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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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wird vulgär-politisch umgemünzt in einen rohen Sozialdarwinismus: Im Kampf »aller gegen alle« überlebe nur die stärkste Rasse, und das meint die eigene.
    Von diesem Gedanken geht die monströse Destruktion aus, die den Nationalsozialismus vorbereitet und ideologisch unterfüttert hat. Aber kaum ein Zeitgenosse ahnt damals schon die Dimension der furchtbaren Gewalt, die in diesem Gedankengut steckt. Fünfzig Jahre später wird dieses Denken sechzig Millionen Tote kosten.
    Wie schon angedeutet, erweist sich der Imperialismus als ein Phänomen, das in einer bestimmten Epoche den Menschen weltumspannend »zustößt«: Sogar das freiheitsliebende Amerika entwickelt zeitgleich mit den Europäern starke imperialistische Tendenzen und zwingt Japan, das seit Jahrhunderten völlig abgeschlossen lebt, mit Kanonenbooten zur wirtschaftlichen Öffnung. Auch Amerika startet seinen Welthandel mit vorgehaltener Waffe. Japan seinerseits lernt schnell von den Imperialisten und richtet seinen erwachenden Expansions- und Machtdrang sogleich aggressiv gegen Korea und China. Die Vereinigten Staaten wiederum versuchen ihre Stellung im pazifischen Raum weiter auszubauen und requirieren Flottenstützpunkte auf Hawaii und Kuba, Puerto Rico und den Philippinen. Mit dem Bau des Panamakanals, der übrigens insgesamt über 28 000 Arbeiter vor allem durch Gelbfieber und Malaria hinrafft und an dem sich zunächst französische Ingenieure die Zähne vergeblich ausbeißen, sichern sie sich ihre starke Stellung in Mittelamerika.
    Die Welt wurde damals verteilt unter den »Starken«. Kaum hundert Jahre ist das jetzt her. Und die Tatsache, dass damals kaum ein Mensch Anstoß daran nahm, lässt erahnen, wie anders doch die Welt war vor den großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Und wie schnell sich Zeiten und Verhältnisse ändern.
    Das Land, das sich heute zur neuen führenden Weltmacht aufschwingt, war vor hundert Jahren noch das am meisten geschundene: China. Kaum eine imperialistische Nation, die sich nicht auf dieses appetitliche Filetstück stürzte. Von Norden fielen die Russen ein, vom Osten stürmte Japan heran, an den Küsten landeten englische, französische und schließlich auch deutsche Kriegs- und Handelsschiffe. Dass das Reich der Mitte eine uralte Nation war und bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. ein funktionierendes Staatswesen besaß, imponierte den europäischen Newcomern und selbsternannten »Herrenvölkern« nicht im Geringsten.
    Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts hatte England China als idealen Absatzmarkt für Opium entdeckt, im Austausch für wertvolle Waren wie Seide und Tee, die es in großen Mengen von hier bezog, aber nicht mit kostbaren Silberdevisen bezahlen wollte. Viel lieber tauschte man gewinnbringend, wenn schon nicht gegen Glasperlen, so doch gegen Opium, das man aus Indien billigst bezog. Als die Chinesen die ruinöse Wirkung des Rauschgifts erkannten und ihre Handelsgrenze schließen wollten, erzwang England im Opiumkrieg 1840 –1842 die weitere Geschäftsbeziehung und heimste bei der Gelegenheit auch noch Hongkong ein. Das Geschäftsmodell machte halb China süchtig, aber die Dealer aus London wurden keineswegs von Skrupeln gequält.
    Jeder Widerstand der »unzivilisierten Rassen« wurde rücksichtslos gebrochen. Als um 1900 ein Aufstand der traditionellen chinesischen Faustkämpfer losbricht, der als »Boxeraufstand« in die Geschichte eingegangen ist, sendet Kaiser Wilhelm II. eine internationale Strafexpedition nach China, der er martialische Worte mit auf den Weg gibt: »Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht! … Und so möge der Name Deutscher in China auf tausend Jahre durch euch in einer Weise betätigt werden, dass niemals wieder ein Chinese es wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen.«
    Geht man heute am Westwall durch die musealen Reste, die an die erste große industriell geführte Völkerschlacht, den Ersten Weltkrieg, erinnern, dann ist man versucht, in sich selbst nachzuforschen, inwieweit nationales Pathos den eigenen Kopf verdrehen könnte. Aber kann man überhaupt, wenn man vom Ausgang des Ersten und Zweiten Weltkriegs weiß, der Spur dieses nationalen Taumels noch fühlend nachgehen und wirklich gerecht urteilen? »Jeder Schuss ein Russ, jeder Tritt ein Brit, jeder Stoß ein Franzos, jeder Klaps ein Japs«, so

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