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Unterwegs

Unterwegs

Titel: Unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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ist sie!», schrie Dean. «Wow! Geschafft! Und mit dem letzten Tropfen Benzin! Gib mir Wasser! Kein Land mehr! Weiter können wir nicht fahren, weil dahinter kein Land mehr ist! So, Marylou, Schatz, jetzt gehst du mit Sal sofort in ein Hotel und dort wartet ihr auf mich, bis ich mich morgen früh wieder melde, sobald ich endgültige Vereinbarungen mit Camille getroffen und den Franzosen wegen meiner Schicht bei der Eisenbahn angerufen habe, und als Erstes kauft ihr in der Stadt eine Zeitung, wegen der Stellenanzeigen und Arbeitsorganisation.»
    Er fuhr auf die Oakland Bay Bridge zu, die uns nach San Francisco hinüberbrachte. Die Bürogebäude im Zentrum funkelten im Glanz ihrer Lichter; es erinnerte an Sam Spade. Als wir an der O’Farrell Street aus dem Wagen taumelten und die Luft schnupperten und unsere Knochen streckten, war es wie eine Landung nach langer Fahrt auf dem Meer; das abschüssige Straßenpflaster schwankte unter unseren Füßen; geheimnisvolle Chop-Suey-Düfte wehten vom Chinesenviertel herüber. Wir holten unsere Sachen aus dem Wagen und stapelten sie auf dem Bürgersteig.
    Plötzlich nahm Dean von uns Abschied. Er brannte darauf, Camille wiederzusehen und zu erfahren, was passiert war. Marylou und ich standen dumpf auf der Straße und sahen ihm nach.
    «Siehst du jetzt, was für ein Dreckskerl er ist?», sagte Marylou. «Dean lässt dich immer im Regen stehen, wenn es in seinem Interesse ist.»
    «Ich weiß», sagte ich und blickte seufzend zurück nach Osten. Wir hatten kein Geld. Von Geld hatte Dean nichts gesagt. «Wo sollen wir bleiben?» Wir liefen herum, schleppten unsere Lumpenbündel durch enge romantische Straßen. Die Leute hier sahen alle aus wie abgetakelte Filmkomparsen oder verblühte Starlets; abgebrühte Stunt-Männer, Minicar-Rennfahrer, ergreifende kalifornische Gestalten mit ihrer Trostlosigkeit am Ende der Welt, hübsche und dekadente Casanovas, glotzäugige Absteige-Blondinen, Stricher, Zuhälter, Nutten, Masseure und Masseusen, Hotelpagen – ein schräger Haufen, und wie sollte ein Mann unter solchen Leuten sein Geld verdienen?

zehn
    Immerhin, Marylou hatte unter diesen Leuten gelebt – nicht weit vom Rotlichtbezirk –, und ein graugesichtiger Hotelportier gab uns ein Zimmer auf Pump. Dies war der erste Schritt. Dann brauchten wir etwas zu essen und fanden erst etwas um Mitternacht, als wir eine Nachtklubsängerin in ihrem Hotelzimmer besuchten, die ein Bügeleisen, die Platte nach oben, auf einem Drahtkleiderbügel in den Papierkorb hängte und eine Dose Bohnen mit Speck aufwärmte. Durchs Fenster sah ich die blinkenden Neonreklamen und sagte mir: Wo ist Dean, und warum kümmert er sich nicht um uns? Ich verlor in diesem Jahr meinen Glauben an Dean. Eine Woche lang blieb ich in San Francisco, und es war die kaputteste Zeit meines Lebens. Marylou und ich liefen kilometerweit durch die Gegend, auf der Suche nach Geld, nach Essen. Wir besuchten sogar ein paar versoffene Matrosen im Nachtasyl in der Mission Street, die sie kannte; sie boten uns Whisky an.
    Im Hotel lebten wir zwei Tage zusammen. Ich erkannte, dass Marylou jetzt, da Dean von der Bildfläche verschwunden war, keinerlei echtes Interesse an mir hatte; sie wollte durch mich, seinen Kumpel, an Dean herankommen. Wir stritten uns in dem Zimmer. Wir lagen auch nächtelang im Bett, und ich erzählte ihr meine Träume. Ich erzählte ihr von der großen Weltenschlange, die, wie ein Wurm im Apfel zusammengeringelt, in der Erdkugel lag. Eines Tages aber würde sie einen Berg auftürmen, der als Schlangenberg bekanntwerden und sich über hundert Kilometer weit ins Land entrollen und alles auf seinem Weg verschlingen würde. Die Schlange, sagte ich, sei der Satan. «Und was passiert dann?», wimmerte sie und klammerte sich an mich.
    «Ein Heiliger, ein gewisser Doktor Sax, wird kommen und sie mit geheimen Kräutern vernichten, die er in seiner unterirdischen Höhle irgendwo in Amerika in diesem Moment schon zusammenbraut. Es kann sich allerdings auch herausstellen, dass diese Schlange nur eine riesige Hülle voller Tauben ist, und wenn die Schlange stirbt, werden Wolken von spermagrauen Tauben auffliegen und die Friedensbotschaft in alle Welt tragen.» Ich war von Sinnen vor Hunger und Bitternis.
    Eines Abends verschwand Marylou mit einer Nachtklubbesitzerin. Ich wartete, wie verabredet, in einem Hauseingang gegenüber, an der Ecke Larkin und Geary Street, und hatte Hunger, als sie plötzlich aus der Halle eines schicken

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