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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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seine Bauten abgerissen. In den Ruinen der mittelägyptischen Stadt Amarna, wo Amenophis IV. seine dem Gott Aton geweihte Residenz errichtet hatte, fanden Ausgräber 1912 eines der berühmtesten Zeugnisse der ägyptischen Kunst: die um 1340 v. Chr. aus bemaltem Kalkstein und Gips gefertigte Modellbüste der Nofretete (ägypt. = die Schöne ist gekommen) mit ihrem charakteristischen hohen Kopfschmuck, nach ihrem Aufenthaltsort »Berliner Nofretete« genannt und in unzähligen Kopien verbreitet, welche sie zur bekanntesten Herrscherin Ägyptens machten.
    Der Sphinx von Giseh sah sein Land nun durch ein anderes Volk bedroht, das den Sphingen in seiner Baukunst und seiner Mythologie großen Raum gewährte. Es waren die Hethiter, die im zweiten Jahrtausend v. Chr. im Osten Kleinasiens ihr Reich Hatti mit der Hauptstadt Hattusa gegründet hatten.
    Ihre Heerführer waren bereits über den Taurus nach Nordsyrien gezogen, hatten dort Aleppo, eine der ältesten und bedeutendsten Städte des Orients, erobert und einen Kriegszug in das südliche Mesopotamien unternommen. Die dritte Großmacht ihrer Zeit neben Ägypten und Babylon richtete den Blick nun zur Mittagssonne und bedrohte das Land am Nil, das seinerseits im vierten Jahr der Regierung von Ramses II. einen Vorstoß nach Vorderasien unternommen und somit den hethitischen Gegenschlag provoziert hatte.
    Die entscheidende Schlacht in der Nähe der für den Nord-Süd-Handel wichtigen Stadt Kadesch am oberen Orontes, die im Jahr 1275 v. Chr. stattfand, hat Ramses II. auf vielfache Weise dokumentieren lassen, nicht nur auf amtlichen Papyri, sondern auch für alle sichtbar auf großformatigen Tempelwänden. Muwatalli, der Hethiterkönig, hatte ein beeindruckendes Heer aus eigenen Truppen und Hilfsverbänden aufmarschieren lassen, darunter 2500 Streitwagen und 37 000 Fußsoldaten.
    Der ägyptische Pharao, der auf Zeugenaussagen zweier Beduinen hereingefallen war, die in Wirklichkeit Spione der Hethiter waren, stieß in der irrtümlichen Erwartung, der Feind sei noch weit entfernt, mit einer kleinen Vorhut bis in den Nordwesten von Kadesch vor. Diese völlige Fehleinschätzung der hethitischen Position führte dazu, dass er sich nach dem überfallartigen feindlichen Angriff nur durch erbitterte Gegenwehr bis zum Eintreffen der Verstärkung halten konnte.
    Es waren nicht die vier Elitedivisionen unter den Götterzeichen Amun, Re, Seth und Ptah, die die Situation entschärften, sondern eine Truppe von Spezialeinheiten, welche dem König vom nahe gelegenen Amurru her zu Hilfe eilten. So endete die Schlacht von Kadesch nicht mit einem Desaster für die ägyptische Armee, sondern mit einem Patt und einem Waffenstillstand. Da der Gottkönig Pharao stets zu siegen hat, wurde das knappe Remis in einen großen Triumph umgemünzt.
    Es folgte eine Friedensperiode von sechzig Jahren, die 1259 v. Chr., also im 21. Jahr der Regentschaft von Ramses II., durch einen – in Hieroglyphen und Keilschrift überlieferten – Staatsvertrag abgesichert und eine kluge Heiratspolitik der beiden Mächte gefestigt wurde.
    Nicht nur durch die Auseinandersetzung mit den Hethitern, sondern auch als einer der größten Bauherren Altägyptens ist Ramses in Erinnerung geblieben. Vier kolossale, 22 Meter hohe Sitzfiguren des Pharaos bilden die Fassade des Großen Tempels von Abu Simbel, den Ramses in Nubien nördlich des zweiten Katarakts am Ufer des Nils, noch ohne Verwendung des Eisens, in den gewachsenen Felsen hauen ließ. Den Amuntempel in Karnak stattete er mit einem dreischiffigen Saal aus, in dem sich 134 als Papyrusbündel gestaltete Säulen erheben, jede mit einem Umfang von mehr als zehn Metern. Das Ramesseum, der mit einem Königspalast verbundene Totentempel des Pharaos, steht in Theben-West.
    Gibt es über Ramses II. ein Höchstmaß an gesicherter Kenntnis, so gilt genau das Umgekehrte für einen Mann, der häufig als sein ärgster Widersacher genannt wird: Moses, Prophet und späterer Gesetzgeber der Israeliten, der sein Volk, das nur an einen einzigen Gott – Jahwe – glaubt, nach Südpalästina in das gelobte Land Kanaan führen wird. Nach biblischer Überlieferung verhandeln Moses und sein Bruder Aaron mit dem Pharao – bei dem es sich auch um Merenptah, den Sohn von Ramses II., handeln könnte – über die Freilassung der im Nildelta

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