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einschränkenden Erklärung, daß der Unterzeichnete nichts vom Schachspiel versteht.
Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, daß diese Salbaderei auf sizilianisch vor sich ging, da sich der Bovara weigerte, italienisch zu sprechen, und behauptete, daß er für sich im Sizilianischen die einzige sichere Gewahr sehe, keine Fehler zu machen. Meinen dann folgenden Fragen hat er ein verlorenes Schweigen entgegengesetzt.
Der von dem Unterzeichneten selbst herbeigerufene Arzt, Dottor Ernesto Lojacono, äußerte die Ansicht, daß es nicht möglich sein würde, den Bovara vor Ablauf einer Woche einem Verhöre zu unterziehen. Hochachtungsvoll
Giosuè Pintacuda Ermittlungsrichter
KÖNIGLICHE STAATSANWALTSCHAFT VON MONTELUSA – DER STAATSANWALT DES KÖNIGS
An den Signor
Capitano Francescon Gustavo
Königliches Corps der Finanzpolizei
Montelusa
Montelusa, am 6. Oktober 1877
Kommandant,
ich habe Kenntnis erhalten, daß die »Acheron« genannte Sozietät für die Ausbeutung der »Bucafossa« und »Terranella« genannten Schwefelminen ihren Gesellschaftssitz in der Via Re Ruggero Nr. 18 hat, und zwar in dem gleichen Räume im Erdgeschoß der beiden anderen, in der Vergangenheit bereits festgestellten Sozietäten. Der Gerichtsstandort der Sozietät »Acheron« ist ebenfalls in der Kanzlei des Advokaten Gregorio Fasùlo angesiedelt. Bitte berichten Sie mir baldmöglichst. Mit vorzüglicher Hochachtung
DER STAATSANWALT DES KÖNIGS
Ottavio Rebaudengo
»LA CONCORDIA«
Wochenblatt von Montelusa
Herausgeber und Eigenthümer:
Salvatore Afflitto
8. Oktober 1877
OFFENER BRIEF AN DIE BÜRGER VON MONTELUSA UND PROVINZ
Bürger!
Erinnert ihr euch an die Worte, welche der Deputierte Scoparo auf der Piazza ausgesprochen hat, um die Regierungsübernahme durch die Linke in unserem Lande zu begrüßen? Es ist angebracht, sie hier zu wiederholen. »Nach siebzehn Jahren tritt die alte Regierung zurück und die Oppositionspartei übernimmt die Macht. Die fast schon erloschenen Hoffnungen in Sizilien keimen wieder auf und das unter den glücklichsten Vorzeichen. Auch wir wollen, nicht anders als unsere Gegner, ja mehr noch als unsere Gegner, daß Ordnung und Freiheit das Grundelement für den politischen Bestand unseres Landes darstellen. Wir wollen die Ordnung, weil wir die Freiheit wollen. Wir wollen die Ordnung, doch ohne Gewaltthaten, ohne Ausnahmegesetze, ohne Willkür: wir streben darnach zur Wahrung unserer erworbenen Rechte, und nicht als Vorwand zur Abschaffung der liberalen Verfassungsgarantien und zur Wiedereinführung der Nothverordnungen der alten Regime.«
Dieses sagte der
Deputierte Scoparo.
Doch wir wußten nur zu guth, was Sitte und Brauch der Linken ist! Ozeane von Worten, Dürre der Thaten. Sturmwolken ziehen am Himmel unseres schönen Landes auf und werden sich in verheerenden Gewittern entladen, wenn nicht jeder anständige Bürger seine Stimme des Protestes angesichts der Übelthaten erhebt, welche diese Linksregierung für den Ausdruck von Ordnung und Freiheit hält!
Jeder, der will, kann sehen, in welchen Zustand von Unordnung unsere Provinz nach kaum einem Jahr dieser Linksregierung versunken ist. Die Empörung aller Besitzenden ist an einem Punkte angelangt, daß sie fest entschlossen sind, ihre Minen zu schließen, weil sie von Steuern, Diebstählen und Schmarotzereien gequält werden, zudem in der ständigen Furcht, daß das geförderte Mineral in Brand aufgeht; eine Maßnahme, die an die dreitausend Menschen brotlos auf die Straße setzen würde. Die gleiche Furcht besteht bei den Bauern, welche der Möglichkeit beraubt wurden, sich frei auf ihre Felder zu begeben, es sei denn unter Gefahr für Leib und Leben, was dazu geführt hat, daß die Felder brach liegen und keiner die Arbeit zu verrichten wagt. Ein derartiger Arbeitsmangel beraubt viele unglückliche Menschen ihrer ohnehin schon dürftigen Nahrung, welche sie durch die vorgenannte Arbeit erwarben. Von Handel und Gewerbe rede ich erst gar nicht, denn auch diese sind völlig zerstört worden, dazu kommen noch die Diebstähle, welche durch die Gesetze dieser Regierung und durch ihre abwürgenden Steuern möglich werden. So sieht die Ordnung der Linken aus!
Und was die edle Verpflichtung angeht, den Kodex der »liberalen Verfassungsgarantien nicht zu schließen«, so soll ein Beispiel genügen. Meine bürgerlich-gesittete Arbeitsamkeit, mein Wunsch, mich für die Entwicklung unseres Handels, unserer Landwirtschaft,
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