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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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worden waren. Den Gangsterbossen mußte schließlich klar sein, daß jeder allzu frühe militärische Einsatz von ihrer Seite die gesamte Abmachung gefährden und zumindest einem von ihnen einen großen Teil des Geschäfts kosten würde.
    »Na schön«, sagte Carl. »Gehen wir.«
    Er stand auf, zog das Jackett an und zeigte mit der Hand, der andere solle vorgehen.
    Sie sprachen kein Wort miteinander, als sie hinuntergingen und dann den langen dunklen Korridor im ersten Stock entlangschritten. Als sie die Eingangstür erreichten, wartete dort ein weiterer Mann, der etwa so wie der erste aussah. Er machte sofort die Tür auf und forderte Carl mit einer Handbewegung auf, mit seinem Begleiter hineinzugehen. Er selbst blieb als Wachposten draußen.
    Die Sala Wagner war ein großer Raum, zehn mal zehn Meter, mit weißem Marmorfußboden und perlgrauen Wänden, die mit goldfarbenem Stuck übersät waren, sowie mit spanisch wirkenden Kachel-Intarsien auf dem Fußboden, die sich an den Wänden wie ein Fries entlangzogen. Der Saal wurde offenbar als Konferenz oder Empfangsraum genutzt, da der größere Teil der Fläche von einfachen schwarzen Kunststoffstühlen eingenommen wurde, die an einem Tisch mit grünem Tischtuch aufgestellt waren. Über allem schwebte ein riesiger Kronleuchter in schwülstigem Barockstil mit nackten Glühbirnen.
    Don Gaetano stand an der hintersten Stuhlreihe. Er sah aus wie das genaue Gegenteil von Don Tommaso: klein, zartgliedrig, wieselhaft mit klaren schwarzen Augen und einem schmalen Schnurrbart, der wie ein dünner Strich oder die Narbe eines Messerschnitts auf der Oberlippe saß. Er sagte nichts. Er musterte Carl von oben nach unten und sah schon jetzt gehässig aus. Er trug einen schwarzen Anzug mit einer silberfarbenen Weste und eine gelbe Krawatte. Schließlich sagte er etwas zu Carls Begleiter. Dieser übersetzte, Don Gaetano habe nicht viel Zeit und schlage vor, gleich zur Sache zu kommen. Carl erwiderte, er sei der Meinung, sie sollten sich setzen. Dann ging er zu dem Konferenztisch mit dem grünen Tischtuch, zog auf der einen Seite demonstrativ zwei Stühle heraus und setzte sich selbst auf der gegenüberliegenden Seite hin. Dann zeigte er mit einer Handbewegung, die beiden anderen sollten es ihm nachtun. Sie schienen zunächst zu zögern. Carl bemerkte, daß der Tisch an der Wand zur Via Wagner an der Rückseite des Hotels stand und daß es folglich nicht möglich war, den Tisch von draußen mit Feuer zu bestreichen. Doch das kam beiden Seiten zugute.
    Nachdem sie sich gesetzt hatten, sah sich Don Gaetano um und sagte etwas, was in Carls Augen nichts mit der Sache zu tun hatte. Der Dolmetscher übersetzte, dieser Raum habe eine historische Vergangenheit, hier seien größere Beschlüsse gefaßt worden, als heute zu erwarten sei. Carl überhörte die Anspielung auf den amerikanisch-sizilianischen Pakt von 1957, oder worauf der Gangsterboß angespielt haben mochte, und fragte, ob er anfangen solle, oder ob es zunächst einige praktische Dinge zu klären gebe. Als der Dolmetscher übersetzte, antwortete Don Gaetano mit einer verächtlichen Geste, die etwa heißen sollte, rede einfach drauflos.
    »Gut«, sagte Carl entschlossen. »Dann fangen wir mit Mr. Carini an. Er begab sich im Fahrstuhl in mein Stockwerk, um zu meinem Zimmer zu kommen. Der Fahrstuhlschacht verläuft nämlich gleich hinter dem Raum, in dem ich wohne. Da ich den Fahrstuhl hörte, ja, ich hatte natürlich eine Alarmanlage, ging ich hinaus, stellte mich hinter die Fahrstuhltür und fing Mr. Carini ab, als er herauskam. Die Fahrstuhltür geht nämlich nach außen auf. Ich nahm ihm seine Waffe ab, worauf wir ins Kellergeschoß hinunterfuhren. Bitte übersetzen Sie.«
    Carl wartete, während seine Worte übersetzt wurden, und betrachtete aufmerksam Don Gaetano Gesicht. Dieser nickte immer wieder, als hakte er jedes Detail ab.
    »Als wir unten ankamen«, fuhr Carl fort, »warteten dort zwei von Mr. Carinis Helfern. Sie sahen ihn als ersten aus dem Fahrstuhl kommen, entdeckten mich aber erst, als es zu spät war. Ich habe sie mit je zwei Schüssen getötet. Von vorn. Ich stellte Mr. Carini gegen eine Wand und beendete dann die Arbeit mit den beiden anderen. Ich schoß das Magazin leer, steckte Mr. Carini seine Pistole in die Jackentasche und ließ ihn laufen. Übersetzen Sie?«
    Als die Übersetzung beendet war und Carl sich bereitmachte fortzufahren, winkte Don Gaetano irritiert mit der Hand ab, um Carl zu bremsen, und schnarrte

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