Untitled
über die Straße zu fliegen – wobei ihm seine Wut als Antriebskraft gedient hätte – und ein körpe r großes Loch in die Mauern des Gebäudes zu sprengen, in dem Gina und Molly gefangen gehalten wurden – oh, bitte, himmlischer Vater, lass sie da drin sein.
Und Jules wusste, dass Max, sollte sich herausstellen, dass Paul Jimmo Gina ohne ihr Einverständnis auch nur berührt hatte, dessen Grab aufspüren, seine Leiche ausbuddeln, ihn zum Leben erwecken und den Schweinehund noch einmal von vorne umbringen würde.
Als Molly aus dem Badezimmer kam, nahm Gina gerade das metallene Bettgestell auseinander, indem sie mit bloßen Händen die Schrauben und Muttern löste.
»Wir haben nur eine einzige Chance«, sagte, sie und reichte Molly ein unhandliches Rohr, an das noch der Bettfuß und eine kleine Rolle angeschraubt waren. Es war geformt wie ein längliches L und als Halterung für das Unterteil des Bettes gedacht. Dadurch war es nur schwer zu greifen. »Wir müssen bereit sein. Du solltest dich unbedingt anziehen. Deine Sachen sind zwar noch nass, aber wir müssen jederzeit loslaufen können.«
»Aber die haben doch Waffen«, meinte Molly. Sie ve r suchte das Metallstück wie einen Baseballschläger über die Schulter zu heben und sich zum Schlag bereit zu machen. Es war schwer, aber war es wirklich schwer genug, um einen ausgewachsenen Mann damit bewusstlos schlagen zu können?
»Eine Waffe, Singular«, korrigierte Gina.
»Das wissen wir nicht.« Die Matratze lehnte an der Wand, also zog sich Molly einen der Stühle heran, die drüben in der Ecke unter einem kleinen Tisch standen.
»Als Emilio das letzte Mal hereingekommen ist, da war seine Pistole überhaupt nicht zu sehen. Vielleicht hat er ja gar keine Munition«, sinnierte Gina, die noch nie die wenig e r freuliche Erfahrung gemacht hatte, dass auf sie geschossen wurde. »Er hat keinen einzigen Schuss abgegeben, auch nicht in Hamburg, als auf uns gefeuert wurde.«
»Er könnte aber auch jede Menge Munition haben.« Molly ließ sich auf den Stuhl sinken. Sie hatte immer noch ziemlich weiche Knie. Und schließlich würde er nur zwei Kugeln b e nötigen, um drei Leben auszulöschen.
»Aber vielleicht auch nicht.« Gina strahlte Entschlosse n heit aus. »Und falls das so sein sollte, dann kann uns nur unsere Angst hier festhalten.«
»Die und der wütende Kleine draußen im Flur, der mit dem Stemmeisen«, erinnerte sie Molly.
Gina zögerte. »Du findest, er war wütend?«
»Entweder das oder er hat eine schlimme Verstopfung.« Während sie geduscht hatte – vorsichtig und aufgrund ihrer Naht an der Brust immer nur einige wenige Körperstellen benetzend –, hatte Gina sie sowohl über die neuesten Wel t nachrichten als auch über die eher lokalen Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten. Die geheimnisvollen Menschen, die hinter Grady Morant her waren, hatten also Emilios Frau en t führt und dadurch einen Teufelskreis der Schmerzen g e schaffen.
»Zieh dich an«, wiederholte Gina, die ganz offenkundig nur noch eines im Kopf zu haben schien. »Ich meine es ernst, Mol, auch deine Turnschuhe. Sobald du so weit bist, mache ich diese Tür da auf. Wir wissen ja nicht einmal, ob Stem m eisen-Boy wirklich noch da draußen steht. Und wenn …« Sie umfasste ihr eigenes Metallrohr, das ebenfalls eine Metallrolle besaß.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich eine Hilfe sein werde«, sagte Molly, als sie in ihre noch feuchten Hosen stieg. »Mir ist immer noch schwindelig. Und schlecht. Und anderen Leuten den Schädel einzuschlagen ist eigentlich auch nicht so mein Ding.«
»Du solltest noch etwas essen.« Gina machte ein paar Schritte auf die Konservendosen zu.
Oh, würg. »Nein, eigentlich, bitte, lieber nicht«, sagte Molly.
»Wir nehmen am besten etwas davon mit«, beschloss Gina. Sie nahm einen der Kissenbezüge vom Bett und packte die Dosen hinein. »Ich weiß ja, dass dir die Vorstellung, jemand anderem wehzutun, nicht behagt, aber die Alternative ist …«
»Ich kenne die Alternative«, antwortete Molly ihrer Freundin, während sie die Schnürsenkel ihrer Turnschuhe zuband. Jones – tot. Oder noch schlimmer. Sie beide und dazu ihr Baby – tot. Oder noch schlimmer. »Und ich werde z u schlagen, wenn es sein muss. Das kannst du mir ruhig glauben. Ich wollte damit nur sagen, dass ich wahrscheinlich nicht besonders gut darin bin.« Sie setzte sich wieder hin. »Aber ich bin immer noch nicht überzeugt davon, dass wir gegen diese Pistole auch
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