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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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was fragen, Sue?« fragte Helen schließlich. »Gott, alle reden davon.«
      »Natürlich.« Sue hörte auf zu malen und schüttelte ihre Hand. »Vielleicht sollte ich es jemandem erzählen, damit keine Gerüchte entstehen. Ich habe Tommy gebeten, Carrie mitzunehmen. Ich hoffe, das bringt sie ein bißchen aus sich heraus... stößt ein paar Barrieren um. Ich finde, ich bin ihr das einfach schuldig.«
      »Aber wie stehen wir anderen dann da?« fragte Helen ohne Groll
      Sue hob die Schultern. »Du mußt dir deine eigenen Gedanken über das machen, was wir getan haben, Helen. Ich habe nicht das Recht, den ersten Stein zu werfen. Aber ich will nicht, daß man denkt, ich —«
      »Daß du Märtyrerin spielst?«
      »So was Ahnliches, ja.«
      »Und Tommy macht mit?« Das faszinierte sie am meisten.
      »Ja«, sagte Sue, ohne weitere Erklärung. Nach einer Pause: »Ich nehme an, die anderen halten mich für eingebildet.«
      Helen überlegte. »Na ja... sie sprechen alle darüber. Aber die meisten finden noch immer, daß du okay bist. Wie du sagst, du hast eben deinen eigenen Entschluß getroffen. Da gibt’s allerdings noch eine kleine andersdenkende Gruppe.«
    »Die Leute von Chris Hargensen?«
    »Und die von Billy Nolan. Gott, ist der blöd.«
    »Sie mag mich wohl nicht sehr?« fragte Sue.
    »Susie, sie haßt deinen Mut.«
      Sue nickte und war überrascht, daß sie diese Vorstellung sowohl beunruhigte als auch erregte.
      »Ich hab’ gehört, ihr Vater wollte die Schulleitung vor Gericht bringen, aber dann hat er seine Meinung geändert«, sagte sie.
      Helen hob die Schultern. »Das hat ihr auch keine Freunde eingebracht«, sagte sie. »Ich weiß nicht, was in uns gefahren ist, in jede von uns. Ich habe das Gefühl, daß ich mich nicht einmal selbst kenne.«
      Sie arbeiteten schweigend weiter. Am anderen Ende des Saales stellte Don Barrett eine extrem lange Leiter auf, um die Stahlbalken mit Kreppapier zu umwickeln.
      »Schau«, sagte Helen. »Da geht Chris gerade.«
      Sie sah gerade rechtzeitig auf, um sie in das Büro rechts vom Gymnastikraum gehen zu sehen. Sie trug Hotpants aus weinrotem Samt und eine weiße Seidenbluse — keinen Büstenhalter, so, wie die Dinger vorn herumbaumelten. Sue fragte sich, was Chris da drinnen zu tun haben konnte, wo sich das Festkomitee eingerichtet hatte. Natürlich war Tina Blake im Komitee, und die beiden waren dicke Freundinnen.
      Hör auf damit, schalt sie sich selbst. Willst du, daß sie in Sack und Asche geht?
      Ja, gab sie zu. Ein Teil von ihr wollte genau das.
      »Helen?«
      »Mhm?«
      »Haben die irgend etwas vor?«
      Helens Gesicht wurde zu einer Maske. »Ich weiß nicht.«
      Die Stimme klang unbefangen, allzu unschuldig.
      »Oh«, sagte Sue unverbindlich.
      (du weißt du weißt etwas: verdammt sag es mir)
      Sie malten weiter, keine sprach. Sue wußte, es war keineswegs alles so in Ordnung, wie Helen tat. Das konnte es gar nicht sein; sie würde in den Augen ihrer Kameraden niemals mehr dasselbe goldene Mädchen sein wie früher. Sie hatte etwas Unverzeihliches, Gefährliches getan — sie hatte die Maske abgenommen und ihr Gesicht gezeigt.
      Das Sonnenlicht des Spätnachmittages, warm wie Öl und süß wie die Kindheit, floß durch die hohen, sauberen Fenster des Gymnasiums.
    Aus: Mein Name ist Susan Snell (S. 40):
      »Ich kann einiges von dem verstehen, was zu dieser Nacht geführt haben muß. So scheußlich es auch war, ich kann verstehen, daß zum Beispiel jemand wie Billy Nolan damit zu tun hatte. Chris Hargensen führte ihn an der Nase herum — zumindest die meiste Zeit. Seine Freunde ließen sich von Billy fast ebenso leicht lenken. Kenny Garson, der mit achtzehn von der High School flog, hatte eine hochgradige Leseschwäche. Im klinischen Sinn war Steve Deighan nur wenig mehr als ein Idiot. Einige der anderen waren vorbestraft, einer von ihnen, Jackie Talbot, war schon mit neun Jahren zum erstenmal erwischt worden, als er Taschenlampen stahl. Wenn man eine Sozialarbeiter-Mentalität hätte, könnte man sie alle sogar als unglückliche Opfer der Gesellschaft bezeichnen.
      Aber was kann man über Chris Hargensen selbst sagen?
      Ich glaube, sie hatte von Anfang an nichts anderes im Sinn als die vollkommene Vernichtung von Carrie White...«

    »Das darf ich nicht«, sagte Tina Blake unbehaglich. Sie war ein kleines, hübsches Mädchen mit einer Mähne roter Haare, in die sie wichtigtuerisch einen

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