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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Georgette.
      Also begann ich zu gehen. Ein Schritt nach dem anderen. Die Straße wurde noch heller durch das brennende Haus. Ich stieg über zwei elektrische Drähte und ging um eine Leiche herum, die nicht viel mehr als ein Knäuel war. Ich — ich — ich mußte schließlich sehen, wohin ich trat. An der Hand der Leiche steckte ein Ehering, aber er war schwarz. Alles war schwarz. Himmel, dachte ich. O mein Gott. Ich stieg über ein anderes Kabel, und dann lagen da ganz plötzlich drei davon. Ich stand einfach da und sah sie an. Ich dachte, wenn ich darüber hinweg käme, wäre alles gut, aber... Ich traute mich nicht. Wissen Sie, an was ich immer denken mußte? An das Spiel, das wir als Kinder spielten: ›Kaiser, wieviel Schritte darf ich gehen?‹ Eine innere Stimme sagte mir, Cora, mach einen Riesenschritt über die stromführenden Kabel auf der Straße. Und ich dachte: Darf ich? Darf ich? Eines der Kabel spuckte noch immer Funken aus, aber die beiden anderen sahen tot aus. Aber genau wußte ich das nicht. Also blieb ich einfach stehen und wartete darauf, daß jemand kam, aber es kam niemand. Das Haus brannte noch immer, und die Flammen hatten sich über den Rasen und die Bäume ausgebreitet und leckten an der Hecke. Aber es kamen keine Feuerwehrautos. Natürlich nicht. Zu dieser Zeit brannte bereits das ganze Westend. Und ich fühlte mich so schwach. Und endlich wußte ich, ich mußte den Riesenschritt wagen, oder ich würde ohnmächtig werden. Also machte ich einen so großen Riesenschritt wie ich nur konnte, und der Absatz meines Slippers landete keinen Zentimeter hinter dem letzten Kabel. Ich zog den zweiten Fuß nach, ging um das Ende eines anderen Kabels herum, und dann begann ich zu rennen. Und das ist alles, woran ich mich erinnere. Als der Morgen kam, lag ich auf einer Pritsche im Polizeigebäude mit einer Menge anderer Leute. Einige davon — nur wenige — waren Kinder in ihren Ballkleidern, und ich fragte sie, ob sie Rhonda gesehen hätten. Und sie sagten... sie s-s-sagten...
      (Kurze Unterbrechung)
      F: Sind Sie persönlich davon überzeugt, daß Carrie White das getan hat?
      A: Ja.
      F: Danke, Mrs. Simard.
      A: Ich würde gerne eine Frage stellen, wenn es erlaubt ist.
      F: Natürlich.
      A: Was geschieht, wenn es noch andere wie sie gibt? Was geschieht mit der Welt?«

    Aus: Als der Schatten explodierte (S. 151):
      »Am Morgen des 28. Mai, um 00.45 Uhr, war die Situation in Chamberlain kritisch. Die Schule, die auf einem ziemlich isolierten Grundstück stand, war ausgebrannt. Die gesamte Innenstadt stand in Flammen. Beinahe alle Wasserleitungen in dieser Gegend waren leer, doch aus dem Wasserreservoir der Deigham Street stand genügend Wasser (allerdings unter schwachem Druck) zur Verfügung, um wenigstens die Geschäftsgebäude jenseits der Kreuzung von Main und Oak Street zu retten.
      Die Explosion von Tonys Citgo-Tankstelle in der oberen Summer Street hatte ein gewaltiges Feuer zur Folge, das bis fast um zehn Uhr dieses Morgens nicht unter Kontrolle zu bringen war.
      In der Summer Street gab es Wasser; es waren nur einfach weder Feuerwehrleute noch Geräte da, um es einsetzen zu können. Die Pumpen von Lewiston, Auburn, Lisbon und Brunswick waren zu dieser Zeit schon unterwegs, aber vor zehn Uhr kam nichts an.
      In der Carlin Street war ein durch herabgestürzte Hochspannungsleitungen verursachtes Feuer ausgebrochen. Es breitete sich langsam auf die ganze Nordseite der Straße aus und erfaßte auch den Bungalow, in dem Margaret White ihre Tochter geboren hatte.
      Im Westend der Stadt, am Fuß des sogenannten Brickyard Hill, ereignete sich das schlimmste Unglück: die Explosion einer Hauptgasleitung und ein dadurch entstandenes Feuer, das fast den ganzen folgenden Tag wütete, ohne daß man es unter Kontrolle bringen konnte.
      Und wenn man sich diese Brandherde auf einem Stadtplan ansieht (siehe gegenüberliegende Seite), kann man Carries Weg nachvollziehen — einen Zickzackweg der Zerstörung durch die Stadt, aber mit einem beinahe sicheren Ziel: nach Hause...«

    Etwas fiel im Wohnzimmer um, und Margaret White setzte sich auf und lauschte. Das Metzgermesser schimmerte schwach im Licht der Flammen. Vor einiger Zeit war der Strom ausgefallen, das einzige Licht kam von dem Feuer am oberen Ende der Straße.
      Eines der Bilder fiel mit dumpfem Aufschlag von der Wand. Einen Augenblick später fiel die Kuckucksuhr herab. Der Vogel gab ein kleines, ersticktes

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