten auf den Knien zurecht, bevor er etwas sagte.
    »Mr. Gaetano schlägt einen anderen Treffpunkt vor«, sagte er schließlich.
    »Kommt nicht in Frage. Angesichts dessen, worüber wir sprechen müssen, kann ich natürlich nicht in der Gegend herumkutschieren«, erwiderte Carl irritiert.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte der andere ernst, »aber das hatte sich Mr. Gaetano auch nicht gedacht. Er wartet jetzt in der Sala Wagner.«
    »Wo ist die Sala Wagner?« fragte Carl mißtrauisch.
    »Hier im Hotel, im ersten Stock. Wir haben dafür gesorgt, daß niemand stört«, erklärte der andere geduldig.
    Carl überlegte. Rein logisch betrachtet durfte es in dieser Lage keinerlei Bedrohung geben, bevor die Geiseln freigelassen

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