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unserer Fischerei einzusetzen, und dies in tiefer Achtung vor den Gesetzen, vor allem aber meiner moralischsittlichen Leitlinie gehorchend, haben dazu geführt, daß Sie alle mich als einen Stützpfeiler dieser Provinz betrachten. Das ist mir bewußt und ich erkenne dies in betroffener Bescheidenheit an. Nun hat ein der derzeitigen Regierungsmacht höriger Staatsanwalt eine Ermittlungskampagne über meine Aktivitäten in die Wege geleitet und zu
verstehen gegeben, daß ich
der heimliche Drahtzieher
Gott weiß welcher dunklen
Geschäfte sei!
Und soll ich euch, meine Mitbürger, sagen, woher er den Anstoß für seine Intrige gegen mich bekam, mich, der ich immer und unumwunden klar eine gegentheilige Haltung zu den Vorstellungen derer geäußert habe, die uns heute regieren? Er gründet seine Ermittlungen auf die Worte des in diesen Tagen traurigerweise gerichtsbekannt
gewordenen Giovanni Bovara, welcher sich derzeit in Polizeigewahrsam befindet, weil er frevelhaft den Mord an einem Manne Gottes begangen hat, dem Priester Artemio Carnazza. Ein Verbrechen, das um so abscheulicher ist, wenn man die schändlichen Motive in Betracht zieht, die dazu geführt haben!
Ich frage mich: Welchen
Wahrheitswerth kann das
Wort eines Mörders für einen Staatsanwalt haben? Sind wir wirklich schon so weit gekommen?
Daher fordere ich euch auf, meine Mitbürger, aus euren aufrichtigen und
Ich fordere euch auf,
gemeinsam mit mir für eine
echte und nicht mit
nebulosen Worten
versprochene
Wiederherstellung der
liberalen
fügsamen Herzen jede
Verfassungsgarantien zu Achtung für Männer zu
kämpfen. tilgen, welche unwürdig sind, die hohen Ämter
Nicola Afflitto
wahrzunehmen, welche sie gleichwohl innehaben!
KÖNIGLICHES GERICHT ZU MONTELUSA
Ottavio Rebaudengo
Staatsanwalt des Königs
Im Hause
Montelusa, am 8. Oktober 1877
Signor Staatsanwalt,
soeben erfahre ich aus der Lektüre eines Offenen Briefes von Signor Nicola Afflitto im Wochenblatt »La Concordia«, daß von Ihrem Amte eine Ermittlung eröffnet wurde, welche auf den Äußerungen des Giovanni Bovara basiert, den ich in den nächsten Tagen wegen der Ermordung von Don Artemio Carnazza verhören muß. Ich glaube, es wäre sinnvoll, wenn Sie mir ein Gespräch in dieser Angelegenheit gewähren wollten. Hochachtungsvoll
Giosuè Pintacuda Ermittlungsrichter
»LA CONCORDIA«
Wochenblatt von Montelusa
Herausgeber und Eigentümer:
Salvatore Afflitto
10.Oktober 1877
EXTRABLATT !
Nach dem auf den Seiten dieses Wochenblattes veröffentlichten Offenen Briefes von Signor Nicola Afflitto sind wir in der Fluth der sich dem Aufrufe anschließenden Briefe und Billetts nahezu ertrunken. Stellvertretend für alle veröffentlichen wir den Brief von Dottor Miraglia, Bürgermeister von Montelusa. »Der Unterzeichnete beeilt sich nach Gebühr, Ihnen seine volle Übereinstimmung mit dem von Ihnen Geschriebenen zum Ausdrucke zu bringen.
Das Irrsinnsgerede eines
Einzelnen, noch dazu eines
Mörders, dürfen Sie nicht
als ernsthafte Stimme
betrachten, sofern jemand von anderen Gründen bewegt wird als denen, die sich streng an die Gerechtigkeit halten. Daher macht sich der unterzeichnete
Bürgermeister, indem er Ihnen für das dankt, was Sie zum Wohle Ihrer Mitbürger gethan haben und weiterhin thun werden, zum zuverlässigen Überbringer der Gefühle aller, wenn ich Ihnen ein aufrichtiges Zeugnis der Anerkennung ausspreche, in der Hoffnung, daß Sie taub für nichtswürdige Ränke sind und sich weiterhin zum Wohle aller einsetzen. Der Bürgermeister: Alfonso Miraglia.« Uns haben Briefe erreicht: von Signor Attilio Garbino, Bürgermeister von Favara; vom Gemeinderath von Comitini; vom Gemeinderath von Grotte; vom Klerus der Provinz, repräsentiert durch den Kanonikus Gibilaro; von der Vereinigung des Handels und Gewerbes der Provinz; von Hunderten von privaten Mitbürgern, darunter der Marchese Pinuardi, der Baron Rifirb, der Graf Taetàni, der Marchese Giabbracone, Salvatore Tancamo, John Oates, Hans Gottheil und viele weitere.
Fortsetzung in der
nächsten Ausgabe.
PROF. DR. CAV. DEP. GERARDO CASUCCIO
Mitglied des Parlamentes Montelusa
Anden
Höchstwerthen Signor Großofficier
Salvatore Bonafede
Kabinettschef S.E.
des Justizministers
Rom
Rom, am 12. Oktober 1877
Totò,
in Montelusa hat sich eine äußerst schwierige
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