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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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sich bei der Schule versammelten oder gerade die umliegenden Bars verließen, hatten sich Christine Hargensen und Billy Nolan in einem Zimmer über der verrufenen Kneipe ›Der Kavalier‹ getroffen. Wir wissen, daß sie sich da bereits häufiger getroffen hatten, das steht in den Aufzeichnungen der White-Kommission. Was wir nicht wissen ist, ob ihre Pläne vollkommen und unumstößlich ausgearbeitet waren oder ob sie mehr oder weniger aus dem Stegreif handelten...«

    »Ist es soweit?« fragte sie in die Dunkelheit.
    Er blickte auf die Uhr. »Nein.«
      Schwach drang durch den Fußboden das Dröhnen der Jukebox, die gerade She’s got to be a Saint von Ray Price spielte.
      Dabei ging Chris durch den Kopf, daß der ›Kavalier‹ die Platten nicht gewechselt hatte, seit sie vor zwei Jahren das erste Mal hiergewesen war. Damals hatte sie natürlich im Schankraum gesessen und nicht in einem der schmuddeligen ›Spezialräume‹.
      Billys Zigarette glühte in der Dunkelheit wie das Auge eines bösen Dämons. Sie beobachtete das gelangweilt. Sie hatte ihn erst am vergangenen Montag mit ihr schlafen lassen, nachdem er ihr versprochen hatte, ihr mit seinen Freunden dabei zu helfen, Carrie einen Strick zu drehen, wenn sie es wirklich wagen sollte, mit Tommy zum Fest zu gehen. Aber sie waren schon vorher hiergewesen und hatten ziemlich heiße Stunden verlebt — sie bezeichnete es als schottische Liebe, er etwas vulgär als Trockenschwimmen.
      Eigentlich wollte sie ihn warten lassen, bis er wirklich etwas getan hatte,
    (aber natürlich tat er was
    er hatte das Blut besorgt)
      aber ihr war alles ein bißchen aus den Händen geglitten, und das paßte ihr nicht. Wenn sie sich ihm am Montag nicht freiwillig hingegeben hätte, dann hätte er sie mit Gewalt genommen.
      Billy war nicht ihr erster Liebhaber, aber er war der erste, den sie nicht nach Lust und Laune herumkommandieren konnte. Die Jungen vor ihm waren schlaue Marionetten gewesen mit sauberen Gesichtern ohne Pickel, sie hatten Eltern mit Verbindungen — und dem Mitgliedsausweis des Country Clubs. Sie fuhren ihren eigenen VW oder Javelin oder Dodge Charger. Sie gingen zur Universität oder aufs College in Boston. Sie trugen im Herbst Windjacken und im Sommer enganliegende Hemden mit grellen Streifen. Sie rauchten eine Menge Marihuana und erzählten von den komischen Dingen, die ihnen passierten, wenn sie betrunken waren. Sie behandelten sie alle zuerst wie einen guten Kameraden (alle High-School-Mädchen, egal wie gut sie aussahen, waren Freiwild), und trotteten am Ende keuchend wie geile Hunde hinter ihr her. Wenn sie lange genug getrottet waren und genügend Ausdauer und Freigebigkeit gezeigt hatten, ging sie für gewöhnlich mit ihnen ins Bett. Sehr oft lag sie völlig passiv unter ihnen, weder hindernd noch helfend, bis es vorüber war. Später erreichte sie ihren eigenen Höhepunkt, indem sie sich den ganzen Vorgang noch einmal vorstellte.
      Sie hatte Billy Nolan nach einer Rauschgiftparty in einem Apartment in Portland kennengelernt. Vier Studenten, darunter auch Chris’ Begleiter, waren festgenommen worden, weil sie im Besitz von Rauschgift waren. Chris und die anderen Mädchen wurden nur wegen Mittäterschaft bestraft. Chris’ Vater sorgte dafür, daß seine Tochter aus der Sache rauskam. Er fragte sie, ob sie wüßte, was es für seinen Ruf bedeutete, wenn sie bei einer Razzia festgenommen würde. Sie sagte ihm, sie bezweifle, daß ihn irgend etwas erschüttern könnte, und da nahm er ihr das Auto weg.
      Billy bot ihr eines Nachmittags an, sie von der Schule nach Hause zu fahren, und sie nahm an.
      Er war das, was die anderen Schüler einen schmierigen Kerl nannten. Trotzdem gab es irgend etwas an ihm, was sie erregte, und jetzt, als sie schläfrig in diesem verbotenen Bett lag (aber mit einem erwachenden Gefühl der Erregung und angenehmen Angst), dachte sie, es könnte vielleicht sein Auto gewesen
    sein, zumindest am Anfang.
      Es war so unendlich weit entfernt von den unpersönlichen, anonymen Autos ihrer früheren Verehrer mit den großen Fenstern, den luxuriösen Sitzen mit ihrem unangenehmen Plastikgeruch.
      Billys Auto war alt, dunkel, irgendwie düster. Die Windschutzscheibe war in den Ecken ganz milchig, als bekäme sie den grauen Star. Die Sitze waren lose und unbequem. Bierflaschen rollten und klirrten im hinteren Teil herum (ihre früheren Freunde tranken Budweiser; Billy und seine Freunde tranken Rheingold), und sie mußte ihre

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