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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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jetzt auf den dunklen Strand zustürmen.
    Carl lachte und schüttelte den Kopf. Er flüsterte ebenfalls Hoo Yah! und begann dann mit dem Angriff auf den Tintenfischbrei. Dieser war nicht einmal halb so ekelhaft, wie er aussah.
    »Nun zum Geschäft!« trompetete Da Piemonte, der natürlich als erster den Teller beiseite schob und dann in die Hände klatschte. Das Bedienungspersonal erschien eilig, um den nächsten Gang aufzutragen. »Was haben Sie zu Ihrer Begegnung mit Don Tommaso zu sagen?«
    »Mr. Tommaso war in mancherlei Hinsicht eine bemerkenswerte Bekanntschaft«, begann Carl, während er überlegte, was Da Piemontes Formulierung zu bedeuten hatte. Er hatte nicht gefragt, Was ist passiert?, sondern Was haben Sie zu sagen?.
    »Angesichts der Verwicklungen«, fuhr Da Piemonte fort, »die ich schon geahnt habe, daß Sie also ein paar erbeutete Waffen mitbrachten, scheint er mir kein so bemerkenswerter Mann zu sein. Also. Was haben Sie zu sagen?«
    »Er hat damit gedroht, die Zahl entführter Schweden zu erhöhen. Das könnte einige Vertreter der schwedischen Großindustrie in Rom betreffen, er ließ jedoch die Möglichkeit durchblicken, daß er notfalls auch unser diplomatisches Personal nicht verschonen würde.«
    »Hm. Besorgniserregend«, murmelte Da Piemonte und streckte sich nach seiner Zigarettenschatulle. »Nun, Schlußfolgerungen?«
    »Das betroffene schwedische Personal sollte demonstrativ verstärkten Schutz erhalten«, erwiderte Carl kurz.
    »Selbstverständlich«, bestätigte Da Piemonte ungeduldig, »ich habe aber nicht nach der einfachen operativen Schlußfolgerung gefragt. Unser geschätzter capo ist nicht hinter Lösegeld, sondern etwas anderem her. Hinter was?«
    »Das ist eine kühne Schlußfolgerung, Sir.«
    »Ganz und gar nicht. Das ist selbstverständlich. Don Tommaso hat sich bisher nicht als Großhändler in Sachen Entführung einen Namen gemacht, und folglich ist die Entführung kein Ziel, sondern ein Mittel. Wollen Sie mir sagen, was das Ziel ist, oder wollen Sie es nicht? Vielleicht kennen Sie es auch nicht?«
    »Das sind sehr direkte Fragen, Sir.«
    »Selbstredend. Und wie lautet Ihre Antwort?«
    »Lassen Sie es mich so sagen: Wenn mir die Antwort bekannt wäre und ich Sie Ihnen gäbe, würde unserer Zusammenarbeit vielleicht die Grundlage entzogen werden, da das starke Kräfte in Bewegung setzen würde. Einer der Nebeneffekte wäre, daß man die schwedischen Entführungsopfer töten würde. Ich würde es deshalb vorziehen, den Vorgang etwas hinauszuzögern.«
    »Das ist die Antwort eines Orakels, Comandante.«
    »Ich fürchte ja.«
    »Nun, was ist, wenn wir das Problem von einer anderen Seite her angehen? Was sollte man gegen Tommaso unternehmen?«
    »Man sollte seine Handlungsfreiheit Stück für Stück beschneiden, die Schlinge um sein Vorhaben zuziehen, ihn zu der Einsicht bringen, daß es undurchführbar ist; ihn dazu bringen, den billigsten Ausweg zu wählen, nämlich die Schweden auszuliefern. Anschließend können Sie ihn gern zum Frühstück verspeisen.«
    »Sie denken wie eine ganze Militärakademie, obwohl Sie sich auf Sizilien befinden. Nun ja. Und wie soll man all das praktisch bewerkstelligen?«
    »Ein Schritt wäre, die Entführung öffentlich zu machen und auch den verstärkten Schutz möglicher schwedischer Opfer bekanntzumachen. Der nächste Schritt wäre, öffentlich zu machen, worum es eigentlich geht. Das würde unsere Regierungen unter anderem zwingen, entschiedene und klare Aussagen zu machen. Daß beispielsweise nichts an Italien geliefert werden könne, bevor diese Geschichte geklärt und beendet sei.«
    Ihr Gastgeber - denn er erschien immer mehr als Gastgeber bei Tisch denn als vorgesetzter Verbündeter - wollte gerade etwas sagen, blieb aber stumm, als gewaltige Platten hereingetragen wurden, die natürlich erneut seine Begeisterung weckten.
    »Ah!« rief er aus. »Scaloppine al funghi und spinaci al burro. Ich habe mir gedacht, daß wir heute mal etwas Einfacheres essen. Möchten Sie jetzt Rotwein oder lieber weiter diesen Weißwein aus Menfi? Gar nicht übel, was?«
    Sie blieben beim Weißwein, füllten ihre Mineralwassergläser und kauten eine Weile tapfer drauflos.
    Carl und Joar sahen sich an. Beide hatten das alptraumhafte Gefühl, daß sich alles wiederholte. Gangsterboß oder Kollege - das spielte keine Rolle mehr, sie aßen bei beiden wie Wahnsinnige.
    »Wissen Sie, Comandante, ich möchte keineswegs unhöflich sein oder Ihre Intelligenz beleidigen,

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