Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
Vom Netzwerk:
zu Zwangsarbeiten eingesetzten Israeliten. Wir wissen, wie es weitergeht, und Sie kennen die wunderbaren Geschichten von den sieben (oder zehn) Plagen, die Jahwe über Ägypten verhängt, von der Flucht durch das Schilfmeer und den Zehn Geboten, die Moses während des Exodus auf dem Berg Sinai empfängt.
    Historisch ist die Gestalt des Moses nicht fassbar, und auch für die Anwesenheit der Israeliten in Ägypten gibt es keinen nachprüfbaren Beleg. Gesichert ist zwar, dass die Stämme, die später das Volk Israel bilden, um 1200 v. Chr. nach Kanaan einwandern, nicht aber ihre Herkunft. Der Name Israel taucht erstmals auf der ägyptischen Stele des Merenptah um 1220 v. Chr. auf. Die Ereignisse um Moses und den Auszug der »Kinder Israel« sind somit Teil der biblischen, nicht aber der ägyptischen Geschichte.
    Rund 400 Jahre nach der Vertreibung der Hyksos und ein knappes Jahrhundert nach der Schlacht von Kadesch kündigten sich neue Invasoren an: indogermanische Seevölker, denen es gelungen war, die Staaten des östlichen Mittelmeerraums zu zerschlagen und die mit libyscher Unterstützung nun auch Ägypten existenziell bedrohten. In zermürbenden Schlachten und Abwehrkämpfen konnte Ramses III. (1184 –1153 v. Chr.) den ägyptischen Königsthron zwar noch einmal gegen die Eindringlinge sichern, aber es war nur noch eine Frage der Zeit, wann fremde Völker sich des Niltals bemächtigen würden.
    Sie standen, um es unwissenschaftlich auf den Punkt zu bringen, bereits Schlange: Libysche Söldnerfürsten waren 200 Jahre nach den Pyrrhussiegen der späten Pharaonen die Ersten, ihnen folgten Äthiopier, Assyrer, Perser, Makedonier und Römer, alle mit dem Ziel, das Land auszubeuten. Die Kultur des alten Ägypten lebte weiter, aber ihre Tage waren gezählt.
    Noch ein letztes Mal beschwor eine neue, sehr schöne, sehr lebendige, sehr kluge und ehrgeizige Sphinx die Erinnerung an den Gottesstaat der Pharaonen: die ägyptische Königin Kleopatra VII., die Große. Sie wollte eine machtpolitische Allianz mit Rom schmieden und zog zumindest die beiden Römer Caesar und Antonius so in ihren Bann, dass ein altes ägyptisches Sprichwort wahr wurde: »Wer in den Nil schaut, vergisst sein Vaterland.«
    Ein drittes Mal, bei Oktavian, gelang dies nicht mehr. Mit dem Selbstmord Kleopatras 30 v. Chr. endet es endgültig, das jahrtausendealte Imperium der Pharaonen. Die altägyptische Kultur aber endete erst mit der Christianisierung im 4. Jahrhundert.



5. Die Herren der See
    S ie haben es gern antik, aber auch großzügig und komfortabel, vielleicht sogar luxuriös? Sie haben gern alles unter einem Dach – Wohnung, Arbeitsstätte, Ämter, Supermarkt, Freizeitpark? Dann empfehlen wir ein Objekt in Knossos auf Kreta, fünf Kilometer südlich von Heraklion: palastähnliches Gebäude, 20 000 Quadratmeter, vier Etagen, 1400 Räume, zahlreiche Festräume und Bäder, exklusive, ruhige Lage, Baubeginn ab 2000 v. Chr., mehrfach renoviert, ein kleines Königreich, der Stolz eines jeden Immobilienmaklers.
    Sie wollen sich vor Ort informieren? Gern, auch unverbindlich. Ihr neues Heim wird Ihnen gefallen. Aber Vorsicht, seien Sie darauf gefasst, unglaubliche Geschichten zu hören. Von einem Labyrinth zum Beispiel und vom Minotaurus, einem blutrünstigen Monster. Sie brauchen etwas, das Ihnen hilft, solche Gerüchte von der Wahrheit zu unterscheiden. Sie brauchen einen Führer. Nicht nur einen Reiseführer und ein Geschichtsbuch, Sie brauchen auch einen Mythenführer, damit die Welt, in die Sie eintauchen, nicht zum Irrgarten wird.
    Wir empfehlen deshalb nicht den Direktflug nach Kreta. Machen Sie einen Umweg über die Schwäbische Alb. Dort bekommen Sie, was Sie brauchen. Damit können Sie trennen, was Dichtung und was Wahrheit ist.
    Es war eine Herkules-, manchmal sogar eine Sisyphusarbeit, beschwerlich ohnegleichen und mitunter vergeblich. Nicht selten verspürte er Tantalusqualen, sah das Schwert des Damokles über sich schweben oder fühlte sich ins Labyrinth gesperrt wie Theseus, ohne über den berühmten Ariadnefaden zu verfügen, der den kühnen Griechen wieder ans Tageslicht geführt hatte. Immer wieder kam er den Sagenhelden, mit denen er sich beschäftigte, gefährlich nahe.
    Die Rede ist von einem schwäbischen Theologen, der in einer Kraftanstrengung ohnegleichen, die getrost

Weitere Kostenlose Bücher