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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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man uns bei lebendigem Leib gehäutet hat, und so weiter. Ich glaube Don Tommaso in dieser Hinsicht übrigens aufs Wort. Nicht nur dabei, sondern in so gut wie jeder Hinsicht.«
    »Hat er gedroht, uns lebendig zu häuten?«
    »Nein, nur mich. Wie zum Teufel erreichen wir den Rittmeister? Ich glaube, die können dieses Scheißtelefon hier abhören.«
    »Vom Hotel aus? Das ist keine gute Idee.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Auch keine gute Idee, einfach hinzufahren?«
    »Nein, die Kaserne ist zu leicht auszukundschaften.«
    »Das spielt doch keine Rolle. Sollen sie’s doch erfahren.«
    »Wieso?«
    »Es ist recht einfach. Glaube ich. Wir sind keine Untergebenen Don Tommasos. Wir sind sein Feind, aber wir spielen mit ihm, wobei unser Gewinn aus zwei Schweden und seiner aus einer verdammten Masse von Waffen besteht. Wir können seine Möglichkeiten immer mehr beschneiden, ohne ihn zu verraten.«
    »Wir machen es ihm immer schwieriger, verraten ihn aber nicht. Wir spielen nach beiden Seiten mit offenen Karten. Verdammt gut gedacht. Wie kommen wir zum Hauptquartier der Carabinieri?«
    »Zwei Straßen weiter, dann nach rechts, dann die erste links und abwarten, bis ich Bescheid sage.«
    Ihre schlimmsten Befürchtungen sollten sich bewahrheiten. Zunächst jedoch verlief alles vollkommen normal. Sie drängelten sich durch die Hintertür ins Hauptquartier der Carabinieri, nachdem sie eine kurze Diskussion mit der Wache geführt hatten, bei der sie drei Mal auf colonello Da Piemonte verwiesen, bis den italienischen Wachen endlich aufging, daß sie offenbar colonello Da Piemonte meinten.
    Der Oberst befand sich in einer Stabsbesprechung, kam jedoch heraus und nahm persönlich die Waffen entgegen, die seine Gäste zu seinem Erstaunen ganz offen bis zu seinem Büro getragen hatten. Dann nahm er stehend einen kurzen Bericht entgegen.
    »Der Feind ist erkannt«, begann Carl. »Er heißt Don Tommaso« - der Oberst ließ keine Anzeichen von Überraschung erkennen -, »und was jetzt sofort eingeleitet werden muß, sind verstärkte Schutzmaßnahmen für schwedische Staatsbürger, die von Entführung bedroht sein könnten. Außerdem muß die schwedische Botschaft gewarnt werden, und die abgelieferten Waffen sollten der üblichen ballistischen Untersuchung unterzogen werden.«
    »Sehr gut«, versetzte der Oberst. »Wir sehen uns heute abend elf Minuten vor zehn. Der gleiche Ablauf wie beim letzten Mal.«
    Sie hatten erst geschlafen, als wären sie völlig erschöpft. Das war vermutlich der seelische Druck, dem widerstehen zu können sie sich eingebildet hatten. Immerhin waren sie darauf trainiert. Dann hatte jeder sein Trainingsprogramm absolviert, geduscht, geruht und sich demonstrativ einfach gekleidet, ohne Jackett, um dem zu entgehen, was sie am meisten fürchteten.
    Es half nichts, obwohl sie sich zunächst in einer vollkommen unbegründeten Sicherheit wiegten. Denn als Oberst Da Piemonte seine Gäste abends frisch geduscht und ziemlich ausgeruht, jedoch ohne Jacke und Krawatte hereinkommen sah, erhob er sich blitzschnell, grüßte und riß sich demonstrativ Jacke und Krawatte ab, bevor er seine Gäste mit einer Handbewegung bat, Platz zu nehmen. Dann klappte er einige bereitliegende Aktenmappen auf, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen.
    »Meine Herren, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, Sie gesund und munter wiederzusehen, lebend, meine ich«, sagte er, nachdem er sich gesetzt und eine Zeitlang in den Akten geblättert hatte.
    »Wir haben hier einen sehr interessanten Fall, wirklich, sehr interessant, denn dieser Tommaso, oder soll ich vielleicht Don Tommaso sagen, um mir nicht den Zorn Santa Rosalias und aller Sizilianer zuzuziehen, hat einen etwas dramatischen Hintergrund. Ich werde mich sehr kurz fassen, um Ihnen einen Eindruck zu vermitteln.«
    Die Kurzfassung war blutig. Don Tommaso hatte als junger Mann im Kampf gegen die Corleonesen zu der verlierenden Bande der Brüder Inzerello gehört. Seine Erlebnisse mußten traumatisch gewesen sein, selbst für einen sizilianischen picciotto, einen kleinen Mörder, der noch ganz unten auf der Karriereleiter stand.
    Tommaso hatte die Folterkammer der Corleonesen unten am Hafen kennengelernt, zusammen mit seinem Vater, seiner Mutter, dreien seiner Brüder und einer Schwester. Soweit bekannt, wurde die gesamte Familie vor seinen Augen ermordet, einer nach dem anderen. Vermutlich unter äußerst unangenehmen Formen. »Jaja, Säure, sexuelle Folter, das volle

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