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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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statt dessen ein paar Fragen hervor. Der Dolmetscher übersetzte sie sorgfältig. Die erste lautete, wie und wo Carini mißhandelt worden war, die zweite, wie die Meldung von Carinis Verrat in den Corriere della Sera hatte gelangen können. Carl bemerkte, daß es intelligente und vermutlich entscheidende Fragen waren. Er mußte jedoch erst nachdenken, um sich daran zu erinnern, was er mit Carini hinter der Fahrstuhltür getan hatte.
    »Mr. Carini muß eine kräftige Schwellung an der linken Seite des Nackens gehabt haben«, begann Carl nachdenklich und zeigte die Stelle an sich selbst, »außerdem Schwellungen und starke Schmerzen in der Gegend der rechten Niere, etwa hier«, erklärte er und zeigte es erneut. »Und was die Angaben in der italienischen Presse angeht, kommen sie von einer schwedischen Zeitung. Ich habe einem schwedischen Journalisten den Tip von Carinis angeblichem Verrat gegeben, nämlich in der Absicht, daß die Meldung dem Korrespondenten des Corriere della Sera in Stockholm auffällt und daß er sie in Italien verbreitet. Das hat funktioniert.«
    Carl beendete seine Darlegung mit einer Handbewegung, die anzudeuten schien, damit sei alles erklärt. Don Gaetano nickte und stellte eine neue Frage, mit der er das Thema wechselte. Jetzt kam er auf den Sabotageakt oben bei Purgatorio.
    Carl zog seine Brieftasche hervor und entnahm ihr einen halben Hundert-Dollar-Schein, den er Don Gaetano hinüberschob.
    »Die andere Hälfte dieses Geldscheins«, sagte er leichthin, »lag in der Brusttasche des Wachpostens, den wir bei Don Tommaso abgeholt haben. Neben dem Wachposten lag eine deutsche Maschinenpistole. Seine Fingerabdrücke werden sich an einigen der obersten Patronen im Magazin finden. Alle anderen Patronen sind sorgfältig abgewischt worden. Ferner hat die Waffe Fingerabdrücke von der rechten Hand des Wachpostens. Ich gehe davon aus, daß solche Angaben noch nicht öffentlich sind, daß Sie sie aber irgendwie bei der Polizei kontrollieren können.«
    Damit hob Carl erneut die Hände und wartete die Übersetzung ab. Als der Dolmetscher fertig war, saß Don Gaetano stumm da und stützte das Kinn auf die Fäuste. Er schien hart mit sich zu ringen, um die Selbstbeherrschung zu bewahren. Sein Körper erzitterte leicht. Kurz darauf nahm er sich mit sichtlicher Anstrengung zusammen und begann langsam zu sprechen. Er gab dem Dolmetscher Anweisung, Satz für Satz zu übersetzen.
    »Was Sie sagen, Hamilton, ist wahr, Sie haben mich überzeugt«, lautete der erste Satz. Es folgte eine neue innere Kraftanstrengung, bevor Don Gaetano es über sich brachte fortzufahren. Er sah aus, als wollte er einem Herzinfarkt entgehen.
    »In einer Hinsicht ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, Don Tommaso und ich sind keine Feinde«, lautete der zweite Satz. Und während sich Don Gaetano für die Fortsetzung rüstete, die Carl inzwischen mühelos erraten konnte, schien der zartgliedrige kleine Mann vor Wut zu vibrieren.
    »Hingegen sind Sie und ich Feinde, Hamilton, und ich schwöre, daß ich Sie töten werde. Ich werde Ihnen bei lebendigem Leib das Herz herausschneiden, Hamilton«, lautete der dritte Satz.
    Carls Gesicht hellte sich auf. Das war unleugbar ein offenes Wort. Auf mehr hatte er nicht hoffen können. Damit waren alle Mißverständnisse der Gangsterbosse untereinander ein für allemal ausgeräumt.
    »Ich kann mir vorstellen, daß Sie das glauben, Mr. Mazzara«, sagte Carl hochmütig, »aber wenn Sie oder einer Ihrer Gorillas jetzt auch nur eine aggressive Bewegung machen, werden Sie sterben. Ich hoffe, das ist Ihnen klar.«
    Carls verbindliches Lächeln bildete einen solchen Gegensatz zu dem, was er sagte, daß Don Gaetano nicht verstanden zu haben schien. Der Dolmetscher erbleichte und zögerte, ob er übersetzen sollte.
    »Übersetzen Sie genau das, was ich gesagt habe!« sagte Carl im Befehlston. Der Dolmetscher schien mit einigen Entschuldigungen zu beginnen, die wohl auf die Versicherung hinausliefen, er, der Dolmetscher, äußere sich hier nicht, sondern es sei der Feind - Geste zu Carl hin -, der sich so respektlos ausdrücke. Dann übersetzte er.
    Don Gaetano leckte sich langsam die Lippen, während seine Augen in einer Grimasse von Haß und beherrschter Wut zu schmalen Schlitzen wurden.
    »Sie können sich nicht auf mich stürzen, bevor Don Tommaso und ich unser Geschäft abgeschlossen haben. Ich hoffe, Sie verstehen das?« sagte Carl freundlich. »Erst das Geschäft, dann das Privatleben, nicht wahr, Mr.

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