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Unterwegs

Unterwegs

Titel: Unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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kümmerte sich um ihn, um seine Stimmungen und seine Ängste. Ich fragte mich, wohin um alles in der Welt sie gehen und was sie tun würden. Sie hatten keine Zigaretten. Ich verschwendete mein ganzes Päckchen an sie, weil ich sie so gern hatte. Sie waren dankbar und höflich. Nie fragten sie, immer bot ich welche an. Montana Slim hatte eigene, gab das Päckchen aber nie weiter. Wir sausten wieder durch eine Kleinstadt voller Kreuzungen, wieder vorbei an Reihen großer schlaksiger Männer in Jeans, die sich um trübe Laternen wie Motten in der Wüste drängten, und die Sterne am Himmel leuchteten rein und hell, weil die Luft immer dünner wurde, während wir die Steigung des westlichen Plateaus erklommen, ungefähr dreißig Zentimeter pro Kilometer, sagt man; und keine Bäume am Horizont verdeckten die tief stehenden Sterne. Einmal sah ich im Vorbeifahren das traurige weiße Gesicht einer Kuh im Gestrüpp an der Straße. Es war wie Eisenbahnfahren, genauso ruhig und genauso geradeaus.
    Irgendwann näherten wir uns einer Stadt, bremsten ab, und Montana Slim sagte: «Ah, Pinkelpause», aber die Farmer aus Minnesota hielten nicht an und fuhren glatt weiter. «Verdammt, ich muss mal», sagte Slim.
    «Häng dich über Bord», sagte einer.
    «Klar, das mach ich», sagte er und schob sich langsam, während wir alle zuschauten, Zentimeter um Zentimeter auf dem Hintern bis an den Rand der Plattform, mit den Händen Halt suchend, so gut es ging, bis seine Beine über die Kante baumelten. Irgendwer klopfte an das Kabinenfenster, um die Brüder aufmerksam zu machen. Sie drehten sich um und lächelten breit. Und gerade als Slim bereit war, anzufangen, gefährlich, wie die Sache sowieso schon war, rissen sie den Lastwagen mit hundertzehn Sachen hin und her. Er fiel auf den Rücken; wir sahen eine Walfischfontäne in die Luft steigen; er rappelte sich auf, bis er wieder saß. Die Brüder ließen den Laster schaukeln. Rrrums , krachte Slim zur Seite und machte sich von oben bis unten nass. Im brausenden Fahrtwind hörten wir ihn leise fluchen, es klang wie das Gewimmer eines Mannes weit draußen in den Hügeln. «Verdammt … verdammt …» Er wusste nicht einmal, dass wir’s mit Absicht getan hatten; er mühte sich ab, grimmig wie Hiob. Als er fertig war, sozusagen, war er zum Auswringen nass, und jetzt musste er wieder den ganzen Weg rutschend und wackelnd zurück, und alle lachten, bis auf den traurigen blonden Kleinen, und in der Kabine brüllten die Fahrer aus Minnesota. Ich reichte ihm die Flasche zur Entschädigung.
    «Teufel», sagte er, «haben die das absichtlich gemacht?»
    «Klar haben sie das.»
    «Oh, verdammt will ich sein, das wusste ich nicht. Ich weiß nur, ich hab’s in Nebraska schon mal versucht, und da war’s halb so schwierig.»
    Plötzlich kamen wir in die Stadt Ogallala, und dort verkündeten die Burschen in der Kabine «Pinkelpause!» , und das sichtlich mit dem größten Vergnügen. Slim stand verdrossen am Laster und trauerte einer verpassten Gelegenheit nach. Die zwei Jungen aus Dakota sagten uns allen goodby und meinten, sie würden sich hier in die Ernte stürzen. Wir sahen sie in die Nacht entschwinden, hinaus zu den Buden am Ende der Stadt, wo noch Lichter brannten und wo, wie ein Nachtwächter in Jeans sagte, die Arbeitsvermittler warteten. Ich musste noch Zigaretten kaufen. Gene und der blonde Junge kamen mit, um sich die Beine zu vertreten. Ich platzte in den unwahrscheinlichsten Laden der Welt, so etwas wie eine einsame Prärie-Eisdiele für die Mädchen und Jungen aus der Stadt. Sie tanzten, jedenfalls ein paar von ihnen, zum Gedudel der Jukebox. Alles verstummte, als wir hereinkamen. Gene und Blondey standen bloß da und starrten vor sich hin; sie wollten nichts anderes als Zigaretten. Dabei gab es sogar ein paar hübsche Mädchen. Und eine von ihnen verdrehte die Augen nach Blondey, aber der Junge merkte es nicht, und hätte er es gemerkt, er hätte sich nichts draus gemacht, so traurig und weggetreten war er.
    Ich kaufte ein Päckchen für jeden von ihnen; sie bedankten sich. Der Lastwagen war startklar. Es ging inzwischen auf Mitternacht zu, und es wurde kalt. Gene, der öfter durchs Land gegondelt war, als er an seinen Fingern und Zehen abzählen konnte, meinte, wir sollten am besten unter der großen Plane zusammenrücken, sonst würden wir erfrieren. Auf diese Art und mit dem Rest der Flasche hielten wir uns warm, während die Luft eiskalt wurde und uns in die Ohren kniff. Die Sterne

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