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Unterwegs

Unterwegs

Titel: Unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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öffnete, und er war splitternackt. Ich sah eine Brünette auf dem Bett, einen wunderschönen sahnigen Schenkel, der von schwarzer Spitze bedeckt war, und sie schaute leicht verwundert herüber.
    «Ah, Sa-a-al!», sagte Dean. «Na, weißt du – äh, hmm – ja klar, da bist du – alter Hurensohn, hast du dich endlich auf die Socken gemacht. Also, na, hör mal – wir müssen – ja, ja, gleich – wir müssen, wirklich, wir müssen! Hör zu, Camille», und er wirbelte zu ihr herum. «Sal ist gekommen, mein alter Kumpel aus New Yor-r-rk, es ist sein erster Abend in Denver und es ist absolut unvermeidlich, dass ich jetzt losziehe und ihm ein Mädchen besorge.»
    «Aber wann bist du zurück?»
    «Es ist jetzt» (Blick auf seine Uhr) «Punkt ein Uhr vierzehn. Ich werde um Punkt drei Uhr vierzehn zurück sein, zu unserer gemeinsamen Stunde der Träumerei, zu einer absolut süßen Träumerei, Schatz, und dann muss ich, wie du weißt und wie ich dir sagte und wie wir vereinbart haben, zu diesem einbeinigen Rechtsanwalt wegen der Papiere – mitten in der Nacht, so seltsam das klingt, und wie ich dir aus-führ-lich erklärt habe.» (Dies war eine Ausrede für sein Rendezvous mit Carlo, der sich noch immer versteckt hielt.) «Also muss ich mich pünktlich in dieser Minute anziehen, in meine Hose fahren, ins Leben zurückkehren, das heißt hinausgehen ins Leben, auf die Straße und was nicht alles, wie wir vereinbart haben, und jetzt ist es ein Uhr fünfzehn , die Zeit rast, sie rast –»
    «Schon gut, Dean, aber bitte, sei wirklich um drei wieder da.»
    «Genau, wie ich sagte, Schatz, und vergiss nicht, drei Uhr vierzehn, nicht drei. Wir verstehen uns doch in der tiefsten und wunderbarsten Tiefe unserer Seelen, liebster Schatz?» Und er lief hin und küsste sie viele Male. An der Wand hing eine Aktzeichnung von Dean, riesiger Schwengel und so, von Camille gezeichnet. Ich konnte es nicht fassen. Alles war so verrückt.
    Und los ging’s, hinaus in die Nacht; Carlo stieß unten in einer Gasse zu uns. Wir durchstreiften die engste, seltsamste und verwinkeltste aller kleinen Altstadtgassen, die ich je gesehen habe, tief im Mexikanerviertel von Denver. Wir redeten mit lauten Stimmen in der schläfrigen Stille. «Sal», sagte Dean, «ich hab da ’ne Kleine für dich, die dich zu dieser Minute erwartet – sie hat frei» (Blick auf seine Uhr). «Eine Kellnerin, Rita Bettencourt, tolles Mädchen, leicht genervt durch ein paar sexuelle Schwierigkeiten, die ich auszubügeln versucht hab, ich glaube, du kommst schon klar damit, du prächtiger weggetretener Daddy, du. Also gehen wir sofort hin – ah, wir müssen Bier mitbringen, nein, haben sie selber – und verdammt!», rief er und schlug sich mit der Faust in die hohle Hand. «Heute Abend muss ich bei ihrer Schwester Mary landen.»
    «Was?», sagte Carlo. «Ich dachte, wir wollten reden.»
    «Jaja, hinterher.»
    «Oh, dieser Denver-Koller!», schrie Carlo zum Himmel hinauf.
    «Ist er nicht der feinste, liebste Kum-pel der Welt?», sagte Dean und stieß mir in die Rippen. «Schau ihn nur an. Schau ihn an!» Und Carlo begann seinen Affentanz durch die Straßen des Lebens, wie ich’s bei ihm so oft und überall in New York gesehen hatte.
    Ich konnte nur noch sagen: «Also, was zum Teufel machen wir eigentlich hier in Denver?»
    «Morgen weiß ich, Sal, wo ich einen Job für dich finden kann», sagte Dean, jetzt wieder in geschäftsmäßigem Ton. «Also hol ich dich ab, sobald ich mich eine Stunde von Marylou freimachen kann, und komme gleich in die Wohnung, wo du bist, und sage Major hallo und bringe dich dann mit dem Bus (verdammt, ich habe kein Auto) zum Camargo-Markt raus, wo du gleich anfangen kannst, und am nächsten Freitag kassierst du deinen Lohn. Wir sind alle bodenlos pleite, wie du weißt. Ich habe seit zwei Wochen keine Zeit mehr gehabt, Geld zu verdienen. Freitag Abend müssen wir drei – Carlo, Dean und Sal, die gute alte Mannschaft – erst mal raus zum Minicar-Rennen, und ich kenne hier in der Stadt einen, der uns hinfahren kann …» Und so weiter und so fort, in die Nacht hinein.
    Wir kamen zu dem Haus, in dem die beiden kellnernden Schwestern wohnten. Die eine, die für mich sein sollte, arbeitete noch. Die Schwester, die Dean für sich haben wollte, war zu Hause. Wir setzten uns auf ihr Sofa. Ich sollte um diese Zeit, so war es vereinbart, Ray Rawlins anrufen. Ich tat es. Er kam sofort herüber. Als er zur Tür hereinkam, riss er sich Hemd und Unterhemd vom

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