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Unterwelt

Unterwelt

Titel: Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don DeLillo
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Flanken.
    »Ich will ehrlich sein«, sagt Charlie, »denn was soll das Ganze, wenn wir nicht ehrlich sind?«
    »Na los, Mann.«
    »Ich weiß nicht, ob Sie mir die Wahrheit sagen. Aber der Ball sieht so aus, als könnte er bei einem Spiel der National League im Jahr 1951 benutzt worden sein. Das ist ein Punkt für Sie, wenn auch nur ein kleiner, denn bei Bällen gibt es so'ne und solche, und der hier ist immer noch die Katze im Sack.«
    »Ach, solange sie einem nicht auf den Sack geht.«
    Sie lassen den Flachmann hin und her gehen.
    »Und der andere Punkt, der wichtigere Punkt, ist, daß ich Sie angucke und nicht denke, da seh ich einen Betrüger oder Lügner vor mir.«
    Kurze Pause.
    »Da sind Sie aber der erste«, sagt Manx.
    Sie lachen und halten inne und lachen wieder. Es ist einer dieser Scherze, die zehn oder zwanzig Sekunden nachhallen, an Ort und Stelle herumhüpfen, eine Bedeutung echot in der nächsten, und jetzt geht es nur noch darum, bei dem kleinen Kreuzchen zu unterschreiben.
    »Wieviel?« sagt Charlie.
    Manx guckt weg. So weit war er bei seiner Taktik und seinen Plänen noch gar nicht gekommen, und er weiß nicht wieviel. Aber er merkt, wie er sich verkrampft. Das Pferd hinter ihm zieht die Nase hoch.
    »Das liegt voll und ganz bei Ihnen«, sagt er und hat sofort das unbestimmte Gefühl, betrogen zu werden.
    Charlie hält den Ball jetzt in beiden Händen, preßt ihn unter sein Kinn.
    »Schauen Sie, ich weiß ja nicht, was ich da kaufe«, sagt er. »Das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren. Klar, der Käufer soll aufpassen und so. Aber wir reden doch über ein Ding, das eigentlich Herzenssache ist.«
    Willst du mir hier etwa den Preis drücken, Chef?
    »Voll und ganz bei Ihnen. Denn ich vertraue darauf, daß Sie richtig handeln. Sie wissen beim Baseball Bescheid. Ein Fan. Ich möchte, daß das Ding einem Fan gehört«, sagt Manx.
    Er merkt, wie sein Blick abgleitet, nach innen rutscht, und spürt eine Beklemmung in der Brust.
    Charles. Charles ist plötzlich ganz entscheidungsfreudig. Ein kurzes Verschnaufen, das schon, bei der Erwähnung von Geld. Aber plötzlich schiebt sich Charles an der Mauer hoch, um in seinen Taschen herumzukramen, und ist ganz geschäftig und hektisch.
    Manx setzt den Flachmann an und trinkt.
    Zieht Scheine aus zwei oder drei Taschen und entkrumpelt einen Fünfer und streicht einen Einer glatt. Manx schaut an der Warteschlange entlang, auf die nickenden Köpfe, die Männer mit dem dampfenden Atem in der kalten Luft, Schläfer und Träumer tief in der Nacht.
    Und folgende Summe ist zusammengekommen. Ein Zehner, zwei Fünfer, noch ein Zehner, zwei Einer, ein Quarter, zwei Nickels und ein popliger Dirne.
    Und als Zugabe taucht noch der Kleine aus dem Schlafsack auf.
    Charlie sagt: »Ich möchte, daß Sie das alles nehmen, denn mehr hab ich nicht dabei. Auch das Kleingeld. Das Kleingeld sollen Sie auch kriegen. Denn das Geld für die Karten hab ich hier.« Er schlägt sich auf die Brust. »Und die Autoschlüssel hier.« Er klatscht sich auf den Schenkel. »Und ich möchte, daß Sie ansonsten jeden Nickel aus meiner Tasche kriegen.«
    Manx denkt, na gut. Er versucht die Augen stillzuhalten, während sie zählen. Er denkt, das ist mehr, als er für die Schneeschaufeln gekriegt hätte, die er aus dem Gerätekeller in seinem Haus geklaut hat. Reichlich mehr. Genauer gesagt, verdammt viel mehr.
    Der wütende kleine Kopf ragt aus dem Schlafsack.
    »Ich will jetzt nach Hause«, sagt Chuckie.
    Manx nimmt das Geld. Er leckt an seinem Daumen, um es noch mal zu zählen, alles für den Kleinen. Sagt ihm gutgelaunt ein paar Sachen, versucht, noch einen halben Lacher rauszuleiern.
    Sagt zu Charlie: »Da haben Sie sich ein Souvenir von dem großen Spiel gekauft. Das schreit nach einem Drink, alter Junge.«
    Sie lassen den Flachmann hin und her gehen, und das ist das einzige im Laufe der langen Nacht und des frühen Morgens, das Chuckie zu fesseln scheint, der Anblick von zwei Männern, die direkt aus der Flasche süffeln.
    Halb Seufzen, halb Schmerz in dem Laut, den sie von sich geben, wenn sie den Mund aufmachen, um die Schwaden auszuatmen, mit verkniffenen rosa Augen.
    Charles zieht seine wolligen Brauen hoch.
    »Und jetzt, wo der Ball mir gehört, was mache ich damit?«
    Manx nimmt den Flachmann zurück.
    »Rumzeigen. Erzählen Sie Ihren Nachbarn und Freunden davon. Und dann legen Sie ihn mit den Schmucktellern unter eine Glasglocke. Sie haben doch die durchgedrehten Menschenmengen auf der

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