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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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alle schweigend über diese grausamen Aus ­ sichten nach. Dann meinte Audrey kläglich: »Ich kann mir Bennington nicht leisten.«
    Heather warf missbilligend ein: »Du kannst dir das MIT nicht leisten.«
    Audrey schnellte herum und starrte ihre Tochter wütend an. »Musst du immer widersprechen? Ich finde, ich habe ein Wörtchen mitzureden, auf welche Schule meine Toch ­ ter geht. Das habe ich doch wohl verdient, oder?«
    »Ach, Mutter.«
    Als wir an der Kreuzung First Avenue/Mil ­ waukee Street ankamen, warf ich einen flüchtigen Blick über die Straße auf das Kaufhaus Neiman-Marcus. »Hast du gewusst, dass im Gebäude der Buc h handlung früher ein Kaufhaus war?« fragte Audrey heiter, als ich die Betonrampe zu dem Eingang hinauffuhr, den ich auch am Abend des Angestelltenessens benutzt hatte.
    Heather schmollte. Sie hatte seit der Szene wegen des Studie n geldes kein Wort mehr gesagt.
    »Ja«, überlege ich, »ich erinnere mich an die Zeit, als hier ein Kaufhaus war …« Und ob ich mich erinnerte. Ich hatte oft darüber nachgedacht, dass meine Bekanntschaft mit den verschiedensten Kaufhäusern von meiner jeweiligen Fi ­ nanzlage in bestimmten Stadien meines Lebens abhing. Das Neusteter’s war ein teures Kaufhaus aus meiner Amtszeit als Doktorengattin gewesen. Ich hatte der Schmuck-, Kosme ­ tik-, Schuh- und Damenobe r bekleidungsabteilung häufig Besuche abgestattet. Allerdings, das muss ich hinzufügen, waren diese Besuche nicht von überschwän g lichem Glück geprägt, obwohl ich damals dachte, ich würde mich besser fühlen, wenn ich mir für eine astronomische Summe die  Haare machen ließ. Doch das war nie der Fall. Bei meinem letzten Besuch dort hatte ich jedes Mal aufgeschrien, wenn die Friseuse meinen Hinterkopf berührte, weil John Ri ­ chard mich am Abend mit dieser Stelle gegen die Wand ge ­ schleudert hatte. Heute bevo r zugte ich einen schlichten Haarschnitt bei Mark, dem Friseur von Aspen Meadow. Die Freiheit kostet acht Dollar.
    Ich verbannte diese Erinnerungen entschlossen aus mei ­ nem Kopf, als wir die ersten Platten ausluden, die in kon ­ zentrischen Kreisen mit Schokobiscotti und Erdbeeren be ­ legt waren. Audrey sagte, die Türen seien bereits aufge ­ schlossen und ging voraus in die winzige Küche. Sie war insgesamt nicht größer als anderthalb Meter im Quadrat, aber sie würde genügen. Sie war sogar so klein, dass wir den Kaffee ohne Verlängerungskabel aufbrühen konnten. Gott sei Dank.
    »Was mache ich, wenn das Licht ausfällt?« fragte ich Audrey, während ich die große Kaffeemaschine mit Wasser und frischem Kaffeepulver füllte.
    »Das Licht?« Sie sah mich verständnislos an.
    »Als wir beide das letzte Mal diese Gruppe bewirtet ha ­ ben … Sag mir nur, ob es eine Notbeleuchtung gibt.«
    »Komm mit.« Audrey sprach in dem resignierten Ton, den Menschen anschlagen, wenn sie es mit überängstlichen Chefs zu tun haben. Sie führte mich durch ein Labyrinth von Bücherregalen zu einem unbesetzten Schreibtisch. Dort stand eine dieser komplizierten Telefonanlagen mit blinkenden Tasten und klei n gedruckten Anweisungen, wie man Lautsprecherdurchsagen macht und Gespräche durchstellt. Audrey griff geschickt unter die Schreibplatte und brachte eine Taschenlampe zum Vorschein. »Unter je ­ dem Schreibtisch im ganzen Laden ist eine Tasche n lampe, falls durch ein Gewitter oder einen Stromausfall das Licht ausfällt. Zufrieden?«
    »Ja«, sagte ich und kam mir ziemlich blöd vor. »Danke.« Ehe wir uns wieder der Essensvorbereitung zuwenden konn ­ ten, kam eine Buchhändlerin, eine plumpe Frau mit matt ­ weißer Haut und lockigem, schwarzen Haar, zu uns und stellte sich vor: Miss Neil Kaplan. Während Audrey die Ta ­ schenlampe wieder an ihren Platz legte, lud ich Miss Kaplan ein, mit in die Küche zu kommen und ein Biscotto zu pro ­ bieren. Um ihr Gesellschaft zu leisten, aß ich auch eines. Durch die Kruste aus Mandeln und Gebäck sickerte Scho ­ kolade. Herrlich, meinten Miss Kaplan und ich überein ­ stimmend.
    »Die Stühle sind alle aufgestellt«, teilte Miss Kaplan uns mit. »Jetzt müssen wir nur noch die Bücher holen, die der Autor signieren wird. Sie können sich sicher nicht vorstel ­ len, dass das vorkommt, aber es passiert tatsächlich. Wür ­ den Sie mir vielleicht das Rezept für die Biscotti verraten?«
    »Mit Vergnügen.«
    »Sie sollten ein Kochbuch schreiben.«
    »Demnächst.«
    Miss Ferrell stöckelte in einem schwarzen Zeltkleid in die winzige

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