Untitled
aufbauen soll ten. Es blieb mir jedoch erspart, sie zu fragen, wo das Pro blem liege, als ich das allzu vertraute Stimmengewirr der Eltern hörte, die in einen hitzigen Disput verwickelt waren.
»Ach, kommen Sie, Hank. Kein Mensch hat je etwas von Occidental gehört.« Stan Marensky. »Das muss ein Witz sein!«
Audrey flüsterte mir zu: »Ich wette, Hank Dawson hat selbst gerade erst von Occidental gehört. Wahrscheinlich hält er es für ein Chinarestaurant. Vielleicht auch für eine Versicherungsgesel l schaft.«
Ich rieb mir die Stirn und versuchte mich darauf zu kon zentrieren, was zu tun war. Die Dawsons, die Marenskys und Macguire Perkins standen in der Nähe des Autorentisches be i einander. Die Mütter – die kleine, rot gekleidete Caro line und die hagere, elegante Rhoda im Pelzmantel – beäug ten einander wie zwei wilde Tiere in einer Konfrontation auf Leben und Tod. Die Väter – der schlaksige Stan und der vierschrötige, bullige Hank – standen sich steif und dro hend gegenüber. Alle sprühten vor Zorn, und die Luft um sie her knisterte vor Feindseligkeit. Macguire hatte die Augen wie üblich halb geschlossen und beobachtete, wie die verbalen Steinbrocken hin- und herflogen, als sei das Gespräch eine Art sportlichen Wettkampfs.
»Sie wissen einfach nicht, wovon Sie reden«, spie Hank Dawson aus. Er ballte die Fäuste; ich befürchtete schon, dass er sie jeden Moment hochnehmen würde. »Es steht im U.S. News and World Report auf der Liste der fünfundzwanzig be sten Colleges für Geisteswissenschaften. Greer ist ungemein begabt, bei den oberen zehn Prozent ihrer Klasse. Das ist mehr, als Sie von Ihrem Brad sagen können. Was macht er denn überhaupt? Außer Fußbal l spielen, meine ich.«
Zu meinem Entsetzen drehte sich Hank zu mir um und zwinkerte mir zu, als sei ich ganz seiner Meinung. Ich schreckte zurück und schaute mich nach Brad Marensky um, den ich seit unserer Begegnung in der Kirche nicht mehr gesehen hatte. Doch als unsere Blicke sich trafen, sah er fort.
»Wissen Sie, Stan«, fuhr Hank fort, wippte auf den Fer sen auf und ab und sah mit einem selbstgefälligen Lächeln in Stans hageres Gesicht, »Sie können dem Leiter der Zu lassungskommission in Stanford jederzeit einen Nerzman tel schenken, aber ich fürchte, da drüben ist es zu heiß.«
»Ich bin das allmählich so leid v on Ihnen! Wir waren im mer gute Freunde! Und Sie verstehen wirklich rein gar nichts von Colleges.« Stan war bleich vor Wut. » Marmelade für den Vertreter von Stanford! Dass ich nicht lache!«
»Ach ja?« schrie Hank. Sein Gesicht lief rot an wie eine Kirsc h tomate. »Greers Lehrerin in der sechsten Klasse hat gesagt, sie hätte den höchsten Intelligenzquotienten, den sie je festgestellt hätte.«
»Brad war in Förderprogrammen für Hochbegabte, seit er acht ist. Und er ist ein guter Sportler, ist für die Bun desspiele im Fu ß ball und Basketball benannt. Nicht nur für Mädchenv olleyball«, krächzte Stan mit bebenden Nasenflü geln. »Meinen Sie, Sie könnten Greers Chancen mit Ihren blödsinnigen Kampagnen ve r bessern? Wissen die Leute, dass Hank Dawson von der University of Michigan geflogen ist? Ihr Name hat keinen guten Ruf.«
»Ach, Scheiße«, brummte Macguire Perkins. »Oh, Mann«, sagte er und sah sich nach Brad um, der ganz in der Nähe auf einen Stuhl gesunken war, um nicht Zeuge dieses immer erbitterteren Streits zu werden.
»Liebster, hör auf«, protestierte Caroline Dawson. Doch keiner der beiden Männer lenkte ein. Jeden Moment konnte einer eins auf die Nase bekommen. Ich bot dem Grüppchen versuchsweise eine Platte mit Biscotti an. Alle ignorierten mich.
Stan Marensky lächelte breit. Sein hoch aufgeschossener Körper hing drohend über Hank Dawson. »Sie sind nur nei disch, weil Sie wissen, dass Brad bessere Noten hat als Greer …«
»Mann, wen interessiert das denn schon?« warf Macguire Perkins ein.
»Halt die Klappe!« schrien beide Väter den Sohn des Di rektors wie aus einem Munde an.
Macguire hob abwehrend die Hände. »Wow! Ich halt’ mich da raus.« Er schlich davon. Brad Marensky sank elend in sich z u sammen und legte den Kopf in die Hände.
Hank blinzelte zu Stan Marensky hinauf. Er atmete schwer. Statt auf die Bemerkung über den Neid zu antwor ten, wandte er sich im gleichen spöttischen Ton an Stan. »Sechs Generationen von Dawsons haben die University of Michigan besucht. Das ist mehr als Sie von den
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