Untitled
erwarten, dass sie sich damit arrangiert?«, erwiderte Jules. »Sie hast du gefragt, ob sie dich heiraten will.«
Schweigen. Es zog sich in die Länge, und Jules wollte sich gerade dafür ohrfeigen, dass er seine Freundin und ehemalige FBI-Teamkollegin Alyssa Locke – offensichtlich ein wunder Punkt – überhaupt erwähnt hatte, da antwortete Max.
»Sie hat oft sogar noch mehr gearbeitet als ich«, sagte er. »Es gab Zeiten, da habe ich mich neben ihr wie ein fauler Sack gefühlt.«
Das konnte Jules nachvollziehen. Wann immer er zur Arbeit gekommen war, egal wie früh es war, Alyssa war immer schon da gewesen. »Eine Weile habe ich gedacht, sie will die Miete sparen und wohnt in ihrem Büro.« Er lachte. Und wurde wieder ernst. »Spaß beiseite – dir ist doch klar, dass sie die Arbeit als Kompensation benutzt hat, oder? Ich meine, jetzt, wo sie im zivilen Bereich arbeitet – was ihr übrigens sehr viel Spaß macht – nimmt sie sich tatsächlich auch mal einen Tag frei. Ganze Wochenenden. Sie und Sam haben sich ein Haus gekauft – eine totale Bruchbude. Sie wollen alles selbst renovieren.«
»Das ist ja …« Max lachte. »Wie würde Sam sagen? Scheiß-un-glaublich.«
»Sie ist sehr glücklich«, sagte Jules.
Max nickte. »Das freut mich. Sie hat die richtige En t scheidung getroffen – mich nicht zu heiraten.«
»Weil … du sie in Wirklichkeit gar nicht geliebt hast?«
»Oh Gott, ich weiß nicht«, erwiderte Max. »Wenn man liebt, hat man dann das Gefühl, man braucht starke Medik a mente? Als würde man gleich explodieren, weil man eine r seits dieses Mädchen haben, sie gleichzeitig aber auch b e schützen will – und man muss sich für eines von beiden en t scheiden, und man schafft weder das eine noch das andere, und es dreht einem den Magen um, und man macht absolut wahnsinnige Sachen, und am Schluss gibt es nur Lei d tragende? Scheiße.«
Jules legte in gespielter Nachdenklichkeit den Finger an die Wange. »Hmmm, ich werte das mal als ein Nein«, sagte er. »Dass du Alyssa nicht wirklich geliebt hast, denn wenn du Mädchen sagst, dann sprichst du in der Regel von Gina, und, mein Süßer, hallo, die Gina, die ich kenne, ist eine hunder t prozentige Frau. Du musst dich so langsam in ein mensc h liches Wesen aus Fleisch und Blut verwandeln und ein bis s chen weniger wahnsinnig werden, okay? Hör auf, sie als etwas zu sehen, was sie nicht ist.«
Max warf ihm einen eisigen Blick zu. »Ich soll also einfach aufhören, Gina als Mädchen zu sehen und dann wird alles gut? Und wir leben glücklich bis an unser Lebensende?«
»Du kannst niemals glücklich sein, wenn du dir nicht er laubst, glücklich zu sein«, sagte Jules. »Wenn du nicht en d lich einsiehst, dass du nicht jedem einzelnen Erdenbürger das Leben retten kannst. Menschen sterben, Max. An jedem Tag. Du kannst sie nicht alle retten, aber ein paar davon schon. Es sei denn, du bringst dich durch Überarbeitung selber um. Dann rettest du nur … Moment mal, kurz addieren, übertrage die Null … also, ich komme auf gar niemanden.«
»Und wenn einer der Menschen, die ich retten möchte, Gina wäre? Wenn ich möchte, dass sie … ich weiß auch nicht, es besser hat – verdammt, das ist nicht das richtige Wort …«
Aber Jules hatte bereits angebissen. »Besser als was?« Er ließ ein durch und durch angewidertes Schnauben hören. »Besser als mit einem Mann zusammenzuleben, der, ich zitiere irrsinnig verrückt nach ihr‹ ist? Mit einem Mann, der sich den Respekt und die Bewunderung jedes einzelnen Menschen erworben hat, der mit ihm zusammengearbeitet hat – darunter nicht weniger als drei verschiedene Präsidenten der USA? Mit einem Mann, der sogar mit Körpergeruch noch sexy ist? Komm schon, Max, wie viel besser musst du denn noch werden? Aus meiner Sicht brauchst du vor allem eins: eine richtig, richtig gute Therapie.«
»Nein«, sagte Max. »Nicht … ich meine anders. Weniger … ich weiß nicht, schwierig. Weniger …« Er schloss die Augen. Stieß den Atem aus. »Ich sehe in die Zukunft und sehe, wie ich ihr wehtue. Und … oh Gott, ich sehe, wie sie mir wehtut. Es ist unvermeidlich. Aber ich kann mich auch nicht von ihr losreißen. Ich werde da reingehen …«Er deutete auf das immer noch leblos daliegende Haus auf der anderen Seite des Platzes. »… und sie rausholen und werde sie nach Hause bringen und sie niemals loslassen. Bis es nicht mehr anders geht. Bis zum unausweichlich gebrochenen Herzen.«
Okay. Eine ganze Zeit lang
Weitere Kostenlose Bücher