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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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»Rote Pyramide« in Dahschur machte den Anfang. Dann wurde die königliche Begräbnisstätte nach Giseh verlegt. Die monumentalen Friedhöfe mit rund siebzig Pyramiden für Pharao Cheops und seine Nachfolger erstrecken sich vom Rand der heutigen Metropole Kairo über neunzig Kilometer weit bis zur Oase Faijum in der Libyschen Wüste.
    Die Pyramiden und auch die Gräber, die sich die Könige nach 2000 v. Chr. in den Fels hauen ließen, waren als Festungen gedacht, die den Körper des Verstorbenen vor jedem nur denkbaren Feind schützen sollten. Denn der Tote lebte nach ägyptischem Glauben im Jenseits weiter. Nur durfte sein Körper nicht zerstört werden, damit die Seele zu ihm zurückfinden und sich im erhaltenen Leib stärken konnte. Zu diesem Zweck wurde ein Tisch mit Speisen und Getränken in der Grabkammer aufgestellt.
    Wichtigste Voraussetzung für das jenseitige Leben war es allerdings, durch kunstvolle Balsamierung den Prozess der Verwesung zu verhindern. Die Branche, die vom Leben nach dem Tod lebte, sehr gut lebte, hielt dafür Angebote in verschiedenen Preisklassen bereit. Besonders kostspielig war die Reinigung des Leichnams, die Entfernung der Eingeweide, das Ausspülen und Desinfizieren der Bauchhöhle, das in der Regel siebzig Tage dauernde Natronbad und schließlich das Einwickeln in Baumwollbinden, die mit Pech aus der Libanonzeder getränkt worden waren. Viele dieser Mumien boten und bieten noch immer Stoff für abenteuerliche Geschichten vom Unterhaltungsroman bis zum Hollywood-Kino.
    In der Tat hat die hohe Kunst der Grablegung und der Einbalsamierung gerade manchen ranghohen Toten den Sieg über Verfall und Verwesung und oft auch die Wiederbeatmung durch die Wissenschaft ermöglicht. Aber auch ein ganz anderes Schicksal war an der Tagesordnung: die Plünderung der Gruft, in der der große Pharao vielleicht eine Goldmaske trug und mit einem großen Teil seiner Schätze bestattet worden war. So schnell der Tod auch manchmal war, die Grabräuber folgten ihm auf dem Fuße. Und auch die Löwen oder Löwenfamilien, die gelegentlich mit dem Pharao beerdigt wurden, konnten ihn nicht mehr schützen.
    Die unbestritten berühmtesten Totentempel sind die drei majestätischen Pyramiden von Giseh am Rand der Libyschen Wüste, erbaut von König Cheops, seinem Sohn Chephren und seinem Enkel Mykerinos. Prunkstück der monumentalen Trias ist das Grabmal des Cheops, dessen Regierungszeit – wie die seiner beiden Nachfolger – in die vierte Dynastie fällt und etwa von 2580 bis 2555 v. Chr. dauerte.
    Die Cheops-Pyramide als größte je gebaute Pyramide gilt als das Symbol des Pharaonenreichs schlechthin. Um sie herum wurden vier Schiffe deponiert, von denen eines nach der Ausgrabung vollständig rekonstruiert werden konnte. Ihr Holz kam aus dem Libanon. Ihr Auftrag war es, dem toten König die Fahrt durch die Himmelsgewässer zu ermöglichen. Es darf vermutet werden, dass auch die Planung für den sogenannten Sphinxtempel in Giseh und für den geheimnisumwitterten Sphinx selbst, der aus einem Felskern der für den Pyramidenbau benutzten Steinbrüche modelliert wurde, noch auf König Cheops zurückgeht.
    Der Friedhof um das Weltwunder von Giseh spiegelt den straff organisierten Beamtenstaat, seine Ausrichtung auf den König und auf das jenseitige Reich der Götter. Dieser Götterhimmel, das Pantheon der Ägypter, präsentierte sich schon früh als bunt und reichhaltig. Zuerst traten die göttlichen Mächte in Gestalt von Tieren und Fetischen auf, bevor sie ab etwa 3000 v. Chr. menschliche Züge annahmen, wobei zahlreiche Attribute aus der Tierwelt auch weiterhin verwendet wurden, so der falkenköpfige Horus oder der widderköpfige Amun. Rund 1500 Götter lassen sich heute unterscheiden.
    Immer wieder hatten Perioden der Ordnungs- und Rechtlosigkeit, der inneren Machtkämpfe und der Auseinandersetzung mit ausländischen Invasoren das ägyptische Reich vor historische Herausforderungen gestellt. Epochen des Niedergangs, des Zerfalls und der Auflösung, als »Zwischenzeiten« bezeichnet, wechselten mit den Glanzzeiten des Alten (2850 – 2150 v. Chr.), des Mittleren (2050 –1650) und des Neuen Reiches (1570 –1085).
    Eine der größten Bedrohungen für den Pharaonenstaat waren Invasoren von Nordosten gewesen, die dank einer neuen, von Indogermanen

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