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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Programm«, bemerkte Da Piemonte mit sichtlichem Abscheu.
    »Wir wissen jedoch nicht genau, wie er das alles hat überleben können. Es gibt zwei Theorien dazu. Einmal soll man ihn am Leben gelassen haben, damit er die pädagogische Botschaft weitergeben konnte, wer jetzt noch aufmuckt, dem ergeht es genauso, und so weiter. Das erscheint mir jedoch nicht besonders sizilianisch. Eine zweite Theorie: Es soll ihm gelungen sein auszubrechen, wobei er unter Umständen drei seiner Quälgeister getötet hat. Auch das kommt mir nicht sehr wahrscheinlich vor. Wie auch immer: Er ging in die USA, nahm ein paar übriggebliebene Familienmitglieder mit, unter anderem den erstgeborenen Sohn Giulio und eine Tochter. Seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört. Er ist in den USA nie festgenommen worden. Wir halten es für sicher, daß er sich dem Mafia-Clan um Di Maggio in New York angeschlossen hat, aber das sind alles nur Theorien.
    Seit zwei Jahren hat er sich wieder auf Sizilien etabliert, offenbar mit einer vollen Streitmacht und starkem Kapital im Rücken. Wir vermuten, daß es Verbindungen in die USA gibt, aber das ist auch alles.
    Er hat in der Gegend von Castellammare Grund und Boden im Gesamtwert von etwa zehn Millionen Dollar gekauft, um Ihnen die entsprechende Zahl in Lire zu ersparen. Castellammare ist die Stadt seiner Kindheit. Für uns steht nur eins fest: daß hier kein Rentner zurückgekehrt ist, nur um in sizilianischer Erde begraben zu werden. Mehr wissen wir jedoch nicht. Uns sind nur ein paar selbstverständliche Kleinigkeiten bekannt, etwa daß er eine cosca kontrolliert, eine Mafia-Familie in der Gegend von Castellammare, und daß niemand dort ihm den Rang des Anführers streitig macht.
    Das dazu, doch jetzt zu Tisch!« rief der Oberst schließlich aus und rieb sich begeistert die Hände.
    Carl und Joar erhoben sich wie zwei zum Tode Verurteilte. Der Abend entwickelte sich etwa so, wie sie es erwartet hatten, obwohl es diesmal in der Mitte der Speisenfolge keine Involtini gab.
    Der Oberst sprudelte geradezu vor guter Laune und erklärte sie damit, es komme nicht jeden Tag vor, daß verdeckt arbeitende Polizeibeamte mit Beutewaffen und ohne einen Kratzer wiederkämen. Nein, das Ergebnis der ballistischen Untersuchung liege noch nicht vor, denn immerhin hätten die Wissenschaftler die Wahl unter fünfhundert unaufgeklärten Morden.
    Von seiner guten Laune erfüllt, begab sich der Oberst dann auf einen gespielten Ritt um den Tisch. Er galoppierte herum, um zu beschreiben, wie einer seiner besonders eitlen Vorgänger geritten sei, bis das unvermeidliche Ende gekommen sei. Er sei kurz gesagt ein Idiot gewesen.
    Die Spaghetti waren schwarz.
    Es war keine Fata Morgana. Die Spaghetti waren schwarz. Und ihr entzückter Gastgeber trug ihnen auf, als hätte der Wechsel zu Hemdsärmeln ihn zum Familienvater gemacht, und erklärte ihnen dabei die sizilianische Spezialität. Kleine Tintenfische seien in ihrer eigenen Tinte gekocht worden, daher die Farbe; spaghetti al nero de seppia.
    Dazu ließ sich gut Weißwein trinken. Da Piemonte zufolge die Weißweine Siziliens den roten überlegen waren, abgesehen vielleicht von einem sehr charaktervollen Wein von den Hängen des Ätna, der allerdings schwer zu bekommen sei; im übrigen seien die Weine aus seiner, Da Piemontes, Heimat im Norden der Insel ganz allgemein viel besser als alles, was Sizilien sonst leisten könne, doch den könne er ihnen jetzt leider nicht bieten.
    Carl betrachtete mißtrauisch die Weinflasche, die ihm von einem Kadetten gezeigt wurde. Bianca di Menfi las er. Dann ging ihm auf, daß es die Region war und nicht der Name des Weins. Der Wein hieß Libecchio, und das grün-gelbe Etikett zeigte eine griechische Statue, die dem Meer entstieg.
    »Wir sollten jetzt den schlimmsten Hunger stillen, bevor wir uns dem Thema des Tages zuwenden!« schnarrte Da Piemonte, warf sich im nächsten Augenblick ein paar hundert Gramm des schwarzen Breis in den Mund und streckte sich eine Sekunde später nach dem Weinglas, das er seinen Gästen entgegenhob.
    Der Wein war kühl und gut, erinnerte ein wenig an türkische und griechische Weine. Sie würden einiges davon trinken müssen, um das Essen herunterzuspülen. Carl und Joar starrten feindselig auf ihre schwarzen Teller, blickten sich kurz an, brachten es jedoch nicht über sich, mit dem Essen anzufangen, bevor Joar Hoo Yah! geflüstert hatte, als hätte sich die Schnauze des Landungsboots geöffnet, als müßten sie

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