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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Mazzara?«
    Carl schüttelte den Kopf und gluckste. Die Verfassung seines Gegners schien ihn unbekümmert zu machen und zu amüsieren.
    Don Gaetano erhob sich so heftig, daß der Stuhl hinter ihm umkippte. Er streckte seine rechte Hand aus und schüttelte die Faust vor Carls Gesicht, während er einen Strom von Verwünschungen ausstieß.
    Carl stand lächelnd auf, wehrte die Übersetzung des Dolmetschers mit einer Handbewegung ab, da Don Gaetanos Worte auch ohne Übersetzung deutlich genug waren, und zeigte zur Tür.
    Don Gaetano drehte sich ohne ein Wort des Abschieds um und ging mit langen, entschlossenen Schritten zur Tür. Sein junger Begleiter nickte wie aus Versehen, fast ehrerbietig oder zutiefst erschreckt, und folgte seinem Herrn mit schnellen Schritten. Sie ließen die Tür geöffnet.
    Carl bemerkte, daß Don Gaetano trotz seiner kochenden Wut die Geistesgegenwart besessen hatte, den halben Hundert-Dollar-Schein mitzunehmen. Das deutet auf eine gewisse Selbstbeherrschung, dachte Carl. Das scheint darauf hinzudeuten, daß er sich damit begnügen wird, ungeduldig dazusitzen und mit den Zähnen zu knirschen, bis alle Streitigkeiten zwischen Carl und Don Tommaso ausgetragen sind. Erst dann wird er seine Killer wieder losschicken.
    Das kann natürlich zum Problem werden, aber kommt Zeit, kommt Rat, dachte Carl. Dann ging er auf sein Zimmer, ohne sich sehr sorgfältig umzusehen. Im Augenblick war er vermutlich eine der sichersten Personen in Palermo.
    Bis auf weiteres gab es für ihn nicht viel zu tun, nur einige Kleinigkeiten. Er holte sein Funkgerät und sah auf die Uhr. Es blieben noch ein paar Minuten bis zur vollen Stunde. Da konnte er ihre sicherste Frequenz benutzen. So beschloß er zu warten, nahm sich Papier und Bleistift und stellte eine kurze Liste zusammen.
    Sie sollten in das Gebiet um Macari auf der anderen Seite der Landzunge zurückkehren, wo Luigis Wagen stand. Im Lauf des Abends sollte Luigi nach Palermo zurückkehren und seinen offenen Kleinlaster in der Hotelgarage an der Via Michele Amari abholen und den kleinen Wagen in der Garage abstellen, nein, irgendwo, und die Schlüssel beim Empfang abgeben.
    Er müsse unbedingt darauf achten, daß ihm niemand zu ihrem Treffpunkt in der Nähe des Parkplatzes bei Macari folge.
    Sie sollten es mit der Bewaffnung nicht übertreiben, aber ein Granatengewehr mußte schon einiges Überredungsvermögen besitzen, wenn man es in der Schlußphase zeigte. Im übrigen für jeden eine Automatikwaffe. Nein, auch eine Präzisionswaffe und dann Handfeuerwaffen. Das mußte genügen.
    Carl glaubte nicht, daß Don Tommaso so etwas wie ein Schlußduell mit dem Gegner vorschwebte, den er letztlich als technisch überlegen ansehen mußte.
    Luigi sollte den Treffpunkt wählen und ihn dem Feind auf dessen Frequenz übermitteln. Nicht den Zeitpunkt, der war schon bekannt, und eventuelle Mithörer sollten nichts erfahren. Nur den eigentlichen Ort. Die Auswahl würde Luigi nicht schwerfallen.
    Nein, es war wohl am besten, wenn er zunächst nur mitteilte, der Treffpunkt sei schon ausgewählt, um dann zu erklären, die exakte Angabe werde erst eine Stunde vor dem Treffen erfolgen. Damit niemand, Freund oder Feind oder beide, Zeit finden konnten, Empfangsvorbereitungen zu treffen.
    Das war offenbar alles. Im Augenblick mußte nichts weiter bedacht werden. Folglich stand ihm in Palermo der letzte Abend in Sicherheit bevor. Carl entschloß sich, auszugehen und ein paar Stunden spazierenzugehen, und wenn aus keinem anderen Grund, als seinen Bewachern Rätsel aufzugeben. Vielleicht sollte er sich ein angenehmes Restaurant suchen und dann ins Hotel zurückkehren, als wollte er schlafen gehen.
    Er sah aufs Telefon, entschied sich dann aber, niemanden anzurufen. Sam nicht, Da Piemonte nicht, nicht einmal Tessie.
    Nils Gustaf Sandgren hatte am ganzen Körper blaue Flecken. Es tat sehr weh. Es wurde wahrscheinlich nicht besser davon, daß er gefesselt unter einer Ladung rumpelnder Knollenfrüchte lag. Man hatte ihm eine Kapuze übers Gesicht gezogen und den Mund mit Klebeband verklebt.
    Dennoch empfand er zum ersten Mal seit seinem Fluchtversuch so etwas wie Optimismus. Die anderen hatten einen fast apathischen Eindruck gemacht, als man ihn wieder in die Höhle schleifte und an dem letzten freien Eisenbett ankettete. Sie waren nicht einmal munter geworden, als sie erfuhren, daß immerhin Versuche unternommen wurden, sie zu befreien oder über ihre Freilassung zu verhandeln. Sie seien ja in

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