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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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unglücklich auf einen Stuhl plumpsen, während Greer Dawson geziert nach vorne stolzierte. Sie war heute gekleidet wie aus einer L. L. Bean-Werbung: makellos weißer Rollkragenpullover, blaue Strickjacke und Schottenrock. Es mis s fiel ihr offensichtlich, das Rollenspiel mit Macguire Perkins machen zu müssen. Miss Ferrell wies sie an, sich ans Lehrerpult zu setzen und verschränkte die Arme. Macguire sah Greer trottelig an. Greer schloss die Augen und seufzte tief. Ich hatte den Eindruck, Macguire hätte sich besser bei Barnum und Bailey beworben als bei der Indiana University, aber ich war keine Studienberaterin.
    Gott sei Dank.
    »Mann«, sagte Macguire mit tiefer Stimme. Er legte den Kopf schief und sah Greer verliebt an. »Ich möchte wirklich gerne nach Vassar kommen, wo die Schule jetzt Koedukation hat. Ich möchte die Knicks in New York spielen sehen, und in Columbia komm ich nicht an.« Unter den Zuhörern brach Gelächter aus.
    »Miss Ferrell!« protestierte Greer und schüttelte ihr perfekt g e schnittenes, glattes, blondes Haar. »Er nimmt das einfach nicht ernst!«
    »Tu ich doch!« sagte Macguire. »Ich möchte wirklich ganz eh r lich in deine Schule gehen, Hammer, eh« – er starrte Greer mit aufgerissenen Augen an, und sie zischte abfällig »Miss Dawson.«
    Miss Ferrell bedeutete Greer mit einer Handbewegung, sie solle weitermachen.
    Greers Seufzen war einer Märtyrerin würdig. »Soweit ich sehe, interessieren Sie sich für Basketball, Macguire, und fürs Ausland. Wir haben hier ein einjähriges Austauschprogramm mit dem Au s land, wie Sie wissen. Sind Sie daran interessiert?«
    »Nicht sonderlich«, antwortete Macguire gedehnt mit herunte r gezogenen Mundwinkeln. »Eigentlich hasse ich Spanisch, und Deutsch ist zu schwer. Was mich interessiert, sind Ihre gemischten Wohnheime. Ich habe meine Oberstufenarbeit über sexuelle B e freiung geschrieben.«
    »Macguire, bitte!« rief Miss Ferrell über das amüsierte Gepruste weg. »Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen nicht über Sex, Religion oder Politik sprechen!«
    »Ach je, verdammt, es tut mir leid, Miss Ferrell … also, Politik interessiert mich sowieso nicht.«
    »Macguire!«
    »Also, ich will ohnehin nicht nach Vassar«, griente er. »In Stanford oder Duke komme ich nicht an. Ich will einfach nur nach Indiana.«
    »Ja, und wir haben alle gerade gesehen, wie wahrscheinlich das ist«, gab Miss Ferrell bissig zurück. »Wir wollen zwei andere nach vorne holen. Julian Teller«, sagte sie, »und Heather Coopersmith. Für welche Schule möchten Sie ein Bewerbungsgespräch durc h spielen, Julian?«
    Julian schob sich zwischen den Tischen durch. Er ließ sich auf den Stuhl fallen, auf dem Macguire vorher gesessen hatte, fuhr sich nervös mit den Fingern über sein kurz geschorenes Haar und sagte: »Cornell, für Ernährungswissenschaften.«
    »Gut«, erklärte Miss Ferrell. »Heather«, wandte sie sich an Audreys Tochter, ein dunkelhaariges Mädchen mit dem Gesicht ihrer Mutter, rosa getönten Brillengläsern und schmalen, blassen Lippen, »lassen Sie ihn die Fragen stellen.«
    »Das ist unfair.« Greer Dawson war beleidigt. »Ich hatte gar keine Chance.«
    »Das stimmt, hatte sie auch nicht«, legte ihr Vater los.
    »Die bekommen Sie schon noch«, tat Miss Ferrell den Einwurf ab. »Das ist eine Lernerfahrung für jeden …«
    »Aber die Stunde ist fast vorbei!« kreischte Greer.
    Miss Ferrell riss die Augen weit auf. Ihr sorbetfarbenes Kleid bebte. » Setzen Sie sich, Greer. Gut, Julian, was möchten Sie Heather über Cornell fragen?«
    Aus der Klasse ertönte der Ruf: »Frag sie nach Hauswirtschaft! Kann ich hier lernen, ein guter Partylieferant zu werden?«
    Julian wurde peinlich rot. Mein Herzschlag stockte.
    Julian legte die Zunge an die Oberlippe. »Ich möchte das jetzt nicht machen.«
    Entnervt gab Miss Ferrell auf. »Gut, gehen Sie bitte alle wieder auf Ihre Plätze.« Während des nachfolgenden Stühlerückens und Gedränges erklärte sie: »Herrschaften, halten Sie das Ganze für einen Scherz?« Sie stemmte die Hände in ihre sorbetfarben b e tuchten Hüften. »Ich versuche, Ihnen zu helfen.« Sie ließ ihren Blick durchs Klassenzimmer schweifen. Sie wirkte wie ein Pariser Fotomodell, das man aufgefordert hatte, ärgerlich auszusehen. Und die Klasse nahm sie in etwa so ernst.
    Zu meiner großen Erleichterung läutete es. Miss Ferrell rief: »Gut, die Entwürfe der Bewerbungsschreiben, bitte, bevor Sie gehen, Herrschaften!« Ich flüchtete mich

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